Nach der Niederlage in Hockenheim will RB-Star in Ungarn zuschlagen.
Mit dem Ungarn-Rennen verabschiedet sich die Formel 1 in den Urlaub. Doch von Ferienstimmung ist noch keine Spur. Der Titelkampf wird immer enger - und von der Stallorder-Affäre um Ferrari noch weiter angeheizt. Damit ist beim Formel-1-Ausflug in die Puszta für reichlich Würze gesorgt. "Uns ist egal, was bei den anderen Teams passiert, wir müssen uns auf uns konzentrieren und zurückschlagen", sagte der WM-Vierte Sebastian Vettel vom Red-Bull-Team vor dem Großen Preis in Budapest am Sonntag (14.00 MESZ/live ORF 1, RTL und Sky).
Ferrari "auf Bewährung"
Ganz recht war dem
deutschen Piloten daher die Aufregung um Ferrari nach dem Überholskandal von
Hockenheim. "Wir hatten bei uns schon viel Trubel in diesem Jahr. Da ist es
gut, mal nicht im Rampenlicht zu stehen", erklärte der 23-Jährige. Die
Scuderia fährt hingegen beim letzten Rennen vor der Sommerpause auf
Bewährung. Die offensichtliche Stallorder hat den Spanier Fernando Alonso
zwar zurück ins Titelrennen gebracht, doch das italienische Traditionsteam
muss nun eine Strafe des Weltverbands fürchten und hat viele Sympathien
verspielt.
"Die Interessen des Teams gehen vor", betonte Ferrari-Chef Luca di Montezemolo trotz aller Empörung. Insider sind sich ohnehin längst sicher, dass die Sache nach der 100.000-Dollar-Strafe gegessen ist und Ferrari vom Council im September nichts mehr zu befürchten hat. Der einzig rote Faden zu diesem Thema ist die Uneinigkeit. Einerseits wissen Fahrer und Teamchefs genau, dass nur eine Stallorder zum Erfolg führt. Aufgrund der Regeln gilt ein derartiges Vorgehen aber als "unsportlich", auch Wettanbieter regen sich darüber natürlich enorm auf.
Dämpfer für Massa
Ein schwerer Schlag war es auf jeden
Fall für Felipe Massa, der nun zur Nummer zwei degradiert an seinen
Schicksalsort Budapest zurückkehrt. Dort stand er vor einem Jahr nach einem
Horror-Crash vor dem Karriere-Aus, ehe er sich mühsam zurückkämpfte - um nun
von Ferrari eingebremst zu werden. "Die wichtigste Nachricht ist doch, dass
wir wieder aufgeschlossen haben", befand Alonso ungerührt und versicherte
trotzig: "Jeder Sieg ist etwas Besonderes."
Alonso wieder im Titelrennen
Der dubiose Erfolg in Hockenheim
nach dem verdächtig einfachen Überholmanöver gegen Massa brachte den
zweimaligen Weltmeister in der Gesamtwertung bis auf 34 Zähler an
Spitzenreiter Lewis Hamilton (157 Punkte) heran. Damit hat auch Vettel, der
mit 136 Zählern hinter Titelverteidiger Jenson Button (143) und seinem
punktgleichen Teamkollegen Mark Webber rangiert, Alonso wieder im
Rückspiegel. "Im Hinblick auf die Meisterschaft mache ich mir aber keine
Sorgen", beteuerte die deutsche WM-Hoffnung.
Sorgen bei Mercedes
Groß sind die Sorgen indes bei Mercedes. Für
Rekordchampion Michael Schumacher und Nico Rosberg ist der WM-Zug schon zur
Saisonmitte abgefahren. Der launische Silberpfeil macht immer neue Probleme,
zu oft funktionieren neuentwickelte Teile nicht wie gewünscht. "Wir müssen
weiterhin ruhig bleiben, alle Details genau anschauen und unsere Leistung
gut analysieren", mahnte Schumacher. Für das Werksteam des deutschen
Autobauers gilt es in den verbleibenden acht Rennen der Debütsaison,
zumindest Platz vier in der Konstrukteurswertung und die damit verbundenen
Millionen-Einnahmen zu sichern.
McLaren-Entwicklung zu langsam
Auch in diesem Klassement liegt
derzeit McLaren ganz vorn - nicht zuletzt dank der zuverlässigen
Mercedes-Motoren. Doch Hamilton und Button werden zunehmend nervös, weil das
Entwicklungstempo bei McLaren zuletzt ins Stocken geriet. "Wir sind nicht
schnell genug, also müssen wir einen besseren Job machen", warnte Hamilton
seine Ingenieure. Immerhin hat McLaren zuletzt dreimal in Folge auf dem
4,381 Kilometer langen Hungaroring gewonnen, 2007 und 2009 siegte Hamilton.
Vettel spitzt auf Budapest-Pokal
Diese Serie will Vettel am
Sonntag unbedingt beenden, schon allein wegen der Trophäe. "Es gibt sehr
schöne Pokale aus Porzellan. Es wäre schön, davon einen mitzunehmen", sagte
der Hesse keck. Der 23-Jährige wünscht sich völlig zurecht, er wäre stets
auf dem Platz ins Ziel gekommen, von dem er weggefahren ist. "Denn dann
würde es auch in der WM besser aussehen", hat der vom aufmüpfigen Webber
mächtig unter Druck gehaltene Jungspund glasklar erkannt.