Formel 1

Vettel jüngster Doppel-Weltmeister

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Sebastian Vettel fuhr beim Japan-GP auf Platz 3, Button siegte.

Der heißersehnte Japan-Sieg ist Sebastian Vettel zwar nicht gelungen, dennoch steht der 24-jährige Deutsche seit Sonntag als jüngster Doppelweltmeister der Formel-1-Geschichte fest. Der Red-Bull-Pilot musste sich in Suzuka trotz Pole Position hinter Jenson Button (McLaren) und Fernando Alonso (Ferrari) mit Platz drei zufriedengeben, ist vier Rennen vor Schluss aber endgültig nicht mehr einzuholen. In Japan hätte ihm selbst bei einem Button-Sieg schon Platz zehn genügt.

Vettel ist zum zweiten Mal Weltmeister



Weltmeister war den Tränen nahe

"Ich danke jedem Einzelnen. Wir haben es wieder geschafft", funkte ein den Tränen naher Vettel noch aus dem Auto an seine Boxen-Crew. Nicht einmal ein Jahr nach dem Finalthriller in Abu Dhabi, als Vettel im letzten Rennen die Fahrer-WM erstmals an sich gerissen hatte, wäre er liebend gerne mit seinem zehnten Saisonsieg zum erneuten Titelgewinn gerast. So fuhr der WM-Führende im 15. Saisonrennen zumindest zum 14. Mal auf das Podest. Mit nun 324 Zählern und 114 Punkten Vorsprung auf Button steht Vettel damit als neuerlicher Weltmeister fest.

Reifenprobleme verhinderten Sieg im Japan-GP

Für den erhofften dritten Sieg auf seiner Lieblingsstrecke, wo er in den vergangenen zwei Jahren von der Pole aus gewonnen hatte, hätte der mit Reifenproblemen kämpfende alte und neue Champion aber an diesem Tag auf die Boxenstopps "verzichten" müssen. Denn beim zweiten fiel er hinter Button zurück, beim dritten wurde er auch noch von Alonso überholt. "Wir waren auf den weichen Reifen leider nicht so schnell wie erhofft", erklärte Vettel später.

Platz drei unmittelbar vor seinem Teamkollegen Mark Webber war letztlich das Optimum. Damit wurde auch die Entscheidung in der Konstrukteurs-WM vertagt, auch wenn diese nun für Red Bull Racing in einer Woche in Südkorea wohl nur noch abzuholen ist. "Hier Weltmeister zu werden ist fantastisch. So viel will man in diesem Moment sagen. Aber ich bin in erster Linie nur unendlich dankbar. Das Team arbeitet so hart", sagte Vettel.

Pole-Position mit allen Mitteln verteidigt

Der Champion tat alles, um seinen zweiten Titel mit Stil zu holen. Die am Samstag um neun Tausendstel erkämpfte Pole Position verteidigte er am Start bei 24 Grad Celsius und trockener Piste wie ein Löwe, zog allerdings so hart nach rechts, dass Button auf den künstlichen Rasen musste. Ein hartes, aber regelkonformes Manöver, für das es trotz der Button-Proteste auch keine Strafe gab.

Schon als DRS freigegeben wurde, war Vettel außer Flügel-Reichweite des auf Platz zwei vorgestoßenen Button-Teamkollegen Lewis Hamilton. Als Hamilton in der achten Runde als erster zum Reifenwechsel kam, lag Vettel aussichtsreich voran. Allerdings war das Rennen stets offen, die Top Sechs lagen praktisch immer innerhalb von zehn Sekunden.

Beim zweiten Boxenstopp von Button überholt

Beim zweiten Stopp wurde Vettel prompt von Button überholt. Der direkte Kampf der beiden "Titelrivalen" blieb aber aus, obwohl wegen einer vorangegangenen Kollision zwischen den beiden ewigen "Streithanseln" Felipe Massa (Ferrari) und Hamilton Auto-Teile auf der Strecke lagen und das Safety Car auf die Piste musste. Auch hier wurde aber keine Strafe ausgesprochen.

Spannendes Finish mit Alonso

Vettel kam in der 33. Runde als erster Fahrer zum dritten Mal an die Box und fuhr mit den härteren Reifen bis zum Schluss durch. Alle Versuche, mit Alonso seinen unmittelbaren Vorgänger als bisher jüngster Doppelweltmeister zu überholen, schlugen allerdings fehl. Zwar lagen die ersten drei im Finish nur zwei Sekunden auseinander, an den den Platzierungen änderte sich aber nichts mehr. Button legte im Finish sogar noch die schnellste Runde hin.

Vettel: "Sprachlos über ein fast unglaubliches Jahr"

"Ich bin fast sprachlos. Dieses Jahr war bis jetzt wirklich unglaublich", gestand Vettel nach dem Rennen und erklärte das "Geheimnis". "Auch wenn wir wussten, wie man eine Meisterschaft gewinnt, haben wir uns nie darauf verlassen." Man habe den Titel zwar diesmal sogar vorzeitig gewonnen, "wir haben uns aber nie erlaubt, daran zu denken", sagte Vettel und schickte explizit auch Dank und Grüße an Österreich. "Ich hatte wirklich große Unterstützung durch die ganze Red-Bull-Familie."

