Duell gegen Del Potro

Bresnik: "Thiem ist sicher Underdog"

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In Weltrangliste trennen sie Welten, dennoch soll Del Potro Favorit sein.

Dominic Thiem hat seinen 23. Geburtstag mit dem Aufstieg in sein drittes Grand-Slam-Achtelfinale gefeiert. Der Vier-Satz-Sieg über den in Form befindlichen Spanier Pablo Carreno Busta gelang Thiem mit einer deutlichen Steigerung gegenüber den Vorrunden.

Doch gegen Juan Martin Del Potro wird der French-Open-Halbfinalist dieses Jahres am Montag wohl noch einen Gang zulegen müssen. Normalerweise ist die Nummer 10 der Welt gegen die Nummer 142 klarer Favorit. Doch wenn diese Nummer 142 Del Potro heißt, muss man diese Zahlen außer Acht lassen.

Del Potro hat sich seit Februar 2014 nicht weniger als drei Operationen am linken Handgelenk unterzogen und spielte in zwei Jahren nur zwei Turniere. Seit Februar 2016 ist der "Turm von Tandil" wieder auf der Tour, spätestens in Wimbledon zeigte er mit einem Zweitrunden-Sieg über Stan Wawrinka (damals Nummer 5), was immer noch in ihm steckt.

Thiem ist gewarnt vor "Delpo"

Der Lauf zu Olympiasilber mit dem großartigen Erstrundensieg über Novak Djokovic sowie dem Halbfinaltriumph über Rafael Nadal und einer knappen Finalniederlage gegen Andy Murray hat ihn zu einem der Geheimfavoriten dieser US Open gemacht. Und Del Potro hat Thiem in Madrid dieses Jahr im bisher einzigen Duell in der ersten Runde mit 7:6,6:3 bezwungen.

Der US-Open-Sieger von 2009 scheint "heiß" auf eine Rückkehr in jene Zeiten, als er bis auf Platz vier im Ranking geklettert war. Thiem ist gewarnt. "Er hat sich immer mehr gesteigert im Jahr und ist jetzt sicher ein ganz anderer Spieler, als er damals in Madrid war. Ich glaube, dass die Rückhand immer noch nicht die ist, die sie einmal war."

Darum möchte er sein Spiel nach Möglichkeit über "Delpos" Rückhand aufziehen. "Weil die Vorhand ist eine der besten, die es jemals in dem Sport gegeben hat, vielleicht sogar die beste."

"Spielerisch wird es immer besser"

Bei sich selbst bemerkte Thiem eine Steigerung. "Das war sicher eine gute Partie, auch viel über Kampf, aber es gab einige Momente, die spielerisch sehr gut waren", sagte er noch zum Match gegen den Weltranglisten-39. Carreno Busta. Der Belag sei für ihn ziemlich schnell. "Wenn man Zeit hat, und man kann Spin spielen, springt er sehr hoch ab, was gut für mich ist, aber es ist trotzdem sehr schnell."

In erster Linie, so Thiem, sei ihm wichtig gewesen, sich fitnessmäßig wieder auf ein sehr gutes Level zu arbeiten. "Und auf dem bin ich. Das Spielerische wird von Match zu Match besser."

Thiem-Coach Günter Bresnik war  hochzufrieden. "Dominic hat aus meiner Sicht seine Pflicht jetzt erfüllt, jetzt wird man schauen, ob er noch eines draufsetzen kann. Das wäre wunderschön, aber wenn nicht: Man muss ja die Bäume nicht in den Himmel wachsen lassen."

Del Potro
© Gepa

(c) GEPA

"Dominic ist sicher der Underdog"

Die Beobachtung, dass Thiem gegen vermeintlich schwächere Gegner nicht mit der gleichen Intensität an die Sache herangeht, könne man auch als Kritik anbringen. "Es ist sicherlich so, dass er halt mit der Aufgabe wächst. Er kann bei entsprechend größerem Widerstand selbst die Schraube noch anziehen", stellte der 55-Jährige fest und sieht "noch Potenzial nach oben" - zum Beispiel beim Aufschlag.

Auch für Bresnik ist das Erreichen der zweiten Major-Woche mit Thiem noch keine Selbstverständlichkeit: "Ich würde mich gern daran gewöhnen, aber das ist das dritte Mal in seinem Leben. Es wäre schön, wenn das noch einige Male dazukommt." Den nächsten Gegner lobt auch Bresnik in höchsten Tönen. "Der spielt momentan wieder in einer ganz eigenen Liga. Er ist einer der Wenigen, der mit den Top-3-, Top-4-Spielern mitspielen kann und das auch tut. Das hat man ja bei Olympia gesehen."

Der gebürtige Wiener sieht seinen Schützling als Außenseiter. "Dominic ist sicher Underdog, auch wenn die Ranglistenplatzierung anders ausschaut." Und was sagt der so gelobte Del Potro selbst? "Nein, nein. Er sollte sicher der Favorit sein", winkte Del Potro auf Nachfrage ab.

Del Potro voll des Lobes

"Aber es hängt auch viel von meiner Physis, meinem Körper, meinem Spiel ab. Wenn ich so spiele wie heute, dann habe ich vielleicht eine Chance, ein großartiges Match gegen ihn zu spielen", blieb Del Potro selbst nach dem Drei-Satz-Sieg über David Ferrer (ESP-11) bescheiden. Für Thiem fand er lobende Worte: "Er spielt wirklich gut und ist sehr gefährlich. Seine Rückhand ist so gut, er bewegt sich schnell. Das wird ein interessantes Match für mich."

Trotz des aktuellen Laufs sind für den Publikumsliebling aus Argentinien seine Erwartungen nicht gestiegen. "Ich habe nicht erwartet, hier in die zweite Woche zu kommen. Ich habe auch nicht erwartet, dass ich in Rio eine Medaille gewinne und auch nicht, dass ich auf diesem Level spielen kann. Ich bin selbst überrascht von meiner Form", versicherte Del Potro.

Für Thiem geht es am Montag um sein zweites Viertelfinale auf Grand-Slam-Niveau. Für den Einzug in die Runde der letzten acht gibt es immerhin schon ein Preisgeld in Höhe von 450.000 Dollar (402.036 Euro) brutto und 360 Punkte für das Ranking. Ein weiterer Sieg brächte Thiem also den ATP-Finals in London wieder einen großen Schritt näher.

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