Doping-Geständnis

Armstrong will gegen Mitwisser aussagen

15.01.2013

Ex-Radstar soll Einnahme leistungssteigernder Mittel zugegeben haben.

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© Reuters
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Lance Armstrong hat sein Schweigen offenbar gebrochen und will nach der lang erwarteten Dopingbeichte laut Medienberichten auch gegen mächtige Mitwisser im Radsport auspacken. In einem Interview mit Star-Moderatorin Oprah Winfrey soll der ehemalige US-Radprofi am Montag (Ortszeit) zugegeben haben, bei seinen sieben Tour-de-France-Siegen leistungssteigernde Mittel genommen zu haben. Das berichteten die Nachrichtenagentur AP und die Zeitung "USA Today" unter Berufung auf mit der Sendung vertraute Quellen. Das Interview wird in der Nacht auf Freitag (3.00 MEZ) im US-Fernsehkanal OWN ausgestrahlt.

Radsport droht Kollaps
Zudem wolle der 41-Jährige bezeugen, dass Funktionäre des Radsport-Weltverbands (UCI) über seinen Gebrauch leistungssteigernder Mittel wussten und diesen möglicherweise unterstützten. Dies schrieb die "New York Times" auf ihrer Internetseite unter Berufung auf mehrere Quellen. Damit würde dem ohnehin krisengeschüttelten Profi-Radsport endgültig der Kollaps drohen. Armstrong wolle allerdings nicht gegen andere Fahrer aussagen, hieß es weiter. Er sei zudem in Kontakt und Verhandlungen mit dem US-Justizministerium, das einen Prozess gegen Armstrong erwägt, in einem Gerichtsverfahren als (Kron-)Zeuge gegen verschiedene Besitzer von Profi-Radrennställen zu agieren.

Keine Details über Interview
Weder Armstrong noch Winfrey gaben über den Inhalt des Gesprächs Auskunft. Die 58-Jährige ließ lediglich über den Kurznachrichtendienst Twitter wissen: "Habe gerade zweieinhalb Stunden mit @lancearmstrong unter Dach und Fach gebracht. Er war VORBEREITET." Man werde derzeit keine genauen Details über das Interview bekannt geben, betonte ein Sprecher von OWN. Winfrey wollte am Dienstag in der Vormittags-Show "CBS This Morning" des TV-Senders CBS über das Interview sprechen.

Interview musste verlegt werden
Armstrong war mit einer Gruppe von etwa zehn Begleitern zur TV-Aufzeichnung erschienen. An seiner Seite waren unter anderem seine Anwälte Tim Herman und Sean Breen sowie sein langjähriger Berater, Manager und Geschäftspartner Bill Stapleton. Ursprünglich sollte das Gespräch in seinem Haus in Austin (Texas) stattfinden. Da das Grundstück jedoch von etlichen Journalisten umlagert war, entschied man sich, in ein örtliches Hotel in der Nähe auszuweichen.

Der AP hatte Armstrong am Samstag erklärt, dass er Winfrey gesagt habe, sie könne "fragen, was immer sie will, und ich werde direkt, ehrlich und offen antworten." Im Vorfeld wurde jedoch auch bekannt, dass der 41-Jährige keine umfangreichen Details oder Namen nennen wollte.

Besuch in "Livestrong"-Stiftung
Vor dem Gespräch mit Winfrey hatte sich Armstrong bereits bei den Mitarbeitern der von ihm gegründeten Krebsstiftung entschuldigt. Der Texaner besuchte die Büros der "Livestrong"-Stiftung in seiner Heimatstadt Austin, wo er bei den Mitarbeitern um Verzeihung bat. Armstrong, dem seine sieben Siege bei der Tour de France aberkannt worden waren, habe mehrmals um Fassung gerungen, einige Mitarbeiter hätten geweint, berichtete AP. Auf die Vorwürfe des jahrelangen Dopings als Radprofi sei er jedoch nicht eingegangen, hieß es.

Armstrong hatte in der Vergangenheit vehement die Einnahme verbotener Mittel bestritten. Die US-Anti-Doping-Agentur (USADA) hatte ihm jedoch in einem mehr als 1.000 Seiten starken Dossier unter anderem dank der Zeugenaussagen ehemaliger Teamkollegen das Gegenteil beweisen können.

Professionelles Dopingsystem
Armstrong soll jahrelang gedopt haben, unter anderem mit EPO, Testosteron und Kortison, dafür habe die USADA entsprechende Beweise. Außerdem soll er andere Fahrer bei den Rennställen US Postal und Discovery Channel zum Dopen genötigt haben. USADA-Chef Travis Tygart sprach vom "ausgeklügelsten, professionellsten und erfolgreichsten Dopingprogramm, das die Welt jemals gesehen hat".

Der Internationale Radsport-Verband (UCI) hatte im Oktober alle Armstrong-Ergebnisse ab August 1998 nachträglich gestrichen und ihn lebenslang gesperrt. Ihm drohen nun Schadensersatzklagen und wegen Meineids sogar eine unbedingte Haftstrafe.

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