RB-Motorchef Marko
"Vettel wird unter Druck immer besser"
16.11.2012
Sonntag Premieren-GP in Austin/Texas. RB-Motorchef Marko über Duell Vettel -Alonso.
Frage: Sind Vettel
und Alonso
als Fahrer aus demselben Holz geschnitzt?
Helmut Marko: Der Alonso ist bei uns nie gefahren, ich weiß nur über Vettel Bescheid. Von Alonso höre ich immer nur, dass er in einem unterlegenen Auto
so gut unterwegs ist. Dabei vergisst er, dass er mindestens dreimal in diesem Jahr einen mindestens genauso überlegenen Ferrari hatte.
Frage: Wie nehmen Sie Vettel im Titel-Endspurt wahr?
Marko: Je mehr Druck er hat, umso besser wird Sebastian. Es zeigt jedes Mal die Formkurve bei ihm nach der Sommerpause nach oben. Das ist einfach etwas, das in ihm steckt oder vielleicht auch, wie er eine WM-Saison aufbaut und sich vorbereitet
Frage: Wenn es klappt: Wo müsste man den dritten Titel für Vettel einordnen?
Marko: Jeder Titel ist für sich etwas Einmaliges. 2010 war der erste und der überraschendste. 2011 war relativ locker, weil wir ein sehr, sehr gutes Auto hatten und Sebastian auch noch das Optimum rausgeholt hat, unter anderem mit elf Siegen. Das wird es so schnell nicht wieder geben. Was dieses Jahr betrifft, haben alle gesagt, dreimal nacheinander ist extrem schwierig. Da ist schon ein gewisser psychologischer Druck entstanden. Wir hatten durch technische Defekte schon über 40 Punkte verloren und lagen 44 Punkte zurück. Wir haben aber nicht aufgegeben und weitergekämpft, wissend, dass es noch möglich ist. Und dann kam diese Trendumkehr, und wir haben ein Momentum geschafft – das ist jetzt im ganzen Team drinnen, alle sind motiviert und wollen es schaffen.
Frage: Zu einem Ausnahme-Fahrer gehört auch die Fähigkeit, ein Team mitreißen zu können. Wie sieht das bei Vettel aus?
Marko: Er ist beispielsweise sehr viel in der Fabrik in Milton Keynes und macht alle Arbeiten mit voller Konzentration und mit vollem Ernst. Er gibt auch jedem Mitarbeiter die Würdigung, die er verdient. Aber auf der anderen Seite verlangt er von allen das Maximum ab, sei das von den Ingenieuren oder dem ganzen technischen Background. Er bereitet sich dafür aber auch entsprechend vor, um das Fachwissen zu haben, damit er mit denen mitreden kann, die das seit ihrer Ausbildung auf höchstem Niveau machen. Damit er weiß, was das Optimum sein kann, denn das will er.