Leichtathletik
Bolt sprintet in 9,77 zum Weltmeistertitel
11.08.2013
100-Meter-Finale in Moskau: Supersprinter zerlegt Konkurrenz, aber kein Rekord.
Er sah längst nicht unschlagbar aus, aber am Ende war er es doch. Bei Blitz und Donner rund ums Luschniki-Stadion in Moskau holte sich Usain Bolt den WM-Titel über 100 m zurück. Der jamaikanische Weltrekordler beendete nach schlechtem Start seine Aufholjagd im Regenguss erfolgreich und verwies in persönlicher Saisonbestzeit von 9,77 Sekunden US-Dauerrivalen Justin Gatlin (9,85) auf den Silberrang. "Ich habe meinen Job erledigt und das zählt. Der zweite Teil des Rennens ist meine Stärke und das habe ich gezeigt", sagte der neue Weltmeister.
"Ich wollte eine bessere Zeit, aber ich war dazu wegen des Wetters nicht in der Lage", meinte Bolt, der vor dem Start gestenreich einen Regenschirm angedeutet hatte. "Nicht 'singing in the rain', aber laufen im Regen heute Nacht", so der Sprintstar. "Es fühlt sich großartig an, mir diesen Titel zurückgeholt zu haben. Ich bin glücklich."
Jamaikaner geschlossen stark
Auf den weiteren Plätzen folgten mit Nesta Carter (9,95), Kemar Bailey-Cole (9,98) und Nickel Ashmeade (9,98) ebenfalls Jamaikaner. Bolt legte damit auch den Grundstein zum erhofften vierten Triple nach 2009 (WM) sowie 2008 und 2012 (jeweils Olympia). Der bald 27-Jährige ist zum zweiten Mal nach 2009 in Berlin Weltmeister im Kurzsprint. Nicht am Start waren u.a. Titelverteidiger Yohan Blake, der 2011 in Daegu (Südkorea) vom Fehlstart seines Landsmannes Bolt profitiert hatte, sowie die kürzlich des Dopings überführten Asafa Powell (JAM) und Tyson Gay (USA).
Gatlin geschlagen
Gatlin hatte Bolt in diesem Jahr als Einziger einmal das Nachsehen gegeben. Und seit diesem Diamond-League-Meeting in Rom hatte der US-Amerikaner dem Kontrahenten den Kampf angesagt. "Ich trainiere, um die Nummer eins zu sein", gab er im Vorbereitungscamp in Linz zu Protokoll. "Klar werde ich gewinnen", polterte er nach dem Vorlauf in Moskau. Im Finale fand er sich dann auf Bahn fünf wieder, links Ashmeade, rechts zuerst Bolt dann zwei weitere Jamaikaner. Auch nach der Ziellinie war der frühere Dopingsünder im Sandwich gelandet.
Schon unmittelbar nach dem Fehlstart in Südkorea vor zwei Jahren hatte Bolt versichert, dass er nie wieder "den Fokus verlieren" würde. Wie bei den Olympischen Spielen in London vor dem Start des 100-m-Finales alle Augen auf ihn gerichtet waren, genauso hatte ihn die Leichtathletik-Welt auch am Sonntag ins Visier genommen. Spätstarter Bolt blieb auf der Bahn läuferisch längst nicht ohne Fehl und Tadel - und auch einiges vom Weltrekord von 9,58 entfernt. Ein solcher hätten in Zeiten des Doping-Generalverdachts gegen alle Sprinter aber wohl eher für noch mehr Aufruhr als Glamour gesorgt.
Im Halbfinale war Bolt mit seinem Laufsieg in 9,92 Sekunden auf die zweitschnellste Zeit gekommen, seine Landsleute Ashmeade (9,90) und Bailey-Cole (9,93) hatten auf der blauen Bahn persönliche Bestzeiten aufgestellt, mit Carter (9,97) war das JAM-Quartett im Endlauf perfekt. Dabei waren mit Powell sowie bei den Frauen Sherone Simpson und Veronica Campbell-Brown erst kürzlich namhafte Sprinter aus Jamaika wegen der Einnahme unerlaubter Substanzen aus dem Verkehr gezogen worden. Ersatzleute scheinen auf der Karibikinsel en masse parat zu stehen.
Umarmung für Gegner
So schnell Blitz und Donner gekommen waren, so schnell verzog sich das Regenwetter auch wieder. Ein Bild konnte aber nicht weggewischt werden: Bolt und Gatlin umarmten einander nach dem Rennen gleich mehrmals und tauschten Gratulationen aus. In einer der schwersten Stunden der Leichtathletik scheinen die Gegner eng zusammen zu stehen.
Weitere Entscheidungen
In einer weiteren Medaillenentscheidung krönte sich London-Olympiasieger und Weltrekordler Ashton Eaton aus den USA nun auch zum Weltmeister im Zehnkampf. Der 25-Jährige gewann mit der Jahresweltbestleistung von 8.809 Punkten vor dem Deutschen Michael Schrader (8.670) und dem Kanadier Damian Warner (8.512), die beide persönliche Höchstpunktzahl erzielten. "Ich habe jeden Moment dieses Wettkampfes genossen. Jetzt habe ich auch dieses Gold, das einzige, das mir noch gefehlt hat", sagte Eaton.
Über die 10.000 m ging der Titel an Olympiasiegerin Tirunesh Dibaba aus Äthiopien, die ihrer langen Erfolgsliste ein weiteres Gold hinzufügte. In 30:43,35 Minuten kam sie vor Gladys Cherono (KEN/30:45,17) und Belaynesh Oljira (ETH/30:46,98) ins Ziel. Zum dritten Mal Weitsprung-Weltmeisterin in Folge wurde Brittney Reese, die Olympiasiegerin aus den USA landete mit 7,01 m den weitesten Satz, knapp dahinter folgten Blessing Okagbare (NGR/6,99) und Ivana Spanovic (SRB/6,82). Im Diskuswurf schleuderte die Kroatin Sandra Perkovic das Gerät auf 67,99 m, Silber ging an die Französin Melina Robert-Michon (66,28), Bronze an die Kubanerin Yarelys Barrios (64,96).
Alexander Iwanow sorgte für die erste Goldmedaille für das Gastgeberland. Der 20-jährige Russe kam nach 20-km-Gehen in 1:20:58 Stunden vor dem chinesischen Olympiasieger Chen Ding (1:21:09) und dem Spanier Miguel Lopez (1:21:21) ins Ziel.