ÖOC-Chef Karl Stoss (67) findet es in der Diskussion um die Nachfolge von IOC-Präsident Thomas Bach "absolut" an der Zeit, "auch einmal an eine Frau" zu denken.
Potenzielle Kandidatinnen sieht er vorhanden. Für sein Leben wünscht er sich so ein Amt nicht, er sei als IOC-Mitglied aber dankbar für seine Funktionen. Wie es im Österreichischen Olympischen Komitee für ihn weitergeht, ließ Stoss vorerst offen. Denn nicht nur im IOC stehen 2025 Wahlen an, sondern auch im ÖOC.
Stoss erklärte, er habe vollen Respekt und Anerkennung, wie Thomas Bach vorgehe, er verbiege die internen Regeln und Statuten nicht, sondern halte sich für eine "Good Governance" auch selbst daran. "Das finde ich hervorragend, Chapeau. Er ist am Zenit, er hat alles erreicht. Es sind ganz erfolgreiche Spiele hier zu seinem persönlichen Abschied." Das IOC habe eine hervorragende finanzielle Bilanz. "Es ist aus seiner Sicht der absolut richtige Zeitpunkt abzudanken."
Wer bei der IOC-Session im März 2025 in Griechenland zur Wahl stehen wird, ist offen. "Jetzt wird das Rennen eröffnet für mögliche Nachfolgerinnen und Nachfolger. Ich mische mich nicht unter jene, die den Kaffeesud lesen." Er habe empfohlen, dass jede potenzielle Kandidatin und jeder potenzielle Kandidat ein Konzept mit klarer Strategie präsentiert.
Viele Kandidaten zur Auswahl
Sebastian Coe, Juan Antonio Samaranch junior, Prinz Feisal bin al-Hussein aus Jordanien oder David Lappartient werden als Nachfolgekandidaten gehandelt, aber auch IOC-Vizepräsidentin Nicole Hoevertsz aus Aruba oder Simbabwes Sportministerin Kirsty Coventry, erst 40 Jahre alt. "Es ist absolut Zeit, auch einmal an eine Frau zu denken. Man sollte eigentlich nicht mehr darüber diskutieren. Die Beste oder der Beste soll der Nachfolger oder die Nachfolgerin werden."
Auf APA-Nachfrage bezüglich einer möglichen IOC-Präsidentin meinte Stoss, dass Hoevertsz oder Coventry sicher bestens geeignet wären. "Coventry war Olympiasiegerin im Schwimmen, Sportministerin. Sie ist im Exekutive Board des IOC, das könnte eine potenzielle Kandidatin sein. Aber es wird sicherlich auch noch andere geben, das werden wir in den Diskussionen der nächsten Monate verfolgen."
Für ihn persönlich komme so ein Amt nicht in Frage. Er wünsche sich, möglichst lange gesund zu bleiben und das kostbare Gut Zeit bestmöglich für sich zu nutzen. "Mit einer solchen Aufgabe geht man vollkommen auf, für diese Aufgabe und für nichts Anderes mehr. Das wünsche ich mir für mein Leben nicht, ich habe andere Wertvorstellungen in meinem Leben." Er sei äußerst dankbar für jene Funktionen, die man ihm im IOC übertragen habe, das sei sehr verantwortungsvoll.
Fragezeichen hinter Stoss-Zukunft
Im Österreichischen Olympischen Komitee stehen ebenfalls im Frühjahr 2025 Wahlen an, Stoss hält sich bezüglich seiner eigenen Zukunft bedeckt. "Ich werde das in Ruhe mit meinen Vorstandsmitgliedern und Präsidiumsmitgliedern besprechen und dann den Medien mitteilen." Man dürfe da nicht überheblich sein. Es sei auch hier Zeit, darüber nachzudenken, Jüngere ans Ruder zu lassen. "Vielleicht auch eine Frau. Es gibt ja genügend Frauen, die wir mittlerweile auch im ÖOC-Vorstand haben." Die Quote liege im Vorstand bei vierzig Prozent, im Präsidium bei fünfzig.
Im September findet im ÖOC eine Hauptversammlung statt, ein Punkt betreffe Statutenänderungen, wie sie von verschiedenen Verbänden verlangt werden. "Es besteht durchaus die Möglichkeit für künftige weitere Wahlen, dass mehrere Listen zur Wahl stehen." Dem ÖOC gehe es finanziell "sehr gut", das sei eine "außerordentlich gute Basis für die Zukunft." Man habe genügend finanzielle Polster aufgebaut. Und man bekomme auch Unterstützung aus dem IOC. "Das ist es durchaus hilfreich, wenn man im IOC verankert und vernetzt ist."
Das IOC stehe sehr erfolgreich da. "In Zahlen ausgedrückt: Für die nächste Olympiade von 2024 bis 2028 stehen dem IOC insgesamt 7,2 Milliarden Dollar zur Verfügung, die sind schon in trockenen Tüchern. 2028 bis 2032 sind es noch einmal 6,3 Milliarden Dollar." Das IOC schütte von diesen Einnahmen über neunzig Prozent an alle Nationalen Olympischen Komitees und internationale Fachverbände aus. Dazu kommen Zahlungen an verschiedene Athletinnen und Athleten aus dem Solidaritäts- oder Flüchtlings-Programm.