Im Frauen-Tennis wird es am Samstag (ab 12 Uhr) eine Überraschungs-Olympiasiegerin geben. Nach dem unerwarteten 6:2,7:5 von Zheng Qinwen im Halbfinale über die haushohe Turnierfavoritin Iga Swiatek ist die als Nummer 6 gesetzte Chinesin im Endspiel am Samstag erste Goldanwärterin.
Denn Donna Vekic kam ungesetzt ins Finale und erlebt seit Wimbledon einen zweiten Frühling. Dabei wollte die 28-jährige Kroatin vor den French Open schon aufhören, dann stürmte sie sensationell ins Wimbledon-Halbfinale.
Finalistinnen schreiben Geschichte
Für die 21-jährige Zheng ist es nach den Australian Open (Niederlage gegen Aryna Sabalenka) ihr zweites großes Finale des Jahres neben dem Titel in Palermo. Vekic steht am Samstag (ab 12 Uhr, im Sport24-Olympiaticker) als erste kroatische Spielerin in einem Olympia-Einzel-Finale und das ausgerechnet in Paris, wo sie im Mai in der dritten Runde gegen die Qualifikantin Olga Danilovic ausgeschieden war. Bei ihrer Rückkehr nach Roland Garros, nun im Zeichen der Fünf Ringe, hat sie auf dem Weg ins Finale aber Co-Favoritin Coco Gauff ausgeschaltet und im Viertelfinale einen Drei-Stunden-Marathon gegen Marta Kosjuk gewonnen.
»Wollte manchmal vom Platz verschwinden«
Die mittlerweile auf Platz 21 im WTA-Ranking zurückgekehrte Vekic hatte sich lange mit einer Knieverletzung herumgeschlagen und nun fehlt ihr nur noch ein Sieg zu Olympia-Gold. Schon im Halbfinale gegen Karolina Schmiedlova (6:4,6:0) ist sie extrem nervös gewesen, gab sie danach zu. "Manchmal wollte ich einfach vom Platz verschwinden. Wenn du um eine Medaille spielst, ist es anders als jeder andere Event. Ich war sogar nervöser als im Wimbledon-Semifinale", gestand Vekic.
Auch Zheng steht als erste Spielerin Chinas in einem olympischen Endspiel. "Ich bin so glücklich, dass ich Geschichte schreiben konnte für das chinesische Tennis. Ich wollte immer eine der Athletinnen sein, die für unser Land eine Medaillen holen kann", freute sich Zheng. "Jetzt bin ich eine davon, aber der Kampf ist noch nicht vorbei." Im Head-to-Head der beiden Finalistinnen steht es übrigens 1:1. 2021 in Cormayeur siegte Vekic in zwei, im Vorjahr in Zhuhai gewann Zheng knapp in drei Sets.
Gold geht wieder an Außenseiterin
Fakt ist: Das Olympische Tennis sieht wieder einmal eine unerwartete Siegerin. 2016 holte die ungesetzte Puerto Ricanerin Monica Puig Gold, vor drei Jahren in Tokio die als Nummer 9 gesetzte Schweizerin Belinda Bencic. Tennis-Legende Martina Navratilova hatte kürzlich versucht, die vielen Überraschungen gerade bei Olympia zu erklären: "Olympia ist eine Anomalie. Alles ist speziell. Es ist wirklich ein fünftes Major-Turnier alle vier Jahre, das macht es für die Spielerinnen komplizierter", glaubt die 18-fache Major-Einzelsiegerin.