Schumacher fuhr auf Platz sechs

Während der 42-jährige Michael Schumacher zwischendurch mit seinem Mercedes dank eines Boxenstopps weniger als ältester Fahrer der Geschichte das Feld kurzfristig sogar anführte und am Ende Sechster wurde, musste sich Lokalmatador Kamui Kobayashi mit Platz 13 zufriedengeben. Dabei war der japanische Sauber-Fahrer als Siebenter in der Startaufstellung so gut wie noch nie gewesen. Allerdings verpatzte Kobayashi den Start völlig.

Ein Porträt des Doppel-Weltmeisters lesen Sie auf Seite 2 >>>

Sebastian Vettel - der Fokus trägt einen Namen

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel ist schnell erwachsen geworden. Der Deutsche ist mit 24 Jahren zu einem kompletten Rennfahrer gereift. In selten zuvor gesehener Manier dominiert der Red-Bull-Pilot die laufende Saison. Seinen zweiten WM-Titel, den er am Sonntag in Suzuka mit Platz drei perfekt gemacht hat, hat Vettel aber nicht nur einem überlegenen Auto, sondern auch dem eigenen Willen zur Weiterentwicklung zu verdanken.

Ein Schlüsselerlebnis für Vettel war der erste Titel, den er im Vorjahr in einem packenden Finale gegen Fernando Alonso in Abu Dhabi eingefahren hat. Dadurch ist eine enorme Last von seinen schmächtigen Schultern gefallen. "Es war mein Lebenstraum", gestand der Zimmermannssohn aus dem 25.000-Einwohner-Ort Heppenheim in Hessen. Seit dessen Erfüllung geht er viel entspannter durchs Leben. Und auch die Fehler, die er im Vorjahr vereinzelt gemacht hat, sind passe.

Die Fachwelt sucht längst vergeblich nach Superlativen für den WM-Dominator, der mit Red Bull eine Erfolgsdynastie aufbauen will wie einst sein Landsmann Michael Schumacher mit Ferrari. Vergleiche mit dem Rekordweltmeister drängen sich auf, wenngleich Vettel über seinen einstigen Spitznamen "Baby-Schumi" längst erhaben ist. Wie Schumacher ist aber auch Vettel für seine Akribie bekannt, mit der er bis spät in die Nacht mit den Ingenieuren arbeitet.

Vettel ordnet dem Rennsport alles unter

Dem Rennsport ordnet Vettel alles unter. Als seine größte Schwäche bezeichnet er selbst seinen Sturkopf. "Sebastian gibt sich nie mit weniger zufrieden, als möglich ist. Er ist sehr fordernd, bleibt dabei aber immer ruhig", erklärte Helmut Marko. Der Ex-Rennfahrer ist als Red Bulls Motorsportchef seit Jahren einer von Vettels engsten Vertrauten. Immerhin unterstützt der österreichische Getränkekonzern das Ausnahmetalent bereits sein halbes Leben.

Bereits als Zwölfjährigen hatte Red Bull Vettel in sein Junior-Programm gesteckt. Der Weltmeister aus dem eigenen Stall ist für die Bullen aus marketingtechnischer Sicht ein Segen. Geboren 1987, als der Konzern in Österreich seinen ersten Energydrink verkauft hat, verkörpert Vettel alles, wofür die Marke stehen will - Jugend, Dynamik, Erfolg. Selbst seine Natürlichkeit hat er sich zum Teil bewahrt, obwohl er immer mehr in der Öffentlichkeit steht.

Begleitet wird Vettel zu den Rennen häufig von seinem Vater Norbert, einem Zimmerer, der einst selbst Bergrennen gefahren ist. Lediglich seine Freundin Hanna, die er seit der Schulzeit kennt, hält er vom Rampenlicht fern. "Privat ist privat", betonte Vettel, der in der Schweiz auf einem abgeschiedenen Bauernhof im Kanton Thurgau in der Nähe des Bodensees wohnt. Mit wenigen Ausnahmen immer in seiner Nähe: Personal Trainer Tommi Pärmäkoski aus Finnland.

Vettel ist Österreich-Fan
Seine Freizeit verbringt Österreich-Fan Vettel gerne in Zug am Arlberg bei Topgastronom Joschi Walch, einem väterlichen Freund. "Meine Eltern haben mich sehr bodenständig erzogen", erinnerte der 19-fache Grand-Prix-Sieger. Bereits mit vier Jahren soll er um sein erstes Go-Kart gebettelt haben, sein erstes Kart-Rennen bestritt Vettel mit sieben. Damals schwärmte er neben Schumacher auch für Basketball-Superstar Michael Jordan und Pop-Ikone Michael Jackson. Mittlerweile bevorzugt der Champion die Beatles.

Sein Talent war früh erkannt. Bereits 2004 gewann Vettel in der Formel BMW ADAC unglaubliche 18 von 20 Rennen, ein Jahr später absolvierte er für BMW die ersten Formel-1-Tests. Es folgten Rekorde über Rekorde: jüngster Pilot mit einem WM-Punkt (2007 in den USA als Ersatzfahrer für BMW), jüngster Mann auf Pole Position und jüngster Grand-Prix-Sieger für Red Bulls Zweitteam Toro Rosso 2008 in Monza. Und schließlich nach seinem 2009 erfolgten Wechsel zum Hauptteam Red Bull Racing jüngster Weltmeister.

Nun löst Vettel Alonso auch als jüngsten Doppel-Weltmeister der Geschichte ab. Der Spanier gilt in der Formel 1 als die zweite Ausnahmeerscheinung der Gegenwart. Für Alonso könnte man es als Pech bezeichnen, dass er in die Ära eines der künftigen ganz Großen hineingeraten ist - Sebastian Vettel.

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