Nach Wimbledon-Triumph

Briten feiern "history boy" Murray

08.07.2013

McEnroe: "Jetzt muss er nie wieder Fred Perrys Namen hören"

Zur Vollversion des Artikels
© getty
Zur Vollversion des Artikels

Sogar die Queen gratulierte zum historischen Wimbledon-Coup . Premierminister David Cameron forderte den Ritterschlag für Andy Murray und beförderte ihn kurzerhand zum Traumfänger und Stimmungsaufheller für das ganze Land. Das Vereinigte Königreich verneigte sich vor dem Schotten, der in einer ersten Aufarbeitung seiner Heldentat überraschend nüchtern wirkte. "Hier zu gewinnen, ist das Größte, was man im Tennis erreichen kann", analysierte der Olympiasieger vor der Weltpresse. Wie immer lächelte Murray nur selten, stützte das Kinn auf die Hand oder spielte mit dem Mikrofonständer.

Die ganz großen Gefühle hatte der 26-Jährige bereits unmittelbar nach seinem bemerkenswert souveränen 6:4,7:5,6:4 gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic gezeigt, als er den heiligen Rasen geküsst hatte. Endlich war die britische Sehnsucht nach einem eigenen Wimbledonsieger gestillt - nach mehr als 28.000 Tagen Wartezeit, errechneten die Medien. "Nach 77 Jahren, 15 Premiers und drei Monarchen..." stellte die "Sun" auf Seite eins fest.

Murray erlöst Briten
Alle Zeitungen räumten am Montag ihre Titelblätter frei und druckten ganzseitige Bilder des neuen Wimbledon-Königs, der darauf entweder die begehrteste Henkeltrophäe seiner Sportart küsste oder sie mit einem erstaunt-erleichterten Grinsen in die Höhe stemmte. "Nach 77 Jahren ist das Warten vorbei", schrieb "The Daily Telegraph".

Spätestens an diesem 7.7. ist aus dem anfangs so schwierigen Verhältnis der Briten zu dem Tennisprofi aus dem kleinen schottischen Örtchen Dunblane eine Liebesbeziehung erwachsen. "Ich habe durchgehalten", sagte Murray. "Wahrscheinlich ist das die Geschichte meiner Karriere. Ich hatte heftige Niederlagen zu verkraften, aber das eine, was ich sagen kann: Ich habe mich immer ein bisschen verbessert. Ich habe immer alles gegeben."

Murray sorgt für Rekord-Quoten

"Jedes Jahr stellten die Leute die gleichen Fragen. Jetzt muss er nie wieder Fred Perrys Namen hören", sagte der amerikanische BBC-Experte John McEnroe am Montag. Doch nun wurden aus Tränen der Enttäuschung wie im Vorjahr nach dem verlorenen Finale Freudentränen. Murrays Mutter Judy, die er bei seiner ersten Gratulationsrunde in der Spielerbox fast vergessen hätte, rieb sich die Augen. Selbst der griesgrämige Coach Ivan Lendl, selbst nie Wimbledonsieger, schluckte mehrfach. Seine Augen hatte er hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt.

Noch nie in der langen Geschichte der Offenen Englischen Tennis-Meisterschaften wurde es so laut auf dem Centre Court wie am 7. Juli 2013 um 17.24 Uhr (Ortszeit) nach dem vierten Matchball Murrays. "Großbritannien hat gedacht, dass dieser Tag nie kommen würde", schrieb der "Independent". Für den "Daily Express" war "Magic Murray" geboren, für die "Times" der "Bub für die Geschichtsbücher". Das britische Fernsehen vermeldete Rekordquoten.

Lob aus Politik
Direkt nach dem erst am Ende hochklassigen Finale hatte Queen Elizabeth II. eine "private Botschaft" an Murray geschickt, wie der Palast vermeldete. Für Cameron hob Murray "den Gemütszustand des ganzen Landes". Er habe dem Vereinigten Königreich gezeigt, dass sich träumen lohne. Und: "Ich kann mir keinen vorstellen, der eine Ehrung mehr verdient hätte." So war es am Montag nicht nur die "Daily Mail", die sich sicher war: "Bald wird es heißen: Erhebe Dich, Sir Andy!"

 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel