Nach 32. Tour-Etappensieg fehlen dem 36-Jährigen noch zwei Erfolge auf eine belgische Legende - Van der Poel trägt weiter das Gelbe Trikot.
Altstar Mark Cavendish hat seine wundersame Comeback-Show fortgesetzt und nimmt den Uralt-Rekord von Eddy Merckx ins Visier. Der in den letzten Jahren tief gefallene Weltmeister von 2011 feierte bei der 108. Tour de France am Donnerstag seinen 32. Etappensieg und liegt damit nur noch zwei Erfolge hinter der belgischen Rad-Legende.
Davon wollte Cavendish aber vorerst nichts wissen. "Sag' den Namen nicht. Ich denke daran nicht. Ich habe gerade eine Tour-Etappe gewonnen. Manche arbeiten für so einen Sieg ihr ganzes Leben lang", erklärte der 36-Jährige, der bereits im vergangenen Herbst vor dem Karriereende gestanden war, nachdem er - zweieinhalb Jahre ohne Sieg - keinen Vertrag mehr hatte. "Ich kann es nicht glauben. Es sind zehn Jahre seit meinem letzten Sieg hier. Es war eine ähnliche Art wie heute."
Er siegte auf dem sechsten Tagesstück nach 160,6 Kilometern von Tours nach Chateauroux, wo er bereits zweimal eine Etappe gewonnen hatte, vor dem Belgier Jasper Philipsen und dem Franzosen Nacer Bouhanni. Weiter im Gelben Trikot ist Cross-Weltmeister Mathieu van der Poel unterwegs. Der Enkel des 2019 verstorbenen Tour-Idols Raymond Poulidor liegt acht Sekunden vor Titelverteidiger Tadej Pogacar, der am Vortag in beeindruckender Manier das Einzelzeitfahren gewonnen hatte. Spätestens in den Alpen am Wochenende sollte der Slowene den weniger bergfesten Van der Poel an der Spitze der Gesamtwertung ablösen. Gesamtdritter ist der Belgier Wout van Aert.
Ausreißer-Chance am Freitag
Gut 25 Kilometer nach dem Start war der Deutsche Roger Kluge mit Olympiasieger Greg van Avermaet ausgerissen. Mehr als zwei Minuten ließen die Sprinter-Teams das Duo aber nicht ziehen, sodass es bei Kilometer 157 wieder zum Zusammenschluss und schließlich zum Sprint kam. Vom Österreicher-Quartett erreichte nur Patrick Konrad zeitgleich mit Cavendish das Ziel, die anderen drei hatten zwischen 1:13 und 2:30 Minuten Rückstand.
Bevor es am Wochenende in die Alpen geht, winkt am Freitag den Ausreißern auf der längsten Etappe die Chance auf einen Sieg. 249,1 Kilometer sind von Vierzon nach Le Creusot zurückzulegen. Fünf Bergwertungen im letzten Drittel der Etappe dürften für die Sprinter kaum machbar sein. Und für die Anwärter auf den Gesamtsieg geht es darum, die Kräfte für die ersten Bergetappen zu schonen.