F1-Ticket
Wurz gibt nicht auf
17.06.2009
Alex Wurz ist unser Mann der Stunde. Nach seinem Le-Mans-Coup hofft er, dass Superfund doch noch ein Ticket für die Formel-1-WM bekommt.
Schlaflos in Le Mans. Mit dem Adrenalin nach dem 24-Stunden-Triumph schaffte es Wurz, auch die nächste Nacht durch zu machen. Danach gingen die offiziellen Termine los. „Montag, spätabends, war ich dann endlich zu Hause in Monaco“, schildert der glückliche Le-Mans-Sieger. „Nach ein paar Stunden Schlaf sind aber schon wieder die Kinder auf mir herum gesprungen.“ Ehe Wurz Dienstag seinen Business-Tag startete, erreichte ihn ÖSTERREICH am Telefon. Im Hintergrund tollten die Kinder, das zweite Handy läutete. „Wie Sie hören, wird mir nicht langweilig ...“
High Noon in Silverstone
Donnerstag geht’s nach Silverstone, wo
am Sonntag der 8. Formel-1-WM-Lauf der Saison über die Bühne geht. Doch
wichtiger als dieses Rennen ist für den BrawnGP-Berater das FIA-Meeting
Freitag Mittag. Dabei geht’s um die endgültige Zulassung der Formel-1-Teams
für 2010. Und obwohl es das Superfund F1 nicht auf die vor wenigen Tagen
veröffentlichte Liste der WM-Teilnehmer 2010 geschafft hat, besteht noch
Hoffnung für den neu gegründeten österreichischen Rennstall. Denn nach wie
vor liegen jene fünf Teams, die sich unter Vorbehalt eingetragen hatten, mit
dem Motorsport-Weltverband im Clinch. „Die FIA hat gebeten, dass wir uns
bereithalten“, verrät Wurz, der wie berichtet als Teamchef vorgesehen wäre.
Wurz: „Die Hoffnung stirbt zum Schluss.“
Neuer Brawn-Coup?
Möglich, dass Wurz in Silverstone gleich
doppelten Grund zum Jubeln hat. Denn die Brawn-Boliden dürften auf dem
Hochgeschwindigkeits-Kurs 115 Kilometer nördlich von London wieder das Maß
aller Dinge sein, Fast-Weltmeister Jenson Button (liegt 26 Punkte vor
Brawn-Kumpel Barrichello) ist vor seinem britischen Heimpublikum besonders
ehrgeizig.
Und Ross Brawn gab den nächsten Warnschuss ab. Das „Superhirn“ verriet: „Wir arbeiten bereits seit einem Monat an dem Auto für 2011.“ Bedeutet: Die Konkurrenz muss sich warm anziehen. Und Wurz kann sich von seinem Noch-Teamchef noch einiges abschauen ...
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ÖSTERREICH: Hatten Sie schon Zeit, sich von den Le-Mans-Strapazen zu
erholen?
Alexander Wurz: Im Gegenteil: Wir haben gemeinsam mit Audi
gefeiert, das ist schon Tradition. Es war eine wilde Party, die immer kunter
und bunter geworden ist. Da ich Montag früh zu einer offiziellen
Peugeot-Veranstaltung nach Paris musste, hab ich vielleicht 40 Minuten
geschlafen – irgendwie waren die 24 Stunden danach noch anstrengender als
das 24-Stunden-Rennen.
ÖSTERREICH: Haben Ihre Kinder den Sieg mitbekommen?
Wurz:
Und ob! Felix ist schon sieben, der ist die meiste Zeit vor dem Fernseher
gesessen und hat dem vierjährigen Charlie alles erklärt. Und der kleine
Oscar mit seinen 20 Monaten findet sowieso alles „cool“.
ÖSTERREICH: Vor dem Silverstone-Wochenende fällt die definitive
Entscheidung über die WM-Startplätze für 2010. Wie groß sind Ihre
Hoffnungen, dass es doch mit dem Superfund-Team klappt?
Wurz: Ich
bin nicht das Team Superfund, sondern nur als Teamchef vorgesehen, daher bin
ich noch nicht ins Tagesgeschäft eingebunden. Da uns die FIA gebeten hat,
uns bereit zu halten, rechne ich mir noch – wenn auch geringe – Chancen aus.
Wie heißt es nicht so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt ...
ÖSTERREICH: Sollte Superfund auch am Freitag leer ausgehen: Ist das
Formel-1-Projekt dann gestorben, oder werden Sie einen neuen Anlauf für 2011
unternehmen?
Wurz: Keine Ahnung – fragen Sie mich bitte etwas
Leichteres! Auf jeden Fall bin ich auch so ausgebucht und muss für meine
Superfund-Aktivitäten anderswo Abstriche machen. Trotzdem hätte ich mich auf
diese extrem interessante Herausforderung gefreut.