Carapaz sichert sich Gold
Konrad chancelos in Radrennen
24.07.2021
Österreichs Olympia-Hoffnung Patrick Konrad fährt ohne Edelmetall nach Hause, wird 18. - Carapaz schnappt sich Gold im Straßenrennen. Van Aert holt Silber, Bronze geht an Tadej Pogacar.
Mitfavorit Richard Carapaz aus Ecuador hat am Samstag das olympische Radstraßenrennen im bergigen Umland von Tokio gewonnen. Der 28-jährige Tour-de-France-Dritte triumphierte nach 234 Kilometern mit fast 5.000 Höhenmetern als Solist mehr als eine Minute vor Wout van Aert. Der Belgier gewann den Sprint um Silber hauchdünn vor Tour-Champion Tadej Pogacar aus Slowenien. Patrick Konrad belegte bei schwül-heißen Bedingungen über drei Minuten zurück als bester Österreicher Rang 18.
Für den Tour-Etappensieger war das weder Fisch noch Fleisch. "Ich habe keinen schlechten Tag gehabt. Ich bin nicht absolut zufrieden mit dem Ergebnis, aber auch nicht unzufrieden. Ich habe alles gegeben, ich kann mir nicht wirklich was vorwerfen", versuchte der 29-Jährige im ORF-Interview eine erste Einordnung. Am entscheidenden Mikuni-Pass sei er leider nicht ganz mit den Schnellsten mitgekommen. "Es hat nicht viel gefehlt, dass ich mit der ersten Gruppe mitfahren kann, das waren ein, zwei Prozent", meinte der Niederösterreicher. Er habe sich den ganzen Tag gut gefühlt, was man von vielen anderen nicht behaupten könne. "Es war ein schönes Rennen, es hat Spaß gemacht."
Stürze in Anfangsphase
Zahlreiche Fahrer erreichten bei harten Bedingungen nicht das Ziel. Gregor Mühlberger war in der Anfangsphase mit Ex-Tour-Sieger Geraint Thomas in einen Sturz mehrerer Fahrer verwickelt und erlitt Abschürfungen sowie eine Prellung am Handgelenk. Während der Brite später aufgeben musste, erreichte der für Konrad als Helfer arbeitende Mühlberger als 70. das Ziel. Er sei aufgrund des Sturzes "angefressen", wie der im Frühling an einer Gehirnhautentzündung erkrankte Wahl-Salzburger meinte, schließlich habe er sich seit Mai gezielt vorbereitet. Hermann Pernsteiner, der dritte ÖOC-Teilnehmer, landete auf Rang 30. "Die Top Ten haben leider nicht rausgeschaut, wir haben aber alles gegeben", sagte der Kletterspezialist.
Der Deutsche Simon Geschke und Michal Schlegel aus Tschechien hatten nach positiven Coronatests nicht antreten dürfen. Trotz des Behördenaufrufes, wegen der verschärften Pandemielage nicht an die Strecke zu kommen, nutzten zahlreiche Japaner die seltene Chance, einen Olympia-Bewerb hautnah miterleben zu können und verfolgten das Rennen scharenweise am Straßenrand. Auch im Zielbereich waren Zuschauer erlaubt, die Tribünen an der Fuji-Motorsportstrecke waren aber nicht voll.
Konrad fällt aus Verfolger-Gruppe
Das Rennen wurde lange von einer Ausreißergruppe geprägt, der zwischenzeitlich 20 Minuten Vorsprung gewährt wurde. Ihre letzten Reste wurden vom Hauptfeld aber planmäßig rund 50 Kilometer vor dem Ziel eingeholt. Wenig später erfolgte nach einigen erfolglosen Angriffen wie erwartet am sehr steilen Mikuni-Pass die vorentscheidende Selektion. Dem von den Belgiern forcierten Tempo fiel der Großteil des Feldes zum Opfer, Konrad hielt da noch gut mit. 37 Kilometer vor dem Ziel attackierte dann Pogacar, nur Brandon McNulty (USA) und Michael Woods (CAN) konnten dem Slowenen bergauf folgen. Dahinter bildete sich eine kleine Verfolgergruppe, aus der auch Konrad nach einiger Zeit etwas zurückfiel.
Gegen Ende des Anstieges wurde das Spitzentrio von einigen Konkurrenten wieder eingeholt. Konrad und mehrere Begleiter hatten am höchsten Punkt bereits rund eine Minute Rückstand. Das war zu viel, um noch einmal ganz nach vorne zu kommen. Im folgenden Flachstück und auf dem letzten kurzen Pass machten sich Carapaz und McNulty davon. Der Ecuadorianer hängte den US-Amerikaner schließlich am welligen Fuji-Speedway noch deutlich ab, auch Pogacar und Co. kamen nicht mehr an ihn heran.
Thriller im Sprint-Finale
Im Sprint um Silber und Bronze der Gruppe mit mehreren Tour-Protagonisten hatte Van Aert knapp vor Pogacar die Nase hauchdünn vorne. Der Belgier - in Frankreich dreifacher Etappensieger - war aber gar nicht erfreut über Silber. Auch Topfavorit Pogacar wirkte nicht wirklich glücklich. Großen Jubel gab es hingegen bei Carapaz, der nach dem Sieg beim Giro d'Italia über seinen ersten großen Erfolg in einem Eintagesrennen jubeln durfte. "Das ist ein unglaublicher Moment für mich. Man muss immer an sich glauben. Ich habe so hart gearbeitet, um hier zu sein", sagte Carapaz. Der Ineos-Profi holte das zweite Olympiagold für sein Land nach Jefferson Perez 1996 im 20 km Gehen.
Konrad erreichte eineinhalb Wochen nach seinem Tour-Etappenerfolg mit der zweiten größeren Gruppe und 3:38 Minuten Rückstand das Ziel. Pernsteiner fehlten bereits fast acht Minuten. Das Frauenstraßenrennen mit der Niederösterreicherin Anna Kiesenhofer findet am Sonntag statt. Kommende Woche im Einzelzeitfahren ist nur noch Konrad mit dabei.