Alles viel Schlimmer
Stinkefinger-Eklat um Vettel
28.03.2012
0 Punkte in Malaysia, nur Platz 6 in der WM. Beim nächsten GP droht Rückversetzung am Start.
Millionen TV-Zuschauer hörten zu, wie Vettel in der letzten Malaysia-Runde von Renn-Ingenieur "Rocky" Rocquelin aufgefordert wurde, aufzugeben: "Retire your car, retire your car!" Lass dein Auto stehen!
Doch Vettel legte sich mit dem eigenen Kommandostand an, brachte seinen Boliden ins Ziel und erklärte: "Ich wollte die Zielflagge sehen, ich finde, das gehört sich so." Niki Lauda: "Als zweimaliger Weltmeister kann er sich das leisten."
Hinter Bullen-Funkspruch verbarg sich ein Trick
Möglich, dass Vettel seine sportlich faire Aktion noch bereut. Denn hinter dem Funkspruch verbarg sich ein Trick: Wäre Vettel nicht ins Ziel gekommen, hätte er das leicht defekte Getriebe ohne Sanktion wechseln dürfen. Sonst ist das erst nach drei Rennen erlaubt.
Heißt: Sollte Red Bull für den nächsten GP in Shanghai (15. April) auf Nummer sicher gehen und ein neues Getriebe einbauen, wird Vettel in der Startaufstellung um fünf Plätze rückversetzt. Das schmerzt!
Auch Red-Bull-Teamchef Chris Horner ist sauer: "Wir werden darüber sprechen müssen." Und zwar noch in dieser Woche. Nach dem Stress der vergangenen Tage darf Vettel kurz heim in die Schweiz zu Freundin Hannah.
Vettel muss zum Rapport - und für China-GP trainieren
Dann muss er im Red-Bull-Werk in Milton Keynes zum Rapport antanzen. Dort werden die Taktik-Füchse Horner und Motorsportchef Helmut Marko noch ein ernstes Wörtchen mit Vettel sprechen. Und während man im Werk alles daran setzt, den neuen RB8 zu optimieren (Horner: "Wir haben das Auto erst zu 60 Prozent verstanden"), wird Vettel am Simulator für den China-GP in Shanghai trainieren. Sein Problem: Die weichen Pirelli-Reifenmischungen, die Vettel in den ersten beiden Saison-Qualifyings zuschaffen machten, lassen sich kaum simulieren. So muss Vettel bis zum ersten Training in Shanghai am 13. April warten, bis er wieder richtig Gas geben darf.
"Vettel hat ein Reifen-Problem"
ÖSTERREICH: Herr Lauda, bleiben Sie bei Ihrem Tipp, dass Vettel heuer wieder Weltmeister wird?
Niki Lauda: Ich trau mich derzeit überhaupt nix vorherzusagen. Malaysia hat gezeigt, dass sich von Stunde zu Stunde alles radikal verschieben kann, dass sich kein Team richtig auskennt. Da war es ja nur nass, und plötzlich sind die überlegenen McLaren nicht über den 3. Platz hinausgekommen. Es ist einfach nichts vorhersehbar. Aber für den Sport ist es gut: Besser kann man eine Saison nicht beginnen.
ÖSTERREICH: Warum ist Vettels Überlegenheit plötzlich dahin?
Lauda: Er hat ein Reifenproblem. Der arme Hund bringt es nicht zusammen, sich auf den weichen Reifen g'scheit zu qualifizieren.
ÖSTERREICH: Verstehen Sie, dass er sich dem Boxenfunk widersetzte?
Lauda: Er hat gesagt: Warum soll ich jetzt stehen bleiben? Er hat dem Publikum und der Fairness zuliebe das Rennen zu Ende gefahren. Als zweimaliger Weltmeister kann er sich das leisten.
ÖSTERREICH: Glauben Sie, dass der Sensations-Zweite Sergio Perez noch diese Saison im Ferrari sitzen wird? Lauda: Natürlich kann ich mir das vorstellen. Aber ich würde Teamchef Peter Sauber davon abraten, den Burschen schon jetzt ziehen zu lassen. Sauber braucht Erfolge, die ihm Sponsoren bringen. Mit Perez hat er die endlich.
(okk)