Teresa Stadlober gewann als erste Frau eine Olympia-Langlauf-Medaille! Hier das große OE24-Interview unmittelbar nach dem Bewerb.
OE24: Teresa, herzlichen Glückwunsch – geben Sie uns einen Einblick in Ihre Gefühlswelt …
Stadlober: Ja danke, ein Wahnsinn - jetzt ist der Traum wahr geworden. Ich kann das gar nicht glauben, ich muss immer wieder rean. Ich glaube, das dauert ein bisschen, bis ich das realisiert habe. Ich habe mir das heute nicht gedacht, habe mich gar nicht gut gefühlt in der Früh und dann auch noch die Geschichte mit der verspäteten Einreise – aber scheinbar brauche ich ein bisschen Drama, dass es funktioniert.
OE24: Vor vier Jahren in Pyeonchang waren Sie schon knapp an einer Medaille dran, dann passierte das Missgeschick– wie groß ist die Genugtuung?
Stadlober: An Pyeonchang habe ich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr gedacht. Das glaubt mir zwar keiner, aber ich habe das wirklich abschütteln können. Das habe ich damals nicht als so schlimm empfunden, weil ich damals auch nicht als Medaillenfavoritin angereist bin. Nach Pyeonchang habe ich gesagt, dass wieder Rennen und Chancen für mich kommen. Und heute war diese Chance da, dass ich die so gut nützen konnte, ist natürlich ein Wahnsinn. Der Wind und die Kälte sind extrem, ich habe nicht gewusst, was mich heute erwartet. Aber für mich ist diese Strecke perfekt, das ist eine von den schwersten im Weltcup – mit sehr langen Anstiegen und wenig Erholungsphasen. Ich war schon so oft knapp dran, es ist wirklich ein Traum wahr geworden und eine große Genugtuung.
OE24: Wie war die Situation beim Wechsel und wann haben Sie realisiert, dass es reichen kann?
Stadlober: Ich habe die Bindung vom Skating-Schuh nicht zu gebracht. Das ist immer so ein Problem, wenn es so extrem kalt ist – da habe ich wirklich gekämpft, zum Glück ist die Bindung dann doch noch zugegangen. Danach konnte ich rasch wieder Positionen und Meter gut machen, da habe ich das erste Mal gedacht, dass es heute um eine Medaille gehen kann. Wie wir ins Stadion eingelaufen sind, habe ich nicht gewusst, wer aus unserer Gruppe noch hinten dranhängt. Erst als wir dann bei der Kurve waren, habe ich gewusst, dass sich das ausgehen wird.
OE24: Gab es schon Kontakt zur Familie?
Stadlober: Mein Bruder hat mir gleich im Ziel gratuliert, meinen Papa habe ich schon getroffen und der hat die Mama angerufen. Aber es ist derzeit noch schwierig – sie reat die ganze Zeit, ich auch (lacht).
OE24: Welchen Stellenwert hat die Medaille für den in den letzten Jahren so gescholtenen Langlauf-Verband?
Stadlober: Ja diese Medaille ist nicht nur für mich, sondern alle Langläufer in Österreich. Für alle, die diesen Sport genauso leben wie ich und die alle harte Zeiten durchgemacht haben. Wir haben nach Seefeld nicht mehr den guten Ruf gehabt, haben aber die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir es auch wieder nach oben schaffen. Wir haben heute Wahnsinnsmaterial gehabt, da möchte ich mich bedanken. Die haben sich diese Medaille genauso verdient. Ich bin froh, dass ich auch ihnen etwas zurückgeben konnte.
OE24: Wie wird der heutige Abend ausschauen und gibt es schon einen speziellen Platz für die Medaille?
Stadlober: Jetzt freue ich mich mal auf ein gutes Essen und das Reingehen ins Warme und dann schauen wir, was der Abend noch so bringt. Aber nachdem für mich hier noch Rennen anstehen und wir noch in der Pandemie sind, wird’s sicher eher ruhiger. Wo die Medaille hinkommt, habe ich mir noch nicht überlegt. Ich habe damit überhaupt nicht gerechnet. Das ist schon sehr überraschend, das muss ich selber erst realisieren.
OE24: Was ist bei diesen Spielen noch möglich?
Stadlober: Jetzt kann ich in die nächsten Bewerbe ohne Druck reingehen. Alles was kommt, ist Draufgabe. Aber ich werde alles geben, habe noch drei spannende Bewerbe – vielleicht geht ja noch was (lacht).