Mit einem schmutzigen Sieg im verrückten Malaysia-GP übernahm Sebastian Vettel die WM-Führung.
Gestern, kurz vor 11 Uhr unserer Zeit. Vettel, verschwitzt und abgekämpft, wartet im Fahrerraum auf die Siegerehrung. Da kommt Webber rein und würdigt ihn keines Blickes. Wilde Diskussionen. Immer wieder fällt der Begriff „Multi 21“. Ein Funk-Code der Red-Bull-Box: Die 2 bleibt vor der 1 – Vettel hätte den Führenden Webber nicht überholen dürfen!
Funk-Attacke
Was der Weltmeister ignorierte. „Mark ist zu langsam, schafft ihn aus dem Weg“, hatte er per Funk gefordert. Stattdessen kam Code „Multi 21“ – trotzdem presste sich Vettel zehn Runden vor Schluss riskant an Webber vorbei an die Spitze. Bullen-Teamchef Horner: „Das war dumm, Sebastian!“
Webber nach dem Rennen sauer: „Ich hatte die Anweisung, das Auto zu schonen. Aber Seb hat seine eigene Entscheidung getroffen. Ich bin enttäuscht.“ Horner nahm sich Vettel zur Brust: „Sebastian hat ganz klar eine Anordnung nicht befolgt.“ Bei der Pressekonferenz kam Vettel nur mit halbherzigen Entschuldigungen. Kritik von Niki Lauda: „Sebastian hat mit aller Gewalt und gegen jede Team-Logik gewonnen. Ein schwerer Fehler. Dafür hätte er sich ehrlich entschuldigen müssen. Aber er hat nur herumgeeiert.“ Später gab Vettel zu, „Mist gebaut“ zu haben: „Ich hab mich über eine Teamorder gestellt.“
Jetzt führt er die WM an. Rivale Alonso war Vettel in Runde 1 hinten reingekracht und out. Melbourne-Sieger Räikkönen wurde 7.
"Bin das schwarze Schaf"
Nach der offiziellen Pressekonferenz gab sich Vettel vor den Reportern plötzlich kleinlaut.
Frage: Welche Erklärung haben Sie für die harte Überholattacke gegen Mark Webber?
Vettel: Ich würde gerne mit einer netten Entschuldigung daherkommen, kann es aber nicht. Ich bin das schwarze Schaf. Ich werde heute nicht leicht einschlafen. Es ist wie so oft im Leben: Wenn man die Chance hätte, was anders zu machen, würde man es jetzt tun. Aber für so etwas gibt es keinen Rückspulknopf. Ich kann mich nur bei Mark entschuldigen.
Frage: Verstehen Sie Webbers Reaktion?
Vettel: Als ich den Helm abgezogen habe, und gesehen habe, dass Mark nicht so glücklich war, schlug es ein wie ein Blitz. Ich kann seinen Frust verstehen.