Ferrari-Star triumphiert in Australien. Auch weil Mercedes Fehler macht.
Dank eines perfekt platzierten Boxenstopps hat Sebastian Vettel Ferrari den ersten Formel-1-Sieg seit mehr als 18 Monaten beschert. Mit seinem 43. Grand-Prix-Erfolg fügte der Deutsche Mercedes in Melbourne eine schmerzliche Niederlage zu, Lewis Hamilton und Valtteri Bottas flankierten den Vierfach-Weltmeister bei der Siegerehrung. "Local hero" Daniel Ricciardo erlebte einen Sonntag zum Vergessen.
"Dieser Sieg ist für euch alle", bedankte sich Vettel noch im Auto auf Italienisch. "Was für ein Ferrari", rief der Wahlschweizer. Zuletzt hatte er für die Scuderia am 20. September 2015 in Singapur gewonnen. Als Vettel aus dem Auto stieg, näherte er sich der wartenden Ferrari-Crew springend und wurde überschwänglich geherzt. Im Pressezentrum applaudierten italienische Journalisten. Es war für das Traditionsteam der 225. Sieg in der Formel 1.
"Es ist noch ein langer Weg, aber jetzt sind wir erst einmal überglücklich", bekundete Vettel. "Ich habe versucht, den Druck immer aufrechtzuerhalten. Es war ein großartiges Rennen, ich habe es sehr genossen." Er verwies Hamilton um 9,9 Sekunden auf den zweiten Platz, Platz drei ging an Bottas.
"Massive Probleme mit Reifen"
Hinter dem zweiten Ferrari von Kimi Räikkönen belegte Max Verstappen im Red Bull den fünften Platz. Der Rennstall von Energy-Drink-Unternehmer Dietrich Mateschitz war an diesem Wochenende nur die dritte Kraft hinter Ferrari und Mercedes und hatte offensichtlich große Probleme mit dem Grip.
"Ich muss Ferrari und Sebastian gratulieren. Ferrari war heute nicht zu schlagen", zeigte sich Hamilton als fairer Verlierer. "Wir hatten heute einfach massive Probleme mit den Reifen", erklärte der Brite, warum der Mercedes an diesem Tag nicht ganz rund lief. Dennoch erreichte er einen weiteren statistischen Meilenstein: Zusammen mit Rekordchampion Michael Schumacher ist Hamilton der einzige Pilot mit über 3.000 Führungsrunden.
"Wir haben es nicht geschafft, die Reifen in dem sehr engen Fenster zu halten, das sie jetzt haben. Das ist heuer anders als letztes Jahr", meinte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Schlechtes Timing beim Stopp
Ausschlaggebend für das Resultat war aber auch ein taktischer Patzer beim Timing des Boxenstopps von Hamilton. In der 18. Runde wechselte der Engländer die Reifen und wurde danach lange genug vom vor ihm fahrenden Verstappen aufgehalten, so dass Vettel nach seinem Stopp vor Hamilton blieb. Emotional haute Wolff in dem Moment mit der Faust auf sein Pult.
"Nach den Daten, die wir in dem Moment gehabt haben, haben wir geglaubt, es gibt das Risiko eines Undercuts", erläuterte der Wiener die Entscheidung zum frühen Stopp. "Wir haben gehofft, dass Max früher an die Box kommen würde. Und wir haben nicht gewusst, wie lange Sebastian draußen bleibt. In dem Moment hat alles dafür gesprochen." Faktum aber auch für Wolff: "Wir haben nicht die Pace im Auto gehabt."
Erstmals nach 2013 gab es zum Saisonauftakt in Australien keinen Mercedes-Sieg. "Wir werden stärker zurückkommen. Wir werden jeden Stein umdrehen", kündigte Wolff an. "Am wichtigsten ist der Weckruf in der Früh, und Australien ist das erste Rennen", warf Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda ein. "Es ist nur ein Rennen, das kann in Shanghai schon wieder ganz anders ausschauen."
Bitterer Arbeitstag für Ricciardo
Die beiden Toro Rosso von Carlos Sainz und Daniil Kwjat fuhren als Achter bzw. Neunter in die Punkteränge. Red-Bull-Pilot Ricciardo schied einen Tag nach seinem Qualifying-Unfall mit einem technischen Gebrechen aus, auch der McLaren von Fernando Alonso ging k.o.
Ricciardo hatte sich seinen Heim-Grand-Prix definitiv anders vorgestellt. Schon lange vor dem Start blieb das Getriebe seines Red Bull im sechsten Gang stecken, laut Teamangaben war ein defekter Sensor schuld daran. In der Box wurde fieberhaft gearbeitet, das Auto wieder flott zu bekommen, was mit zwei Runden Verspätung auch klappte. Auf den Tribünen brandete Jubelgeschrei auf, als der Australier auf die Strecke rollte. Doch nach einem Benzindruck-Problem hielt der Red Bull nur bis zur Halbzeit des Rennens durch.
Die Rufe vieler Fans wie auch der neuen Formel-1-Eigentümer nach spannenderen Rennen mit mehr Action wurden in Australien noch nicht erhört. Überholmanöver waren selten und passierten hauptsächlich im Mittelfeld.