IOC-Chef über gedopte Eiskunstläuferin

"Enorme Kälte" - Bach kritisiert Walijewa-Umfeld

18.02.2022

"Kein besonderes Vertrauen in dieses Umfeld von Kamila" - Bach will Diskussion um Mindestalter.

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© Getty/oe14-Fotomontage
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IOC-Präsident Thomas Bach hat Mitgefühl für Kamila Walijewa nach deren bitterem Olympia-Finale geäußert und das Umfeld mit der Trainerin der russischen Eiskunstläuferin scharf kritisiert. "Als ich gesehen habe, wie sie von ihrem Umfeld empfangen wurde, mit etwas, was mir wie eine enorme Kälte vorkam - mir lief es kalt über den Rücken, zu sehen, was da geschah", berichtete Bach am Freitag.

"Statt sie zu trösten, statt ihr zu helfen, nachdem was geschehen war, konnte man spüren, wie eiskalt die Atmosphäre war", fuhr der Deutsche fort. Nach dem tagelangen Doping-Wirbel und einer Führung aus dem Kurzprogramm hatte Gold-Favoritin Kamila Walijewa am Donnerstagabend mehrere Fehler in ihrer Kür gemacht und war Vierte geworden. Von ihrer Trainerin Eteri Tutberidse erhielt die 15-Jährige daraufhin keinen Trost, sondern harsche Worte.

Er sei "sehr enttäuscht und verstört" gewesen, als er die Eiskunstlauf-Kür im Fernsehen verfolgt habe, berichtete Bach und sprach von einer "herablassenden Geste". "Kann man denn so gefühlskalt sein gegenüber den eigenen Sportlern?" Er habe sich seine Gedanken gemacht, sagte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees. "Alles das vermittelt bei mir kein besonderes Vertrauen in dieses Umfeld von Kamila - weder in Bezug auf die Situation, die in der Vergangenheit sich abgespielt hat, noch die Zukunft."

Mindestalter vor Prüfung?

"Ich kann mir für sie nur wünschen, dass sie die Unterstützung bekommt, die Unterstützung ihrer Familie, die Unterstützung von Freunden und schlussendlich von Menschen, die ihr helfen, diese enorm schwierige Situation hinter sich zu lassen", sagte Bach und stellte die Frage, wie man mit minderjährigen Athleten im Alter von 15 Jahren zukünftig umgehen werde. Er drängt die Weltverbände zur Prüfung eines generellen Mindestalters im Spitzensport. Bisher gibt es nur in wenigen olympischen Sportarten wie im Turnen ein Mindestalter für Teilnehmer.

"Diese Fragen müssen angegangen werden", erklärte Bach. Es brauche aber "sorgfältige Überlegungen und Beratungen". Das IOC werde die Diskussionen mit den Weltverbänden in Gang bringen und diesen "etwas zum Nachdenken geben". Entscheiden können aber nur die jeweiligen Fachverbände, nicht das IOC. Auch die Welt-Anti-Doping-Agentur müsse den Umgang mit Minderjährigen und ihrem Status der "geschützten Person" überprüfen.

13-jährige Tokio-Siegerin

Schon 2014 in Sotschi hatte ihre Schülerin Julia Lipnizkaja als damals 15-Jährige als jüngste Eiskunstläuferin Team-Gold gewonnen. Drei Jahre später beendete sie ihre Karriere wegen Magersucht. Die heute 19-jährige Alina Sagitowa, die im Alter von 15 Jahren 2018 in Pyeongchang Einzel-Gold holte, tritt schon seit längerem nicht mehr bei Wettkämpfen an.

Bei den Sommerspielen 2021 in Tokio gab es gar eine 13-jährige Olympiasiegerin. Die Japanerin Momiji Nishiya gewann den Skateboard-Streetbewerb vor der gleichaltrige Brasilianerin Rayssa Leal.

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