Nach Motorrad-Crash
Walkners Seelenbeichte: "Irgendwann hilft auch das Morphium nicht mehr"
17.09.2024Neun Monate nach seinem Horror-Crash bei der Dakar-Vorbereitung gab Moto-Cross-Star Matthias Walkner (38) beim ServusTV-Besuch im Hangar-7 Einblicke in die schlimmsten Stunden seines Lebens.
Der Motorrad-Sturz über eine übersehene Abrisskante in ein ausgetrocknetes Flussbett in der kalifornischen Wüste hätte Walkner das Leben kosten können, zumindest eine Unterschenkel-Amputation stand im Raum. Doch nach sechs Operationen und 35 Stunden im OP-Saal denkt der Salzburger sogar bereits an ein Comeback am Motorrad. Obwohl der Dakar-Sieger 2018 ohne Krücken in den Hangar-7 spazierte. "Wie am Catwalk schaut es noch nicht aus", sagt der ehemalige Moto-Cross-Weltmeister. "Aber in den letzten Wochen und Monaten ist schon sehr viel weitergegangen." Im Gespräch mit Moderator Christian Nehiba ließ der Salzburger in sein Innerstes blicken.
Walkner über ...
... die Genesungs-Fortschritte: "Natürlich muss das ganze System, das Gewebe, sich wieder schön langsam an die Belastung gewöhnen. Aber die Richtung stimmt definitiv und ich bin am Weg der Besserung und zu 80 Prozent bin ich im Alltag schon ohne Krücken unterwegs.“
Mit einem Trick bei der Reha aufs Motorrad: "Bin auch zehn oder zwölf Meter gesprungen"
... die Reha in Tobelbad, wo es Walkner mit einem Trick aufs Motorrad schaffte: „Die Arbeitssimulation in der letzten Reha-Woche ist mir am meisten in Erinnerung geblieben. Ich habe da mein KTM-Elektromotorrad mitgehabt und bin zum Portier gegangen und habe ihn gefragt, ob ich eine Arbeitssimulation machen darf, weil das auch das Ziel des Reha-Zentrums ist. Die haben dann gesagt: ,Wie jetzt?' Dann hab ich gesagt: ,Ihr habt da hinterm Haus einen Hektar Wald und die ganzen Wege wachsen alle eigentlich schon zu und die gehören wieder ein bisschen bewegt.' Da hab ich dann eineinhalb Stunden in diesem Reha-Zentrum herumfahren dürfen. Die Patienten haben es auch sehr genossen, weil sie einmal etwas Anderes sehen. Es hat auch echt wieder relativ gut funktioniert (...). Ich bin auch schon zehn oder zwölf Meter weit gesprungen.“
"In der Luft wusste ich: Das tut jetzt richtig weh!"
... den Unfall in Kalifornien am 5. Dezember: „In der Luft habe ich dann schon gewusst: Okay, das tut jetzt richtig weh. Das war mit Abstand der schlimmste Moment, den ich bisher gehabt hab. Ich hab, währenddessen ich da hinuntergesprungen bin, einen Bilderrahmen vor meinen Augen gehabt, wo links dieses typische Rollstuhl-Zeichen war und rechts ein schwarzes Foto, wo ich bis heute noch nicht weiß, was es heißt.“
... die Horror-Wochen nach dem Unfall: „Ich hab immer geglaubt, dass 2016, wo ich mir den Oberschenkel gebrochen habe, dass dies das Maximum ist, was ich aushalte. Aber das war jetzt eine andere Liga, wo ich sage, dass ich gerne drei gebrochene Oberschenkel nehme.“
"Da hilft dann irgendwann auch kein Morphium mehr"
... Schmerz-Medikamente: „Die ganzen Knochen, diese Operationen und diese ganzen Platten, die ich drinnen hab, das hat schon massivst wehgetan. Da hilft dann irgendwann kein Morphium mehr. Ich habe 40 Milligramm Morphium bekommen. Normal sagt man bei 20 Milligramm, dass man beim älteren Herrn schon schauen muss, dass die Atmung noch stimmt.“
Matthias Walkner über seine Medikamente.
... seine Fortschritte und erste Gedanken ans Comeback: „Zuerst war einmal der Alltag ohne Rollstuhl, dann war Radfahren, dann Motorradfahren. Das haben wir alles jetzt einmal abgehakt. Das nächste große Ziel ist natürlich wieder ordentlich Motorradfahren. Cool wäre, wenn ich Anfang nächsten Jahres wieder so fahren kann, dass ich auf meine 80 Prozent komme und dass es wieder Spaß macht, weil das Motorradfahren genau das ist, was mich als Mensch, als Person ausmacht, mir auch so viel Kraft gibt und mich tagtäglich motiviert.
Es ist so schwer zu sagen, wohin die Reise geht, weil ich nicht weiß, wie weh tut der Fuß, der Knorpel oder der sechs Zentimeter Knochendefekt. So die Karriere zu beenden, wäre natürlich auch ein Wahnsinn.“