Steven van de Velde vergewaltigte ein 12-jähriges Mädchen - jetzt spielt er bei Olympia.
Für Beach-Volleyballer Steven van de Velde wird sein Olympia-Debüt in Paris immer mehr zu einem Desaster. Der Niederländer zeigte sich bei seinem von Pfiffen und Buhrufen begleiteten Auftritten schweigsam, der Sport verkommt zur Nebenrolle. Acht Jahre, nachdem Van de Velde in England wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, holt die Vergangenheit den Athleten beim größten Sportevent der Welt ein.
Van der Velde wurde auch am Mittwoch beim Sieg gegen die Chilenen M. und E. Grimalt bei jedem Aufschlag gnadenlos ausgepfiffen. Anders als Van de Velde stellte sich sein Teamkollege Matthew Immers im Anschluss den Journalisten. "Hat Steven Ihnen gegenüber je Reue gezeigt?", wurde der Sportler etwa gefragt. "Haben Sie vor Olympia erwogen, nicht mit Steven anzutreten?", wollte ein weiterer Reporter wissen. "Ihnen ist schon klar, dass das damals ein zwölfjähriges Mädchen war, oder?", blaffte ein anderer Journalist hörbar entrüstet.
Gegenüber der BILD spricht Immers über die Buhrufe: „Es ist, wie es ist. Ich war enttäuscht von den Fans. Es war schlimmer als im ersten Spiel“, so der Holländer. „Ich war richtig on fire! Ich mag es, wenn die Fans gegen mich sind.“
Vergewaltiger saß nur ein Jahr im Gefängnis
Vor Olympia-Beginn hatte eine Petition gefordert, den Sportler auszuschließen. Das IOC sei nicht "glücklich und zufrieden" mit der Situation, sagt Sprecher Mark Adams. Allerdings habe Van de Velde das Recht auf Rehabilitation. Van de Velde übernachtet nicht im olympischen Dorf.
Er war 2016 von einem englischen Gericht wegen Vergewaltigung einer Zwölfjährigen zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Zum Tatzeitpunkt war Van de Velde 19 Jahre alt. Insgesamt verbrachte er etwas mehr als ein Jahr im Gefängnis, nachdem er von Großbritannien an die Niederlande überstellt worden war. Danach sprach er in einem TV-Interview vom "größten Fehler meines Lebens". Er könne das Geschehen nicht rückgängig machen und müsse dafür die Konsequenzen tragen.
Der Fall überschattet die sportlichen Auftritte mit Partner Immers enorm. Dieser zeigte sich enttäuscht über die große - negative - Aufmerksamkeit. "Ich kenne den Typen seit drei, vier Jahren, wir haben jedes Turnier zusammen gespielt. Und erst jetzt gibt es darüber diese große Diskussion", klagte der Sportler. Er würde sich wünschen, die Vergangenheit abzuhaken - das ist wohl ein unrealistischer Wunsch.