Formel 1 auf Schnee
Irre! Verstappen rast über Hahnenkamm
14.01.2016
Mit spektakulärem Showrun wurde F1-Saison inoffiziell eröffnet.
Mit einem zuvor noch nie gesehenen Show-Run ist am Donnerstag auf dem Kitzbüheler Hahnenkamm die Formel 1-Saison 2016 inoffiziell eröffnet worden. Red-Bull-Jungstar Max Verstappen drehte in Sebastian Vettels ehemaligem Weltmeisterauto RB7 gleich hinter dem Starthaus der Abfahrt einige Runden im Schnee. Ungläubige Blicke vieler überraschter Skifahrer waren dem Niederländer dabei sicher.
Gelungene Marketing-Aktion
Mit der Aktion wurde so früh wie nie Werbung für den Formel-1-Grand-Prix vom Österreich gemacht, der heuer am 3. Juli über die Bühne geht und der Höhepunkt des bisher umfangreichsten Jahres-Programms auf dem Red-Bull-Ring ist. Erstmals gastiert in diesem Jahr bekanntlich auch wieder die Moto-GP in der Steiermark (14. August).
Ein Formel-1-Auto auf der Bergstation eines Skigebietes, das hat es in der Geschichte der Königsklasse wohl noch nie gegeben. Das einzige, was an diesem Tag Nahe der Bergstation und des Abfahrts-Starthauses, wo kommende Woche die 76. Auflage der Hahnenkamm-Skirennen in Szene geht, nicht nach "Premiere" roch, war die Höhenlage. Die 1.660 m Seehöhe reichten nicht, um etwa den auf über 2.000 Metern gefahrenen Grand Prix in Mexiko-Stadt zu toppen.
Holländer am Hahnenkamm
Dafür hatte man einen mit Ski-Toren ausgeflaggten Kurs in eine Senke gebaut, den Verstappen trotz des weichen Schnees vor fast 3.000 staunenden Zuschauern geschickt meisterte. Weil auch Spikes nichts geholfen hätten, hatte man spezielle Schneeketten für die dicken Formel-1-Reifen entwickeln lassen. Letztlich waren die mehr als 750 PS aber natürlich fast "unfahrbar".
"Bei Red Bull passieren immer coole Dinge. Aber das heute war wirklich etwas ganz Besonderes, auch wenn sich das Auto eingegraben hat und schwer zu kontrollieren war", berichtete der 18-jährige Jungstar Verstappen, der in der WM in Red Bulls Zweier-Team Toro Rosso fährt.
Neckereien, warum denn ausgerechnet ein Holländer auf Schnee so gut Auto fahren könne, konterte Verstappen sofort. "Ich weiß, dass wir im Eislaufen besser sind. Aber Marcel Hirschers Mutter ist aus Holland, das skifahrerische Talent hat er sicher von ihr."
Kein Ritt über Streif
Das Angebot, anschließend die großteils bereits rennfertige Streif zusammen mit Gerhard Berger auf Skiern hinunterzufahren, lehnte Verstappen (Berger: "In ihm sehe ich einen kommenden Weltmeister") dankend ab. "Wer mit Gerhard schon mal Ski fahren war weiß, dass das auch klüger ist", atmete Red Bulls Motorsport-Berater Helmut Marko durch. Zum Show-Run selbst meinte Marko: "Als (Red-Bull-Marketingchef) Thomas Überall das erste Mal mit dieser Idee gekommen ist, habe ich gedacht, der spinnt."
Diskussionen um F1-Zukunft
Trotz der guten Stimmung blieb auf dem Gipfel die aktuelle Situation in der Formel 1 natürlich nicht unerwähnt. Schon kommende Woche werden in Genf die entscheidenden Weichen für das 2017er-Reglement gestellt, und zuletzt wurde bereits wieder hörbar, dass Pläne für eine stärkere, spektakulärere, spannendere, aber auch leistbarere (Stichwort: Independent-Motor) Königsklasse bereits wieder untergraben werden.
"Mercedes behauptet, dass dies die Reifen nicht verkraften würden", erklärte Marko, hält dies aber für "fadenscheinige Ausreden. Die haben sich einen Vorteil erarbeitet und wollen natürlich, dass sich nichts ändert."
"Formel 1 ist zu steril"
Für Marko geht es nicht vordergründig darum, die jüngsten Motoren-Probleme der Red-Bull-Teams endlich zu beheben, sondern um den Formel-1-Sport insgesamt. "Auch auf der Streif bezwingt für alle sichtbar der Mensch den Berg. Die Formel 1 ist hingegen viel zu steril. Nicht mehr der Fahrer entscheidet, sondern die Ingenieure im Hintergrund", erklärte der Grazer das offensichtlich schwindende Interesse der Fans.
Red Bull Racing geht nach all den Motoren-Querelen des Vorjahres auch 2016 mit Renault-Antrieben ins Rennen, die aber zusätzlich getunt werden und anders (TAG-Heuer) heißen. Toro Rosso startet mit den 2015er-Ferrari-Antrieben. Es sei gut möglich, dass Toro Rosso am Anfang daher sogar schneller sei, betonte Marko.
Red Bull Racing nimmt zusammen mit McLaren und Ferrari an den kommenden Regenreifen-Tests in Le Castellet (25./26. Jänner) teil, allerdings mit dem Vorjahresauto. Ans Steuer müssen die Einser-Piloten Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat.