Der große Favorit wurde vor dem Ziel in einen Massensturz verwickelt.
Mit einem 1:20-Minuten-Rückstand für den Topfavoriten Alberto Contador und dem Favoritensieg von Philippe Gilbert hat am Samstag die 98. Tour de France begonnen.
8,8 Kilometer vor dem Ziel war ein Fahrer des Teams Astana mit einem Zuschauer kollidiert und hatte einen Domino-Effekt im Feld produziert. Rund 50 Fahrer kamen zu Fall, unter ihnen auch Titelverteidiger Alberto Contador, der damit einen herben Dämpfer hinnehmen musste. Auf seinen schärfsten Konkurrent Andy Schleck aus Luxemburg (Leopard) - im Vorjahr vom unter Dopingverdacht stehenden Contador nur um 39 Sekunden bezwungen - verlor er 1:14 Minuten, im Team-Zeitfahren am Sonntag droht dem Iberer weiterer Zeitverlust.
Gilbert gab sich auf der durch viele Stürze geprägten Auftaktetappe keine Blöße und fuhr seinen Konkurrenten auf dem Schlussanstieg auf und davon. "Ich wusste, dass ich heute eine gute Gelegenheit habe. Das hat mich motiviert", gab der Belgier zu Protokoll. Zusätzlich habe ihn die Doping-Affäre um den ehemaligen Team-Betreuer Wim Vansevenant angestachelt. "Mein Name wurde in Belgien in den Schmutz gezogen - das hat mich wütend gemacht", betonte Gilbert, der im April alle drei Ardennen-Klassiker gewonnen hatte und neben dem Gelben Trikot für den Tour-Spitzenreiter auch das Grüne für den Punktbesten eroberte.
Gilbert, Sieger aller drei Ardennen-Klassiker, dem das Streckenprofil auf den Leib geschneidert war, verwies nach 191,5 Kilometern den Australier Cadel Evans (+3 Sek.) und Thor Hushovd aus Norwegen (+6 Sek.) auf die Ehrenplätze. Österreichs einziger Teilnehmer, der Steirer Bernhard Eisel, kam zeitgleich mit Hushovd mit dem Hauptfeld ins Ziel.
Die Tour hatte nicht wie sonst mit einem Prolog, sondern mit einer regulären Etappe begonnen. Nach einem neutralisierten Schaulaufen auf der Passage du Gois - einem nur bei Ebbe befahrbaren Sträßchen auf die Atlantik-Insel Noirmoutier - gingen 198 Profis auf die insgesamt 3.430 Kilometer lange Reise, die am 24. Juli auf den Champs-Elysees in Paris endet.