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Steffi Graf: Abrechnung mit Olympia trotz Doppel-Gold

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Beim großen Olympia-Empfang in der Wiener Hofburg kam von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler Karl Nehammer und Sportminister Werner Kogler viel Lob für unsere Olympia-Helden. Zudem gab's Philharmoniker-Münzen (20.000 für Gold/14.000 für Bronze). Und doch glänzt nicht alles.

Oe24-Expertin Steffi Graf zieht eine zwiespältige Bilanz:

Meine angekündigten 9 Medaillen sind sich nicht ganz ausgegangen, immerhin lag ich mit meinen vorausgesagten „zwei in Gold“ richtig.
Alle unsere Medaillengewinner hatte ich auf der Rechnung – sogar Valentin Bontus, meinen persönlichen Olympia-Helden. Sein Erfolg steht für die akribische Arbeit, im Segel-Verband. Jetzt wissen wir, worauf es beim Kiten ankommt: Neben körperlichen Voraussetzungen ist Aerodynamik gefragt – und da machte Obertüftler Roman Hagara – selbst zweifacher Olympiasieger – das, was eigentlich auf der Hand lag: Er ging zum ÖSV und ließ für Valentin einen aerodynamisch optimierten Anzug anpassen. So einen, wie Marco Schwarz & Co. im Riesentorlauf an haben. Dazu passend eine im Windkanal und auf den Helm abgestimmte Skibrille. Dafür gibt‘s von mir Extra-Gold für den Segel-Verband! Weniger überraschend, aber ebenso ertüftelt, kommt unsere zweite Goldmedaille durch Lara Vadlau und Lukas Mähr.

Wir wollen Schubert mit 37 noch einmal um Medaillen kämpfen sehen!

Auch der Kletterverband macht einen tollen Job: Jakob Schubert und Jessica Pilz haben Bronze eindrucksvoll erklettert. Ich wünsche ihnen, dass der Lead-Bewerb vom Bouldern abgekoppelt wird und sie in vier Jahren noch eine Chance bekommen. Ein 37-Jähriger (so alt ist Schubert 2028), der gegen Teenager um Medaillen kämpft, das wär eine Story!

Im Judo wäre noch mehr möglich gewesen

Im Judo-Verband wird ebenfalls top gearbeitet. Dabei wäre noch mehr drinnen gewesen als eine Bronzemedaille durch Michaela Polleres. Was viele nur am Rande mitbekommen haben: Wachid Borchaschvili ist offenbar nur deswegen zum Einsatz gekommen, weil sein Bruder Shamil, der Bronzemedaillengewinner von 2021, schlimm war. Deswegen hat sich die Familie gegen die Verband-Chefs durchgesetzt und den in der Rangliste schlechter platzierten und leicht verletzten Shamil nach Paris geschickt. Eigentlich unglaublich!

Blechvögel & Enttäuschungen

Die Alexandri-Schwestern tun mir leid! Unsere Blechvögel waren den Synchronschwimm-Kampfrichtern ausgeliefert. Aber so dürfen sie nicht aufhören! Ein Happy End in Los Angeles 2028 wäre ihnen zu vergönnen. Dass Felix Auböck, unser bester Schwimmer, krank wird, ist bitter – ich behaupte, auch er hätte in Bestform eine Medaille geholt.

Bei Olympia kommt es genau darauf an: Dass du bereit bist im Kampf gegen die Besten in Bestform. Das haben unsere zwei Top-Leichtathleten leider nicht hinbekommen. Das Jammern über das hochkarätigste Diskus-Finale ever lasse ich nicht gelten. So professionell vorbereitet, wie es Lukas Weißhaidinger war, muss er bei Olympia persönliche Bestleistung werfen können. Dann geht sich auch die angepeilte Medaille aus. Wie ich Luki kenne, wird er in vier Jahren einen neuerlichen Anlauf nehmen und wie angekündigt zurück schlagen. Das erwarte ich auch von Speerwerferin Victoria Hudson, die dann hoffentlich all ihre Erfahrung ausspielt und wie Lara Vadlau im 3. Anlauf wirklich abliefert.

Medaillen täuschen über maroden Zustand hinweg

Die beiden Goldmedaillen haben die Spiele zweifellos für das ÖOC gerettet.

ABER: Bei 81 entsendeten Athleten muss mehr heraus schauen als 5x Edelmetall. Umgerechnet hat nur jeder 16. ÖOC-Athlet eine Medaille aus Paris mitgebracht. Die Deutschen rechnen mit ihren Olympiateilnehmern gnadenlos ab, obwohl bei unseren Nachbarn 33 Medaillen (12 Gold/13 Silber/8 Bronze) zu Buche stehen. Bei 447 Athleten kommt in Deutschland auf durchschnittlich 13,5 Olympioniken eine Medaille.

Österreichs fünf Medaillen, die wir der Arbeit einzelner Verbände zu verdanken haben, täuschen über den maroden Zustand unseres Sommersports hinweg. 

Und daran wird sich auch in vier Jahren nichts ändern – es sei denn, wir schaffen es endlich, die Dachverbände abzuschaffen und das dadurch gewonnene Geld sinnvoll zu investieren. Nicht nur in den Spitzensport, sondern auch in den Breitensport und in die tägliche Bewegungseinheit in den Schulen. Die wird mit Millionen gefördert, aber nur halbherzig in die Tat umgesetzt, was offenbar keiner ernsthaft hinterfragt.

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