Der Franzose Fedrigo gewann die 9. Etappe, Nocentini ist weiter in Gelb.
Das Star-Ensemble von Astana hat die 96. Tour de France weiter fest im Griff. Angeführt von den beiden Streithähnen Alberto Contador und Lance Armstrong, die am zweiten Tour-Wochenende ihren Zwist abseits der Strecke fortsetzten, dominiert das Team die Rundfahrt nach Belieben und sorgte auch auf der neunten Etappe am Sonntag dafür, dass der Italiener Rinaldo Nocentini sein Gelbes Trikot nach der dreitägigen Pyrenäen-Episode in den ersten Ruhetag retten konnte.
140 km Alleinfahrt
Der Sieg auf dem Tagesabschnitt, bei der 80
Kilometer vor dem Ziel als letzter Pyrenäen-Anstieg der Klassiker Tourmalet
zu bewältigen war, ging an den Franzosen Pierrick Fedrigo. Der Radprofi vom
Team Bouygues Telekom verwies in Tarbes nach 160,5 Kilometern als
Schnellster eines Ausreißer-Duos Franco Pellizotti aus Italien auf den
zweiten Platz. Die beiden passierten bereits in trauter Zweisamkeit den
Tourmalet, fünf Minuten vor dem Favoriten-Feld. Auf dem folgenden 75 km
langen Schlussspurt stemmten sie sich mit aller Macht gegen die Verfolger,
Rückenwind half ihnen. Nach 140 km Alleinfahrt retteten sie 34 Sekunden ins
Ziel.
Sekunden-Poker
An der Spitze der Gesamtwertung geht der
Sekunden-Poker weiter. Nocentini führt mit sechs Sekunden vor Contador, der
die Astana-Hierarchie am Freitag zu seinen Gunsten entschieden hatte, und
acht Sekunden vor dem siebenfachen Rekordsieger Armstrong. Die Österreicher
Peter Wrolich (Milram) und Bernhard Eisel (Columbia) hatten als 131. bzw.
135. je 24:57 Minuten Rückstand und sind Gesamt-142. (1:16:07) bzw. 154.
(1:22:25).
Streit bei Astana
Auch wenn Astana mit den hilflosen Konkurrenten
Katz und Maus spielt, hängt der Haussegen im kasachischen Team schief.
Contador und Armstrong sind sich in tiefer Abneigung verbunden, ein Riss
geht durch die Mannschaft, die sich laut "L'Equipe" im "instabilen
Gleichgewicht" befindet. Nach Contadors Attacke vom Freitag, bei der er
Armstrong 21 Sekunden abnahm und den Chefsessel im Team besetzte, krachte es
im Mannschaftsbus. "Was im Bus gesagt wurde, bleibt im Bus", meinte Teamchef
Johan Bruyneel, dem es nur schwer gelingt, die Wogen zu glätten.
Fehde
Armstrong versuchte die Fehde kleinzureden: "Selbst wenn es
verletzte Gefühle geben sollte, werden wir unseren Job machen." Für
Contador, Toursieger von 2007, ist die Angelegenheit ohnehin erledigt:
"Langsam habe ich keine Lust mehr, über die Kapitänsfrage bei Astana zu
sprechen. Lasst uns einfach sehen, was die nächsten Tage bringen."