Mercedes-Blitzstarter jubelt in Sotschi erstmals. Hamilton ist chancenlos.
Valtteri Bottas hat am Sonntag in den WM-Zweikampf zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton eingegriffen. Der finnische Mercedes-Pilot holte in Sotschi den ersten Grand-Prix-Sieg seiner Formel-1-Karriere. Bottas setzte sich in der Olympiastadt von 2014 knapp vor Ferrari-Star Vettel durch. Teamkollege Lewis Hamilton kam hinter Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari nicht über Rang vier hinaus.
Zuletzt in Bahrain war Bottas bereits aus der Pole Position ins Rennen gegangen, musste dann aber zweimal dem schnelleren Hamilton Platz machen. In Russland legte er mit einem sensationellen Start den Grundstein für seinen Premierentriumph. "Das hat eine Weile gedauert", scherzte der 27-Jährige am Funk. 81 Grand Prix musste er auf seinen ersten Sieg warten, den Pokal erhielt er aus den Händen von Russlands Präsident Wladimir Putin.
Der angekündigte Machtwechsel von Mercedes zu Ferrari als das Team, das es zu schlagen gilt, blieb vorerst aus. Dabei waren die Italiener in allen Trainings im Sotschi Autodrom die Schnellsten gewesen. Vettel baute seine WM-Führung auf Hamilton dennoch auf 13 Zähler aus. Bottas folgt 23 Zähler zurück auf Rang drei. In der Konstrukteurs-Wertung eroberte Mercedes um einen Punkt die Führung von Ferrari zurück.
Bottas: Raketenstart als Schlüssel
"Wir haben einen schwierigen Saisonstart gehabt. Ferrari ist hartnäckig, aber wir machen immer weiter", versicherte Bottas. Der Finne war erst kurz vor der Saison als Nachfolger des zurückgetretenen Weltmeisters Nico Rosberg von Williams zu Mercedes gewechselt. "Es war eine ungewöhnliche Möglichkeit, so kurzfristig hier zu diesem Team zu kommen. Ich habe eine gute Lernkurve gehabt."
Mit einem Raketenstart von Platz drei überholte Bottas die beiden aus der ersten Reihe ins Rennen gegangenen Ferraris, fuhr ihnen in der Anfangsphase auch davon. Der Reifen baute am "Silberpfeil" bei den hohen Temperaturen am Schwarzen Meer aber wie erwartet etwas schneller ab als am Ferrari. Vettel holte auf, kam aber trotz eines späteren Boxenstopps nicht an Bottas vorbei.
Im Finish holte der Deutsche mit etwas frischeren Pneus noch einmal deutlich auf, war mehrmals knapp innerhalb des Ein-Sekunden-Fensters. Zu einer echten Attacke kam es aber nie. Am Ende fehlten Vettel 0,617 Sekunden auf seinen dritten Sieg im vierten Saisonrennen.
Vettel: "Haben das Rennen verloren"
"Ich habe alles versucht, um Valtteri noch zu schnappen", sagte der Ferrari-Star. "Aber eigentlich haben wir das Rennen am Start verloren." Dabei sei dieser nicht einmal so schlecht gewesen. Jener von Bottas war einfach zu gut. Sein Teamkollege Hamilton hatte das gesamte Rennen über mit Temperaturproblemen zu kämpfen. Der Engländer fuhr erstmals seit Juni des Vorjahres in einem Rennen, das er beendete, nicht auf das Podest.
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"Das Auto hat überhitzt. Aber zumindest hat Mercedes gewonnen und Valtteri war vor den Ferraris", sagte der dreifache Weltmeister. "Ich freue mich für ihn." Gleiches galt für die Mercedes-Führung, die Bottas vorerst für ein Jahr ins Boot geholt hat. "Die Erleichterung war wirklich riesengroß", sagte Teamchef Toto Wolff nach dem spannenden Finale im ORF-Interview. "Es war so eng mit dem Verkehr hinten raus."
Bottas behielt aber auch bei den Überrundungen kühlen Kopf. "Keinen Fehler, kann man sagen", erklärte auch Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda auf RTL. Mercedes gewann auch die vierte Auflage des Russland-Grand-Prix. Erstmals siegte in Sotschi nicht der Pole-Position-Mann, der erstmals seit Singapur 2015 Vettel geheißen hatte.
"Bullen" weit entfernt vom Podest
Der deutsche WM-Leader holte den 90. Podestplatz seiner Karriere, auf den ersten Russland-Sieg muss er aber weiter warten. Teamkollege Räikkönen fuhr zu seinem ersten Podestplatz der Saison. Vom zweiten Podium 2017 weit entfernt war Red Bull. Max Verstappen landete trotz Problemen mit der Wasserpumpe, die erst kurz vor dem Rennen provisorisch behoben worden waren, auf Rang fünf. Teamkollege Daniel Ricciardo schied mit einem Bremsproblem bereits in der Anfangsphase aus. Auf den langen Geraden hatten sich die Bullen ob ihres PS-Nachteils ohnehin nicht viel ausgerechnet.
Noch deutlich schlechter erging es Fernando Alonso. Der zweifache Ex-Weltmeister schaffte es im inferioren McLaren-Honda nicht einmal an den Start, sondern blieb bereits in der Aufwärmrunde liegen. Der Spanier sah dadurch auch im vierten Saisonlauf nicht das Ziel, die Force-India-Piloten Sergio Perez und Esteban Ocon dagegen holten als Sechster und Siebenter auch in diesem WM-Punkte.
Lokalmatador Daniil Kwjat kam im Toro Rosso nicht über Rang zwölf hinaus, sein Teamkollege Carlos Sainz jr. wurde Zehnter. Das nächste Rennen steht in zwei Wochen in Montmelo bei Barcelona auf dem Programm.