Die Frage, ob Naomi Osaka bei Olympia antreten wird, dürfte sich mit der Auslosung vom Donnerstag endgültig erledigt haben.
Die Nummer zwei der Tennis-Weltrangliste und Top-Anwärterin auf das begehrte Einzel-Gold beginnt ihren Weg beim am Samstag beginnenden Turnier gegen die Chinesin Zheng Saisai. Die Spiele in ihrer japanischen Heimat werden ihr erster Auftritt, seit die 23-Jährige vor knapp zwei Monaten öffentlich machte, unter Depressionen zu leiden.
Sie ist die Tochter einer Japanerin und eines Haitianers. Sie wurde einst in Osaka geboren. Als sie drei Jahre alt war, zogen ihre Eltern mit ihr in die USA. Nun tritt sie in Tokio für Japan an und soll zum Gesicht dieses Weltereignisses werden. Wie wird sie mit ihrer - trotz der leeren Zuschauerränge - viel beachteten Rolle umgehen?
Osaka kein Fan von Interviews und Pressekonferenzen
Die Restriktionen für Journalisten dürften Osaka den Umgang mit den Medien erleichtern. Bei den French Open in Paris hatte sich die vierfache Grand-Slam-Gewinnerin entschlossen, keine Medientermine wahrzunehmen. Als sie nach ihrem Erstrundensieg der Pressekonferenz fernblieb, bekam sie eine Geldstrafe von 15.000 Dollar. Die Organisatoren drohten mit einer Sperre. Dann zog Osaka ihre Teilnahme zurück. In den sozialen Netzwerken erklärte sie, sie sei grundsätzlich eine introvertierte Person. Öffentlich zu reden, falle ihr schwer. In der Tat wirkte es oft so, dass sie sich in der Rolle am Mikrofon nicht wohlfühlte. Sie kommt schüchtern rüber, spricht oft mit leiser Stimme, gab aber auch Einblicke und machte sich mit ihrem Kampf gegen den Rassismus einen Namen.
Neue Netflix-Dokumentation
In den vergangenen Wochen war Osaka zwar von den großen internationalen Tennisplätzen verschwunden, aber nicht aus der öffentlichen Wahrnehmung. Erst am Freitag kam eine Netflix-Dokumentation über sie heraus, mit Stolz präsentierte sie kürzlich ihre eigene Barbiepuppe. In Bademode war Osaka auf dem Cover der "Sports Illustrated", auch die "Vogue" brachte sie auf der Titelseite.
Auf dem Tennisplatz gelang ihr in den vergangenen Jahren der Umgang mit Druck bemerkenswert. Sie wurde je zweimal Australian-Open- und US-Open-Siegerin. Jeweils auf Hartplatz. Dem Belag, auf dem auch in Tokio gespielt wird. "Ich habe mir erlaubt, den Traum zu träumen, die Goldmedaille zu gewinnen", sagte Osaka schon vor einer Weile.
Ihre Vorbereitung auf ihre Olympia-Premiere konnte sie am Donnerstag in Ruhe, aber doch nicht völlig abgeschirmt angehen. Mehrere Fotografen und Kameraleute nahmen am Donnerstag auf, wie Osaka auf dem Centre Court trainierte.