Alonso gewinnt
Tank-Trottel Massa stiehlt Alonso die Show
26.09.2008
Wieder ein gefährlicher Tank-Unfall in der Formel 1. Diesmal erwischte es Ferrari-Pilot Felipe Massa. Den Sieg holte sich Ex-Weltmeister Alonso auf Renault.
Dabei hätte es bei diesem Boxenstopp in der 15. Runde (Safety Car-Phase nach Piquet-Crash) noch viel schlimmer kommen können: Das Team gab zu früh grünes Licht, Massa riss beim Wegfahren dann nicht nur den Benzinschlauch aus der Verankerung, sondern verletzte auch einen Ferrari-Mechanikerbeim Wegfahren. Zu guter letzt entging Massa in der Boxengasse nur knapp einem Crash mit einem Konkurrenten, den der Brasilianer beim Rausfahren übersehen hatte. Erst am Ende der Boxengasse merkte Massa, dass er noch den Benzinschlauch am Wagen hängen hatte - die Ferrari-Mechaniker brauchten Minuten, um den Wagen wieder fahrtauglich zu machen. Folge: Massa wurde mit einer Boxendurchfahrtsstrafe versehen und konnte danach nicht mehr um den Sieg mitkämpfen. Teamkollege Kimi Räikkönen machte das Ferrari-Dilemma komplett. Der Weltmeister kämpfte zwar bis zum Schluss um Platz vier, zerstörte seinen Renner aber vier Runden vor Schluss an der Mauer und ist damit wohl endgültig aus dem WM-Rennen.
Alonso triumphiert
Nicht einer der WM-Favoriten, sondern der seit über einem Jahr sieglose Fernando Alonso hat am Sonntag in Singapur von Platz 15 aus das erste Nachtrennen der Formel-1-Geschichte gewonnen. Der spanische Renault-Glücksritter siegte nach 61 Runden und zwei Safety-Car-Phasen überraschend 2,9 Sek. vor Nico Rosberg im Williams sowie 5,9 vor Lewis Hamilton (McLaren). Der drittplatzierte Engländer hat vor den letzten drei Rennen damit wieder 7 Punkte Vorsprung auf Felipe Massa, weil der brasilianische Pole-Mann in seinem Ferrari nach seinem kuriosen Tankunfall als 13. punktlos blieb.
Jubiläumssieg
Alonso bejubelte zwei Stunden vor Mitternacht seinen 20. GP-Sieg, den ersten seit dem noch im McLaren gefeierten Triumph am 9. September 2007, trotzdem nicht ganz so gestenreich wie die früheren. Wohl im Wissen darum, dass ihm an diesem Abend auch viel Glück zum ersten und historischen Sieger eines Flutlicht-Rennens gemacht hatte.
"Fantastisch. Das erste Podium und dann gleich der erste Sieg, ich kann es kaum glauben", freute sich der 27-jährige Doppelweltmeister aus Oviedo natürlich dennoch. "Ich werde einige Tage brauchen, um das zu realisieren", sagte der Spanier, der nach zwei Trainings-Bestzeiten im Qualifying einen Benzinpumpenschaden erlitten hatte und nur von Platz 15 gestartet war." Ich hatte Samstag Pech und dafür Glück im Rennen", meinte Alonso schulterzuckend.
Auch Rosberg im Glück
Zu den Glücklichen der Nacht zählte hingegen neben Alonso auch Rosberg. Zwar hatte ihn das Boxen-Tohuwbohu zunächst in Führung gespült, aber das nur, weil er wie Robert Kubica im BMW verbotener Weise in die gesperrte Boxengasse gefahren war. Trotz der dafür ausgesprochenen Stop-und-Go-Strafe,schaffte es der Weltmeister-Sohn erstmals auf Platz zwei.
"Ich hatte wirklich Glück im Unglück", gestand Rosberg, der im Finish von Hamilton nicht mehr attackiert wurde, obwohl nach einem späten Unfall von Adrian Sutil eine zweite Safety-Car-Phase das Feld erneut zusammengeführt hatte. "Ich habe nicht mehr volles Risiko genommen. Das waren wichtige Punkte", erklärte der Engländer, der im Wissen um das Ferrari-Out nichts mehr riskierte und mit einer 84:77-Führung gegenüber Massa in die letzten drei Rennen in Japan, China und Brasilien geht. "Ich hatte vor Singapur nur einen Punkt Vorsprung und die Ferraris waren hier absolut top. Das heute war für uns wirklich wichtig", gab sich Hamilton abgebrüht.
