Österreichs Tischtennis-Star Liu Jia tritt beim Olympia-Auftaktmatch gegen eine Zwölfjährige an.
Die Euphorie nach einem außergewöhnlich guten Pre-Trainingslager in Fuchu ist im österreichischen Tischtennis-Team für Olympia durch die Auslosung etwas gedämpft worden - im Teambewerb der Frauen gegen Goldfavorit China schon vorab fast chancenlos, im Mixed gegen die zweitgereihten Lokalmatadore klarer Außenseiter. Bleibt das Einzel, mit dem es wie im Mixed bereits am Samstag losgeht - allerdings nur für die nun sechsfache Olympia-Teilnehmerin Liu Jia.
Und das Auftaktmatch der 39-Jährigen in der Vorrunde hat es wahrlich in sich, geht es doch um 2.45 Uhr MESZ gegen die erst zwölfjährige Hend Zaza aus Syrien. Beim Donnerstag-Training sind die Gegnerinnen bereits aufeinandergetroffen und haben sich laut "Susi" mit Händen und Füßen unterhalten. "Sie spricht kein Englisch, ist nur zwei Jahre älter als meine Tochter." Für die daheimgebliebene Anna wurde ein Selfie gemacht, danach hat die Asiatin ein wenig beim Training von Liu Jia spioniert.
Als die Froschberg-Spielerin bereits dreifache Olympia-Teilnehmerin war, war Zaza noch nicht geboren. Unterschätzen möchte sie den Teenager aber wie alle anderen potenziellen Gegnerinnen nicht. "Aber wenn ich gegen sie verlieren würde, springe ich vom Balkon runter", scherzte Liu. "Ich bin mehr als dreimal älter als sie, da gebe es keine Entschuldigung dafür." Daher denkt sie auch bereits mehr an das mögliche Folgematch gegen Ganna Gaponowa: "Von dem Match habe ich sogar schon geträumt."
"Habe noch nie so spät ein Match begonnen"
Dieses Erstrunden-Match ist noch für Samstag für 14.45 Uhr MESZ angesetzt, Ortszeit 21.45 Uhr. "Ich habe noch nie so spät ein Match begonnen", verriet die Ex-Europameisterin. Gegen Verteidigerin Gaponowa habe sie keines ihrer beiden Matches bisher gewonnen, beide Male sei sie aber nicht in ihrem besten Zustand gewesen. Nun lägen ihre jüngsten Bandscheibenprobleme freilich hinter ihr. Das Ziel von Liu Jia für das Einzel? "Ich möchte mit einem lachenden Gesicht nach Hause fliegen."
Das trifft im Besonderen auch auf Stefan Fegerl zu, der mit Sofia Polcaova am Samstag (4.15 Uhr MESZ) im Mixed-Achtelfinale gegen Jun Mizutani/Mima Ito ordentlich gefordert ist. Der Niederösterreicher geht positiv gestimmt an diese Aufgabe heran: "Man hat schon gesehen, dass es bei uns an der Platte funkt und klappt." Rückblickend hätte man die Vorbereitung nicht viel besser gestalten können. Fegerl: "Sicher hätte die Auslosung besser sein können, aber wir werden unser Bestes geben."
Fegerl blickt selbstbewusst auf Finale
In seinem letzten Karriere-Turnier vor Antritt der Vizepräsidentschaft im österreichischen Verband geht der 32-Jährige davon aus, dass er noch bis Montag Leistungssportler ist. "Denn da ist das Finale", begründete Fegerl selbstbewusst. Polcanova strahlte ebenso Zuversicht aus. "Bei der EM 2018 sind wir gleich in unserem ersten Turnier Vize-Europameister geworden, wir spielen gut zusammen. Und vielleicht ist es gegen die Japaner ein Vorteil für uns, dass keine Zuschauer da sein werden."
Erst in Runde zwei am Sonntag werden Robert Gardos und Daniel Habesohn in das Einzel einsteigen, Polcanova erst in Runde drei. Die Teambewerbe bilden den Abschluss. "Bei China sind alle drei Weltmeisterinnen, aber wir wollen sie ein bisschen sekkieren", schätzte Liu die Lage ein. Nervös mache sie, dass das Match in China von einigen Millionen Menschen im TV gesehen werde. "Aber ich möchte eine positive Ausstrahlung am Tisch haben, mithalten und einen Satz gewinnen."