Entscheidung in Austin möglich
Super-Vettel steht vor WM-Hattrick
05.11.2012
Bereits beim nächsten GP könnte sich Sebastian Vettel zum F1-Weltmeister krönen.
Nach der historischen Aufholjagd in Abu Dhabi
haben auch die letzten Kritiker zugegeben, dass Sebastian Vettel ein würdiger dreimaliger Formel-1-Weltmeister
wäre. Der 25-jährige Deutsche machte am Sonntag bei seiner Sensations-Fahrt auf Platz drei gleich 21 Plätze gut und geht mit zehn Punkten Vorsprung auf Fernando Alonso ins vorletzte Rennen. In knapp zwei Wochen könnte damit in den USA der Titelgewinn bereits sichergestellt werden.
Presse zieht Hut vor Vettel
"Es gab Zweifel, ob Sebastian Vettel einen dritten Formel-1-Titel verdient. Aber nun nicht mehr", würdigte die britische Zeitung "Daily Mail" den deutschen Red-Bull-Piloten, der nach seiner Tankpanne und dem Start aus der Boxengasse das "Rennen bei den Hörnern gepackt" und das Feld gleich zwei Mal von ganz hinten aufgerollt hatte. Nach dem spannendsten Formel-1-Rennen seit langer Zeit kann Vettel womöglich schon am 18. November den historischen Titel-Hattrick bei der Premiere der Formel 1 in Austin und in seinem 100. Grand Prix feiern.
Im Idealfall ist Vettel nur noch 308,896 Kilometer vom erneuten Triumph entfernt: Als nächstes stehen 56 Runden auf dem nagelneuen Circuit of the Americas im US-Bundesstaat Texas an. Nach der denkwürdigen Aufholjagd von Abu Dhabi ist das Selbstvertrauen des 99-maligen Grand-Prix-Starters unerschütterlich. "Es hat uns gezeigt, dass wir selbst dann erfolgreich sein können, wenn mal nicht alles nach unseren Plänen läuft", schrieb Vettel auf seiner Homepage nach dem Wahnsinns-Rennen als Abschluss eines turbulenten Wochenendes.
"Das Rennen seines Lebens"
"Er muss der glücklichste Mensch in der Formel 1 sein", befand Rivale Lewis Hamilton, der seinen McLaren in Führung liegend wegen eines technischen Defektes hatte abstellen müssen. Das britische Blatt "The Sun" titelte am Montag: "Sebastian Vettel ist das Rennen seines Lebens gefahren." Die italienische "La Gazzetta dello Sport" schwärmte: "Herzschlagduell in der Wüste. Was für ein Kräftemessen zwischen Vettel und Alonso." Und Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali gab zu: "Wir wussten, dass er da sein würde."
Vettel kündigte Wunder an
Wie Vettel da war, verblüffte sogar die eigene Mannschaft. Dass der 25-Jährige als Dritter hinter Fernando Alonso und Überraschungs-Sieger Kimi Räikkönen ins Ziel kam, hatte sein Teamchef Christian Horner nicht mal zu träumen gewagt, wenngleich ihm sein Star-Pilot schon vor dem Start prophezeit hatte: "Ich seh' dich nachher auf dem Podium." Horner urteilte nachher, es sei eines der besten Rennen in Vettels Karriere gewesen. "Man sieht einfach: Er ist ein großartiger Racer, ein fantastischer Fahrer, ein fantastischer Champion."
Titel schon in Austin möglich
Wird Vettel aber schon in Austin der dritte Fahrer, der dreimal in Serie die WM gewinnen kann? Bisher gelang das nur den beiden Ikonen Juan Manuel Fangio (insgesamt fünf Titel) und Michael Schumacher (7). Die Rechnung ist simpel, aber die Umsetzung nicht einfach: Vettel braucht 15 Punkte mehr als Alonso im vorletzten Saisonlauf. Sprich: Vettel muss mindestens Dritter werden, dann müsste Alonso aber leer ausgehen. Nur zweimal passierte das in den bisherigen 18 Grand Prix. Dabei fiel der Ferrari-Fahrer jeweils wegen einer Karambolage aus. Kam der Spanier ins Ziel, kam er auch in die Punkteränge.
Wie üblich: Alonso twittert Kampfansage
Getreu dem Motto, sonntäglich twittert das Murmeltier, verkündete der Weltmeister von 2005 und 2006 nach seinem ebenfalls starken Auftritt auf dem Yas Marina Ciruit seine neueste Krieger-Weisheit: "Ein Samurai arbeitet ohne Unterlass, ohne die geringste Ermüdung oder ohne sich auch nur im geringsten entmutigen zu lassen, bis er das Ziel erreicht hat."
Vor dem Duell im Wilden Westen gönnt sich Vettel nach der Heimreise in die Schweiz kaum Ruhe. Nach ein bisschen Durchatmen am Dienstag geht es schon wieder ins Werk nach Milton Keynes, um den 5,516 Kilometer Kurs von Austin im Simulator Runde für Runde besser kennenzulernen. "Wichtig ist, dass man immer weiß, worauf es ankommt und dass man, egal ob man gerade in den Himmel gelobt oder eine schwere Phase hat, immer ganz fest mit beiden Beinen am Boden bleibt und auf das Wesentliche schaut", betonte Vettel.