Youngster Martin Espernberger (20) schwamm bei der Langbahn-WM in Doha sensationell zu Bronze über 200 m Delfin.
Nachdem unser Schwimm-Aushängeschild Felix Auböck bei der WM in der Wüste enttäuscht hatte, sprang ein 20-jähriger Linzer in die Bresche. Martin Espernberger hatte bereits mit dem souveränen Final-Einzug über 200 m Delfin überrascht. Dort musste er sich in 1:55,16 Minuten nur dem überragenden Japaner Tomoru Honda (1:53,88) sowie dem Italiener Alberto Razzetti (1:54,65) geschlagen geben. Espernberger studiert und trainiert wie einst Ex-Weltmeister Markus Rogan in den USA. Jetzt trat er auch medaillenmäßig in die Fußstapfen seines früheren Vorbilds.
Erst 7. Langbahn-WM-Medaille für Österreich
Bronze hatten zuvor auch schon Mirna Jukic (2005 und 2009/jeweils 200 m Brust) und Markus Rogan (2007/200 m Rücken) gewonnen. Rogan hatte sich über die gleiche Distanz auch zweimal über Silber (2001 und 2005) freuen dürfen, wie auch Maxim Podoprigora (2001/200 m Brust). Espernberger konnte wie auch schon im Vorlauf und im Semifinale, wo es jeweils am Dienstag für die viertschnellste Zeit gereicht hatte, sein Potenzial ausschöpfen.
"Ich bin überwältigt und kann es immer noch nicht glauben. Es wird noch dauern, bis ich das realisiere", keuchte Espernberger Minuten nach der Sensation. Man müsse den Erfolg aber auch relativieren: "Im Vorlauf haben einige große Namen gefehlt."
Espernberger nach der Bronze-Sensation "komplett tot"
Espernberger ("Ich bin jetzt nach dem Rennen komplett tot") über seinen Medaillen-Coup: "Die letzten 10 bis 15 Meter haben ziemlich weh getan, weil die anderen so schnell vorn weggegangen sind und ich mithalten musste. Wenn man es ein wenig schneller angeht, merkt man das am Ende dann schon ein wenig. Es war aber ein gutes Rennen und es ist sich grad und grad ausgegangen." Der Pole Michal Chmielewski landete 20 Hundertstelsekunden hinter dem Oberösterreicher auf Rang vier.
Dass Espernberger seine persönliche Bestzeit (1:54,69), die er am 2. Dezember 2023 bei den US Open aufgestellt hat, sowie den Österreichischen Rekord von Dinko Jukic (1:54,35) nicht knacken konnte, war angesichts des Ergebnisses verschmerzbar. "Ich muss gleich nach vorne blicken. Da kommt gleich im Anschluss der nächste Wettkampf, da heißt es weitermachen", sagte Espernberger. Zuvor hatte bei den laufenden Titelkämpfen nur Felix Auböck einen Langbahn-Finaleinzug geschafft, war da aber über 400 Meter Kraul über Rang acht nicht hinausgekommen.
Espernberger hatte im Mai 2021 bei der Budapest-EM sein erstes Großereignis bestritten, im Sommer 2023 bei der Fukuoka-WM bedeuteten 1:57,36 Min. über seine Paradestrecke immerhin schon Rang 20. In die aktuelle WM war er als Elftschnellster gegangen, stieg also vom Außenseiter zum Medaillen-Gewinner auf. In Österreich ist er nur selten anzutreffen, da er 2020 im Alter von 16 Jahren per Auslandssemester in die USA gegangen war. Wobei er Anfangs Probleme mit dem Englischen hatte. "Dann hat es mir so gut gefallen und ich bin einfach drübengeblieben".
Geheimtipp für Olympia in Paris
2022 ging es nach Knoxville an die Universität von Tennessee, der "Sophomore" (2. College-Jahr) hat im Studium der Elektrotechnik noch gut zwei Jahre vor sich. In dieser Zeit warten auch zahlreiche wichtige Wettkämpfe, darunter das große Saisonziel Olympia in Paris, wo Espernberger plötzlich zum erweiterten Medaillenanwärter-Kreis zählt.
Klar sein Medaillen-Ziel in Doha verpasst hat Felix Auböck mit Platz 8 über 400 Meter Kraul. Über 200 m Freistil enttäuschte der Kurzbahn-Weltmeister von Abu Dhabi 2021 als Semifinal-16.