Lesen Sie, wie Hubert und Birgit Strolz das Olympiamärchen Ihres Sohnes erleben.
Warth. Um 2.55 läutete bei Hubert Strolz, dem Kombi-Olympiasieger von 1988, am Mittwoch in Warth am Arlberg der Wecker. Nach der Führung seines Sohnes nach dem 1. Durchgang ging es in den Stall („Die Kühne müssen ja gemolken werden“), um für die Slalom-Entscheidung um 6.45 Uhr bereit zu sein. Kurz vor 8 Uhr stieß die Familie Strolz auf Silber an. Wenig später meldete sich
ÖSTERREICH im Haus Hubertus. Am Telefon ist die stolze Mama.
ÖSTERREICH: Gratulation zu Silber, Frau Strolz. Wie haben Sie die Medaillenentscheidung miterlebt?
Birgit Strolz: Ich hab’s mir nicht anschauen können, da haben meine Nerven nicht mitgespielt. Als meine Tochter kam und „Mama, Mama“ geschrien hat, hab ich gewusst, dass wir wieder was zum Feiern haben.
ÖSTERREICH: Sie haben ja schon 1988 Gold und Silber Ihres Gatten miterlebt ...
Birgit Strolz: Ja, damals haben wir mit den Eltern und den Brüdern gefeiert.
ÖSTERREICH: Und wie war das, als Hubert 1992, das zweite Kombi-Gold vor Augen, ausfiel?
Birgit Strolz: Das war halb so schlimm für mich. Ich war im dritten Monat schwanger und hab mich so auf das Kind gefreut, das hat das Sportliche total relativiert.
ÖSTERREICH: Und 30 Jahre später freuen Sie sich mit dem Sohn, der via TV ausrichtete: „Papa, jetzt sind wir medaillenmäßig gleichauf“ …
Birgit Strolz: Ja, die beiden haben schon eine gute Verbindung. Aber dazu geb ich Ihnen meinen Mann.
ÖSTERREICH: Hubert, Gratulation auch Ihnen! Bei unserem letzten Telefonat haben Sie erzählt, wie hart Ihr Sohn um seine wohl letzte Chance gekämpft hat …
Hubert Strolz: Und es ist unglaublich, dass er das jetzt geschafft hat. So was kann man nicht planen. Der Hannes liebt den Skisport und hat so viel Energie reingesteckt. Dass er jetzt so erfolgreich ist, ist eigentlich nicht zu begreifen (kämpft mit Tränen).
ÖSTERREICH: Wie haben Sie die Slalom-Entscheidung vorm TV erlebt?
Hubert Strolz: Der Hannes hat ja noch nie geführt nach dem ersten Lauf. Dass er das so cool umsetzen konnte, das mental so gut gelöst hat und voll auf Angriff gefahren ist, das ist einfach nur beeindruckend.
ÖSTERREICH: Welche Erklärung haben Sie für die tolle Form Ihres Sohnes?
Hubert Strolz: Ich hatte schon in den letzten Tagen, als wir telefoniert haben, das Gefühl: Da passt jetzt einfach alles. Hannes hat beim Fernsehinterview gesagt, dass er einfach nur Freude am Skifahren hat, und das trifft es sehr gut. Er hat schon in der Kombi-Abfahrt, wo er nur 75 Hundertstel hinter Spezialist Kilde war, gezeigt, dass er ein kompletter Skifahrer und breit aufgestellt ist.
ÖSTERREICH: Mit dem Weltcup-Sieg in Adelboden hat er Ihnen bereits was voraus …
Hubert Strolz: Mit diesem Sieg ist ein tonnenschwerer Klotz von dem Buben abgefallen. Er ist jetzt angekommen in der Mannschaft. In der Nationalmannschaft sein zu dürfen, war so ein großes Ziel für ihn. Diesen Weg wird er nächste Saison weiter gehen.
ÖSTERREICH: Ein Ziel gibt es jetzt bei Olympia noch, den Teambewerb ...
Hubert Strolz: Da werd ich den Wecker noch einmal früh stellen. Die Kühe müssen hoffentlich länger warten (falls Österreich ins Finale kommt, d. Red.), aber das werden sie verkraften. Knut Okresek