Junior-Bullen-Teamchef Franz Tost zieht nach 3 Rennen erste Bilanz.
Er ist Österreichs Teamchef in der Formel 1 - und ein recht erfolgreicher noch dazu. Franz Tost hat aus dem italienischen Minardi-Nachfolger Scuderia Toro Rosso ein solides Mittelklasse-Team geformt, das jederzeit für WM-Punkte gut ist. Nach dem GP von Malaysia sprach der 54-jährige Tiroler über die Herausforderungen als von Red Bull unabhängiger Konstrukteur, die Qualität der neuen Teams und darüber, warum ihn anhaltende Verkaufsgerüchte kalt lassen.
Frage: Sind sie mit dem bisherigen Saisonverlauf zufrieden? Das Ziel
war ein Platz im vorderen Mittelfeld.
Tost: "Wir sind sehr
froh, dass wir am Wochenende durch Jaime Alguersuari unsere ersten Punkte
geholt haben. Zuvor hätte ich nicht zufrieden sein können. Denn das
Einzige, das zählt, sind immer die Ergebnisse. Alles andere
interessiert mich nicht. Pech oder Glück gibt es nicht, es gibt nur
Vermögen und Unvermögen."
Frage: Sie haben im Vergleich zum Vorjahr Personal aufgestockt. Ist dieser
Prozess bereits abgeschlossen?
Tost: "Wir haben uns beim
Personal absichtlich einen Puffer gelassen. Wir können noch Leute
einstellen. Wir wollten zuerst schauen, wie es uns beim erstmaligen
Designen eines völlig eigenen Autos geht. Wo noch Defizite bestehen,
werden wir noch Fachkräfte hereinholen, aber sie müssen auch zum Team
passen. Der Prozess wird sich bis August oder September hinziehen."
Frage: Wie ist es Ihnen beim Designen des eigenen Autos - gänzlich ohne
Ideen von Red
Bull Technologies - gegangen?
Tost: "Überraschend gut,
denn das Zeitfenster, das wir zur Verfügung gehabt haben, war klein.
Wir haben die bestehende Infrastruktur gut und effizient genützt - wie
effizient, das werden nur die weiteren Resultate zeigen. Das ist das Schöne
an der Formel 1: Man sieht jede zweite Woche, ob man gut oder schlecht
gearbeitet hat."
Frage: Die drei neuen Teams liegen noch deutlich zurück. Wie lange wird
es dauern, bis sie eine ernsthafte Gefahr darstellen?
Tost: "Das
Niveau im Mittelfeld und ganz vorne an der Spitze ist in der Formel 1 sehr
hoch. Das dauert mindestens ein bis zwei Jahre, bis sie diesen Status
erreichen. Es geht um das Zusammenspiel von 200 bis 300 Leuten, das geht
nicht von heute auf morgen."
Frage: Sie haben selbst ein kleines Team konkurrenzfähig gemacht. Was ist
dabei der springende Punkt?
Tost: "Man braucht die richtigen
Leute, aber man braucht sie auch in den richtigen Positionen. Sie müssen
zusammenarbeiten, ohne ihr eigenes Ego heraushängen zu lassen. Es gibt einen
Unterschied im Umfeld zwischen den großen und den kleinen Teams. Manche
haben vielleicht ein bisschen andere Voraussetzungen."
Frage: Würden Sie Ihren großen Bruder Red Bull bereits zu einem der etablierten
Topteams wie McLaren oder Ferrari zählen?
Tost: "Auf
jeden Fall. Red Bull hat sich im letzten Jahr zu einem absoluten Topteam
herausgemausert. Sie arbeiten auf einem sehr, sehr hohen Level - das zeigen
auch die Resultate. Sie haben neben der Infrastruktur auch das nötige
Personal. Das hat bei ihnen aber auch Zeit gebraucht, genauso ist das bei
uns."
Frage: Denken Sie, dass Red Bull dieses hohe Level langfristig halten kann,
wenn die wichtigsten Köpfe beisammenbleiben?
Tost: "Wenn
Stabilität beibehalten wird, und mit einem Sebastian
Vettel als Fahrer, glaube ich, dass sie sehr lange eine große Rolle spielen
werden. Red Bull hat sich ganz oben festgesetzt. Sie haben auch die
Ressourcen dafür."
Frage: Um Ihr Team hat es immer wieder Verkaufsgerüchte gegeben. Wie sehr
beunruhigt Sie das und vor allem Ihre Mitarbeiter?
Tost: "Es
gibt keine Unsicherheit im Team, es hat zu viele Meldungen gegeben in der
Vergangenheit. Da hat auch nicht immer alles gestimmt. Alles andere
entscheiden sowieso Red Bull und Dietrich Mateschitz. Wie der Stand der
Dinge ist, müssten Sie schon ihn fragen. Ich lasse mich nicht von etwas
aus dem Konzept bringen, das ich sowieso nicht beeinflussen kann."