Die erste Olympia-Woche neigt sich dem Ende zu - und viele Gastronomen und Hoteliers in Paris sind enttäuscht.
"Uns wurden 15 Millionen Besucher in Paris angekündigt, aber wo sind die?", fragt Arnaud Seite, der drei Hausboote mit Restaurants und Bars auf der Seine betreibt. "Normalerweise verbringen wir unsere Zeit damit, Leute abzuweisen. Jetzt ist hier noch überall frei."
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30 Prozent Verlust
Ähnliche Erfahrungen macht Julia Sedefdjian, Chefin eines Sternerestaurants im fünften Arrondissement. "Wir haben das Gefühl, von einem Fest ausgeschlossen zu werden, das für alle schön hätte sein sollen", sagt sie. Sie sei das Risiko eingegangen und habe extra Personal angeheuert, um das Restaurant den Sommer über zu öffnen und nicht wie sonst eine Pause einzulegen. Für Juli geht sie nun von 30 Prozent Verlust aus.
"Die Olympischen Spiele haben die üblichen Touristen mit zu hohen Preisen und angstmachender Kommunikation vertrieben", sagt Didier Arino, Chef des Beratungsunternehmens Protourisme.
Olympia-Touristen
Dabei sind die erwarteten Olympia-Touristen tatsächlich gekommen. Seit Beginn der Olympischen Spiele ist die Zahl der auswärtigen Besucher im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 Prozent gestiegen, wie der Verband Choose Paris, der die französische Hauptstadt als Tourismusziel vermarktet, mitteilte. Zu Spitzenzeiten seien bis zu 90 Prozent der Übernachtungsmöglichkeiten ausgebucht.
Doch wo sind die Touristen? Im Disneyland Paris, das im Sommer normalerweise sehr gut besucht ist, zeigt die App des Freizeitparks deutlich kürzere Wartezeiten für die verschiedenen Attraktionen an als für die Jahreszeit üblich. Die Taxifahrer äußerten diese Woche "große Enttäuschung" über ausbleibende Fahrgäste und forderten von der Regierung Entschädigung wegen der enormen Verkehrsbeeinträchtigungen durch die Sicherheitsmaßnahmen rund um die Spiele.
Fan-Zonen und Austragungsorte
"Die Besucher sind dort, wo die Spiele stattfinden, vor allem rund um die großen Fan-Zonen und die Austragungsorte der olympischen Wettkämpfe", erklärte das Fremdenverkehrsamt der Stadt. Der Andrang konzentriert sich demnach auf das 19. Pariser Arrondissement sowie den Vorstadtbezirk Seine-Saint-Denis.
Das Département ist sonst vor allem für Ausschreitungen in migrantisch geprägten Hochhaussiedlungen bekannt. Olympia sei nun die Gelegenheit, "ein Gesicht und ein Bild von Seine-Saint-Denis fernab der Klischees zu präsentieren", freute sich der Präsident des Départementrats, Stéphane Troussel.
Offizielle Olympia-Partner
Ein weiterer Gewinner der Olympischen Spiele sind die sogenannten Hospitality-Locations, die von den teilnehmenden Ländern oder von dem US-Anbieter On Location betrieben werden. Sie sind offizielle Olympia-Partner und bieten Pakete mit Übernachtung, Eintrittskarten und Zugang zu weiteren Olympia-Veranstaltungen. Viele der 130 Standorte sind ausgebucht.
Ein weiterer Gewinner sind die öffentlichen Verkehrsmittel, was teils auch die Frustration der Taxi-Fahrer erklärt. Für U-Bahn und Leihradanbieter gab es bisher viel Lob, die Beschilderung der U-Bahnstationen und Radwege in Paris hat sich auch dank der Olympischen Spiele erheblich verbessert. "Die öffentlichen Verkehrsmittel verkehren trotz der angekündigten Überlastungen einwandfrei", freuten sich die wichtigsten französischen Wirtschaftsverbände in einer gemeinsamen Pressemitteilung.