Vettel wieder bester "Bulle"
In einem sehenswerten Flutlicht-Rennen mit fantastischen TV-Bildern und kuriosen Szenen wie jener von Massa oder der seines Landsmannes Rubens Barrichello, der nach seinem Out den Helm ins Wasser schmiss, brachte auch Red Bull zwei Autos in die Punkteränge. Bester war Monza-Sieger Sebastian Vettel im Toro Rosso, der als beachtlicher Fünfter das Feld der gleich vier Deutschen in den Top-6 abrundete. Routinier David Coulthard, dem fast ein ähnliches Tank-Missgeschick wie Massa passiert war, holte als Siebenter zwei Punkte für Red Bull Racing.
Toyota-Protest abgewiesen
Das Endergebnis des Formel-1-Rennens von Singapur war nicht offiziell. Grund war ein Protest von Toyota gegen Toro Rosso, weil Sebastian Vettel den deutschen Toyota-Fahrer Timo Glock in der Boxenstraße behindert haben soll. Die Szene war im TV nicht zu sehen gewesen und musste über interne Kamera-Aufnahmen studiert werden. Die Renn-Kommissäre lehnten den Protest schließlich aber ab.
Foto: (c) AP
Endergebnis
1. Fernando Alonso (ESP) Renault 1:57:16 Stunden
2. Nico Rosberg (GER) Williams-Toyota + 2,957 Sek.
3. Lewis Hamilton (GBR) McLaren-Mercedes + 5,917
4. Timo Glock (GER) Toyota + 8,155
5. Sebastian Vettel (GER) Toro-Rosso-Ferrari + 10,268
6. Nick Heidfeld (GER) BMW-Sauber + 11,101
7. David Coulthard (GBR) Red-Bull-Renault + 16,387
8. Kazuki Nakajima (JPN) Williams-Toyota + 18,489
9. Jenson Button (GBR) Honda + 19,885
10. Heikki Kovalainen (FIN) McLaren-Mercedes + 26,902
11. Robert Kubica (POL) BMW-Sauber + 27,975
12. Sebastien Bourdais (FRA) Toro-Rosso-Ferrari + 29,432
13. Felipe Massa (BRA) Ferrari + 35,107
14. Giancarlo Fisichella (ITA) Force-India-Ferrari + 43,571
15. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari + 4 Runden
WM-Stand (nach 15 von 18 Rennen)
1. Lewis Hamilton (GBR) McLaren-Mercedes 84 Punkte
2. Felipe Massa (BRA) Ferrari 77
3. Robert Kubica (POL) BMW-Sauber 64
4. Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 57
5. Nick Heidfeld (GER) BMW-Sauber 56
6. Heikki Kovalainen (FIN) McLaren-Mercedes 51
7. Fernando Alonso (ESP) Renault 38
8. Sebastian Vettel (GER) Toro-Rosso-Ferrari 27
9. Jarno Trulli (ITA) Toyota 26
10. Timo Glock (GER) Toyota 20
11. Mark Webber (AUS) Red-Bull-Renault 20
12. Nico Rosberg (GER) Williams-Toyota 17
13. Nelson Piquet jr. (BRA) Renault 13
14. Rubens Barrichello (BRA) Honda 11
15. Kazuki Nakajima (JPN) Williams-Toyota 9
16. David Coulthard (GBR) Red-Bull-Renault 8
17. Sebastien Bourdais (FRA) Toro-Rosso-Ferrari 4
18. Jenson Button (GBR) Honda 3
Stand Konstrukteurs-WM
1. McLaren-Mercedes 135
2. Ferrari 134
3. BMW-Sauber 120
4. Renault 51
5. Toyota 46
6. Toro-Rosso-Ferrari 31
7. Red-Bull-Renault 28
8. Williams-Toyota 26
9. Honda 14
Foto: (c) AP