Pressekonferenz

Teamchefs wüten: Hier fliegen die Fetzen

23.03.2018

Mega-Zoff in der Königsklasse: Zwischen den Teamchefs ging es heiß her.

Zur Vollversion des Artikels
© Getty
Zur Vollversion des Artikels

Der Gedanke einer rivalisierenden Rennserie zur Motorsport-Königsklasse machte zwei Tage vor dem Auftaktrennen in Melbourne erneut die Runde. Nachdem Ferrari-Patron Sergio Marchionne die Drohung ausgesprochen hatte, die Scuderia könnte die Formel 1 verlassen, legte Teamchef Maurizio Arrivabene nach. "Mein Vorsitzender weiß sehr gut, wovon er spricht", sagte der Italiener. "Nehmt ihn bitte ernst."

Marchionne hatte die Drohung des Ferrari-Ausstiegs vor dem Hintergrund der laufenden Verhandlungen über die Zukunft der Formel 1 ventiliert. Wenn die DNA der Rennserie verloren ginge, würden die Italiener ernsthaft überlegen abzuspringen, hatte der Fiat-Chrysler-Boss gemeint.

Die Formel 1 steht vor wichtigen Weichenstellungen. Wie die Antriebseinheiten ab der Saison 2021 aussehen sollen, ist ebenso weitgehend unklar wie die künftige Preisgeldverteilung, nachdem das aktuelle Concorde-Agreement zum selben Zeitpunkt ausgelaufen sein wird. Massive Einschnitte - wesentlich vereinfachte Motoren, weniger Geld für die Topteams - sind weder für Ferrari noch für Mercedes vorstellbar.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gab sich diplomatisch. "Es ist klar, dass die aktuellen Strukturen, wie die Regeln gemacht werden, nicht funktional sind. Es liegen zu viele unterschiedliche Meinungen und Agenden auf dem Tisch, und wir müssen das für 2021 auf die Reihe bekommen - aus bestem Interesse für den Sport", sagte der Österreicher am Freitag in Melbourne. "Wir haben mindestens noch drei Jahre in diesem Sport zusammen."

Red-Bull-Teamchef Christian Horner plädiert entsprechend der Linie seines Arbeitgebers für eine radikale Vereinfachung beim Motor. Gegen den Widerstand von Ferrari und Mercedes sei das allerdings schwierig umzusetzen. "Diese beiden Teams sind die einzigen, die sich auf irgendetwas einigen können", merkte der Brite an. Horner stößt sich auch daran, dass Ferrari und Mercedes im Fall Laurent Mekies offenbar auf derselben Seite stehen.

"Das ist inakzeptabel"

Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass Ferrari den hochrangigen FIA-Mitarbeiter engagierte, wobei Mekies seine Arbeit Ende September aufnehmen soll. Der Franzose war im Motorsport-Weltverband lange Zeit Sicherheitsbeauftragter und stellvertretender Formel-1-Rennleiter. Das sorgte für Aufsehen - noch dazu, weil vor einigen Monaten schon ein ähnlicher Fall aufgetaucht war.

Damals kommunizierte Renault die Verpflichtung des FIA-Technikdirektors Marcin Budkowski. Beide besitzen Insiderwissen über die aktuellen Autos. In der Strategiegruppe sei die Angelegenheit Budkowski besprochen worden. "Jedes Team hat es inakzeptabel gefunden", erklärte Horner, laut dem Konsens darüber herrschte, dass künftig eine Warteperiode von zwölf Monaten eingehalten werden müsse, bevor ein FIA-Mitarbeiter zu einem Formel-1-Team wechselt.

Ferrari habe diese Vereinbarung nun mit der Mekies-Verpflichtung gebrochen. Meetings würden "sinnlos, wenn wir uns nicht auf etwas einigen und danach handeln können", echauffierte sich Horner.

Vorwürfe über Vorwürfe

Arrivabene wollte hingegen nichts von einer Vereinbarung wissen. "Ich habe Kommentare gehört über ein angebliches, sogenanntes Gentlemen's Agreement. Ich denke, das sind nur Kommentare. Denn so etwas wie ein Gentlemen's Agreement ist verboten", verteidige sich der Italiener.

Horner zeigte wenig Verständnis: "Wir waren uns einig, dass kein Anwalt der Welt einen Vertrag aufsetzen könnte, um es durchzusetzen. Aber es war klar, dass sich die Teams zu mindestens zwölf Monaten Arbeitssperre bekennen." Arrivabene wiederum warf dem österreichischen Rennstall Indiskretion vor. "Bevor wir in der Strategiegruppe getagt haben", betonte er, "haben wir eine Vereinbarung unterschrieben, die es uns verbietet, öffentlich darüber zu sprechen, was dort Gegenstand ist."

Wolff war bemüht, die Wogen zu glätten und bezeichnete den Seitenwechsel von Mekies wortwörtlich als "keine große Sache".

Zur Vollversion des Artikels