200-Meter-Finale
Bolt verpasst Weltrekord bei Gold-Lauf
17.08.2013
Jamaikaner feiert dritten 200-m-Titel in Folge.
Fast war er wieder da, der alte Usain Bolt. Vor dem Start fiel er in gewohnte Rituale zurück, befeuchtete mit den Fingern die Augenbrauen, blickte in den Himmel, spielte mit der Kamera. Nach einem lockeren Lauf zu 200-m-Gold in der neuen Jahresweltbestzeit von 19,66 Sekunden gab er sich recht ausgelassen den Glücksgefühlen hin und zeigte den Zuschauern im fast ausverkauften Luschniki-Stadion bei der Leichtathletik-WM in Moskau auch sein Markenzeichen - den Blitz.
Keine Chance auf Weltrekord
Der Weltrekord von 19,19 Sekunden war am Samstagabend außer Reichweite, aber den hatte Bolt auch nicht versprochen. Nur ein bisschen gewünscht - bei den sehr wenigen und relativ unspektakulären Malen, die der sonst so extrovertierte Superstar vor der Presse in Moskau gesprochen hatte.
Silber an Jamaikaner Weir
Bolt gewann also vor seinem Landsmann Warren Weir, den er zur persönlichen Bestzeit von 19,79 zog und freundschaftlich beklatschte, sowie dem US-Amerikaner Curtis Mitchell (20,04). Die ganz große Konkurrenz fehlte aber, denn Tyson Gay (USA) war des Dopings überführt worden und der Olympia-Zweite Yohan Blake (JAM) ist verletzt.
Bolt jagt Lewis-Rekord
Für den 26-Jährigen ist es der dritte Titel über 200 m en suite nach 2009 in Berlin und 2011 in Daegu. Er steht damit nur noch einen Erfolg vom vierten Triple nach 2009 (WM) sowie 2008 und 2012 (jeweils Olympia) entfernt. Mit nun sieben Gold- und zwei Silbermedaillen würde Bolt bei einem Sieg mit der Staffel am Sonntag an den US-Amerikanerin Carl Lewis (8/1/1) und Michael Johnson (8/0/0) vorbeiziehen und der erfolgreichste Athlet der WM-Geschichte werden.
Jamaika räumt ab
Erstmals gingen somit die vier Sprinttitel allesamt an Jamaika. Shelly-Ann Fraser-Pryce hatte mit den Goldmedaillen über 100 und 200 m überraschend vorgelegt, Bolt erwartungsgemäß nachgezogen.
Fraser-Pryce profitierte im Rennen über die halbe Stadionrunde auch vom verletzungsbedingten Ausfall der Olympiasiegerin Allyson Felix aus den USA (Muskelfaserriss). "Ich habe die 200 m einmal gehasst, aber in diesem Jahr habe ich mich ihnen besonders gewidmet. Ich habe sehr hart trainiert", sagte die 26-Jährige aus Kingston, die sich Freitagabend in 22,17 Sek. vor Murielle Ahoure von der Elfenbeinküste und Blessing Okagbare aus Nigeria durchgesetzt hatte.
Kampf gegen Doping
In Jamaika sind aber nicht nur die Athleten hervorragend am Laufen, auch die Doping-Problematik ist bekannt groß. Allein aus dem Sprintbereich gingen den Fahndern heuer bereits Asafa Powell sowie Veronica Campbell-Brown und Sherone Simpson ins Netz. Ob es noch mehr Dopingkontrollen in Jamaika bräuchte, wollte Fraser-Pryce in Moskau nicht beantworten. "Meiner Meinung nach muss man diese Frage an den Verband richten oder die Verantwortlichen im Kampf gegen Doping in unserem Land", sagte sie.