Nahe am Karriereabschluss wollen sich Miriam Ziegler und Severin Kiefer mit ihrer ersten Olympia-Kür belohnen.
Nur noch bis zum Saisonende werden die Paarläufer in Aktion sein, den Abschluss werden die Weltmeisterschaften vom 23. bis 26. März in Montpellier bilden. Auf olympischer Ebene war Ziegler 2010 in Vancouver als 15-Jährige im Frauen-Bewerb 26., gemeinsam mit Kiefer in Sotschi 2014 und in Pyeongchang 2018 kam sie auf die Ränge 17 und 20. Die Top 16 erreichen die Kür.
Das sollte am Freitag (11.30 Uhr MEZ) im aus nur 19 Duos bestehenden Kurzprogramm auf jeden Fall machbar sein. Umso mehr, als Ziegler/Kiefer bei den Weltmeisterschaften 2019 und 2020 die Positionen zehn und elf belegt haben. Freilich war die Vorbereitung vor bzw. in ihrer letzten Saison einerseits wegen einer Entzündung der Muskelansätze im Hüftbereich Kiefers sowie wegen eines Sturzes des Salzburgers im Jänner beim EM-Training in Tallinn beeinträchtigt. Der 31-Jährige zog sich dabei einen Kahnbeinbruch an der linken Hand zu.
Nach der am 14. Jänner erfolgten Operation ging es aber schnell aufwärts. "Es geht jetzt sehr gut", sagte Kiefer in Peking. "Ich habe sechs Tage lang einen Gips gehabt, habe aber nebenbei trainieren können." Am 24. Jänner startete das Gespann mit den Hebungen auf dem Eis. Das haben wir ganz gut hingekriegt, die Trainer haben uns ein bisschen einbremsen müssen. Wir können alles machen, was wir für den Wettkampf brauchen."
Ziegler gab an, bei Olympia schon ziemlich alles erlebt und aufgesaugt zu haben. Diesmal gelte es vor allem, die Leistung abzurufen. "Ich möchte mir den Traum erfüllen, einmal auch in der Kür starten zu können. Wenn das einmal erreicht sei, gehe der Blick nach vorne: "Wir sind im Vergleich zu anderen Paaren in der Kür sehr konstant und stark. Ist das erste Etappenziel erreicht, schauen wir, dass wir uns in der Kür noch ein bisschen nach vorne fahren."
Ein Grund für die Konstanz sei die Ausdauer, diese fehle vielen anderen. "Hintenraus im Programm sind wir voll da und wir haben am Ende schwierige Elemente", führte die Burgenländerin aus. "Wir haben die Hebungen und Würfe ziemlich spät im Vergleich zu den anderen Paaren und sind, was unsere Einzelsprünge angeht, souveräner im Vergleich zu anderen. Ich glaube, dass wir dadurch und auch in der Performance sehr gut punkten können."
Vom Capital Indoor Stadium - ihrer Wettkampfstätte und bei den Sommerspielen 2008 Volleyball-Schauplatz - sind die beiden angetan, ebenso vom Eis. Kiefer: "Das ist echt spitze und noch einmal ein Stück besser als sonst bei Großveranstaltungen." Ziegler konnte da nur beipflichten. "Die Eisqualität ist ein Wahnsinn. Es geht eigentlich fast wie von alleine. Teilweise müssen wir uns ein bisschen zurücknehmen, weil es so gut läuft und so schnell ist."
Kiefer hob in diesem Zusammenhang die Elastizität des glatten Untergrunds hervor. "Es gibt beim Springen recht viel her, auch vom Schwung. Man muss sich weniger anstrengen, als wenn man stecken bleibt im Eis. Das macht uns das Leben ein bisschen einfacher." Das gilt aber natürlich auch für die Konkurrenz, vor der Kiefer Respekt hat. "Das Feld ist noch einmal stärker geworden die letzten Jahre, vor allem dichter. Ein Fehler hat gleich mehr Auswirkungen."
Ziegler/Kiefer haben im Kurzprogramm Startnummer 5, sie werden um 12.27 Uhr MEZ an der Reihe sein. Die Saisonbestleistungen weisen sie sowohl im Kurzprogramm wie gesamt nur am vorletzten Platz des Feldes auf, allerdings waren sie in dieser Saison international nur Ende November beim Rostelecom Cup in Sotschi im Einsatz. Bei den Europameisterschaften mussten die beiden eben wegen Kiefers Verletzung passen.
"Das hat gewurmt, denn wir waren von der Kondition und von der Konstanz noch nie so stark wie vor der EM", verriet Ziegler. "Wir hatten noch nie so viele saubere Küren mit vielleicht nur kleinen Fehlern drinnen hintereinander gehabt. Wir waren noch nie in so einer guten Verfassung, das war dann doppelt ärgerlich", erläuterte die 27-Jährige. Das Versäumte soll nun bei Olympia nachgeholt werden. Gecoacht werden die beiden von Schwester Julia Kiefer.
Die Paarlauf-Konkurrenz ist für die Chinesen der Höhepunkt der Eiskunstlauf-Bewerbe, daher wurde der Event an den Schluss der Spiele gesetzt. Die Lokalmatadore Sui Wenjing/Han Cong haben ausgezeichnete Medaillenchancen, wurde 2018 Olympia-, 2021 WM-Zweite, 2019 holten WM-Gold. Weltmeister sind Anastasia Mischina/Aleksander Galliamow als eines dreier Paare des Russischen Olympischen Komitees. Die Kür ist für Samstag (12.00) angesetzt.