96 Teilnehmer, darunter wie im Vorjahr zwei Frauen, aus 29 Ländern kämpfen bis 3. Jänner bei der mit 2,8 Millionen Euro dotierten Veranstaltung nicht nur um das Siegerpreisgeld von 550.000 Euro, sondern auch um die 23 Kilogramm schwere „Sid Wadell“-Trophy. Für Titelverteidiger Peter „Snakebite“ Wright, der durch sein buntes Bühnenoutfit viele Fans hat, geht es außerdem darum, den seit 2014 in der Weltrangliste führenden Niederländer Michael van Gerwen vom Thron zu werfen.
Zunächst sollte die Darts-WM übrigens im "Ally Pally" in London vor Fans stattfinden. Am Montagabend ruderte der Weltverband PDC und die Regierung zurück. Leere Ränge und doch keine 1.000 Zuschauer pro Session. Angesichts der Corona-Pandemie wäre das mehr als fahrlässig gewesen, denn auch in London steigen die Zahlen an.
Allerdings: Diese Vorgaben gelten erst ab Mittwoch, wenn London in eine andere Corona-Kategorie eingestuft wird. Am Eröffnungstag dürfen noch Zuschauer Platz nehmen und mit Alkohol die Darts-WM einläuten.
Österreichische Hoffnung: Mensur Suljovic
Österreichs einziger WM-Teilnehmer im Alexandra Palace ist Mensur Suljovic, der nach einem Freilos zum Auftakt erst am 23. Dezember (vierte Partie nach 13.00 Uhr MEZ/live Sport1 und DAZN) in der zweiten Runde in die WM einsteigt. Der Wiener mit serbischen Wurzeln trifft zum Auftakt gegen den Sieger der Partie Maik Kuivenhoven (NED) gegen Matthew Edgar (ENG). Das große WM-Ziel von Suljovic ist einmal mehr der erstmalige Einzug ins Viertelfinale, wobei der 48-Jährige diesmal nur als Weltranglisten-20. in das wichtigste Turnier am Jahresende startet.
Suljovic arbeitete heuer nach einer durchwachsenen Saison mit einem Mentaltrainer zusammen. „The Gentle“ hatte durchaus Erfolg auf kleineren Bühnen, bei großen TV-Turnieren agierte er teils unglücklich. „Ich setze mich bei diesem Turnier zu sehr unter Druck“, so der Wiener zu dem Darts-Portal Dartn.de. „Ich möchte nicht nur für mich gut spielen, sondern für meine Familie, meine Freunde und überhaupt ganz Österreich“, fasste er sein Hauptproblem bei der WM, neben dem unüblichen Satzmodus, treffend zusammen.
Während bei den meisten Turnieren des Jahres auf eine bestimmte Anzahl an gewonnenen Legs gespielt wird, wird bei der WM zu Beginn auf kurze Sätze mit maximal fünf Legs gespielt. Ein System, das auch Außenseitern eine Chance lässt.
Sensationsfrau Sherrock heuer nicht mit dabei
„Das erste Match ist immer schwer, es gibt keine einfachen Spiele. Ich muss also voll da sein und mein Bestes geben“, weiß Suljovic. Letztes Jahr ist dieser Plan danebengegangen. Unter der frenetischen Anfeuerung des Publikums für seine Gegnerin verlor Suljovic sein Auftaktspiel in der zweiten Runde gegen die Engländerin Fallon Sherrock, die zuvor als erste Frau bei der WM einen Mann besiegen konnte und damit Darts-Geschichte geschrieben hatte. 2021 ist die Engländerin Sherrock nicht qualifiziert, dafür sind ihre beiden Landsfrauen Lisa Ashton und Deta Hedman dabei.
Vorbildliche Sportart: Darts
Was Gleichberechtigung angeht, sieht Sherrock ihren Sport als vorbildlich an. „Meiner Meinung nach werden wir genauso behandelt wie Männer, und ich würde das nicht anders wollen. Ich hatte immer das Gefühl, dass wir alle auf Augenhöhe sind, wenn ich an Events teilgenommen habe“, sagte die 26-Jährige der "dpa".
Die PDC hat heuer erstmals eine Turnierserie für Frauen veranstaltet. Auch wenn das Preisgeld deutlich niedriger als bei den Männern ist, können sich Frauen für die gut dotierte Profitour der Männer qualifizieren.
Für das kommende Jahr stehe der Sport in Pandemiezeiten nicht an erster Stelle für Sherrock. „Meine größte Hoffnung ist, dass die Welt zur Normalität zurückkehren kann, damit auch mein Sohn Rory in die Schule gehen kann. Wenn das erreicht ist, bin ich vielleicht bereit, mich wieder auf meine Darts-Karriere zu fokussieren“, sagte die 26-Jährige, die von der PDC zum Aushängeschild des Frauen-Darts-Sport erkoren wurde.
Favoriten: Wright, van Gerwen, Price
Als Favoriten auf den Finaltriumph der mit mehr als 2,5 Millionen Euro dotierten und bis 3. Jänner dauernden WM gelten Titelverteidiger Peter Wright aus Schottland, der niederländische Weltranglisten-Erste Michael van Gerwen und der frühere Rugby-Profi Gerwyn Price aus Wales. Doch die Leistungsstärke ist mittlerweile so breit wie noch nie. Darts zählt auch zu den Sportarten, an denen die Tagesform eine entscheidende Rolle spielt. So können Außenseiter schon mal gegen die Top-Stars gewinnen. Das macht den Sport so vielfältig und begeistert tausende Fans.
Wright und Price könnten auch dafür sorgen, dass "Mighty Mike" van Gerwen, der früher sein Geld als Fliesenleger verdiente und nun Millionen als Profisportler kassiert, erstmals seit sieben Jahren seinen Spitzenplatz im Ranking der Professional Darts Corporation (PDC) verliert.
Gerwyn Price, der mit seinem lautstarken Imponiergehabe auf der Bühne schon so manchem Gegner den Nerv gezogen hat, ist bereit den Kampf gegen Wright und van Gerwen anzunehmen. Daneben glänzten zuletzt Senkrechtstarter Jose de Sousa aus Portugal ebenso wie der englische WM-Finalist 2019 Michael „Bullyboy“ Smith und Belgiens Jungstar Dimitri van den Bergh.
Neben dem ersten afrikanischen PDC-Toursieger Devon Petersen aus Südafrika haben sich auch Spieler wie Nathan Aspinall (ENG), James Wade (ENG), Simon Whitlock (AUS) und Premier-League-Triumphator Glenn Durrant (ENG) in den erweiterten Favoritenkreis gespielt. Durrant war jedoch zuletzt nach einer CoV-Infektion nicht mehr in Hochform. Der zweifache Weltmeister Gary Anderson (SCO) hatte hingegen nach vielen körperlichen Problemen und Reiseangst in Coronavirus-Zeiten kein gutes Jahr.
Nur Einheimische und keine schrillen Outfits
Bunte Kostümierungen, Gesänge in Dauerschleife und festliche Stimmung haben der Darts-WM den Ruf einer mitreißenden Mischung aus Präzisionssport und Unterhaltung eingebracht. All das fällt heuer aus. Im letzten Moment wurden die Planungen für 1.000 Zuschauer für jede der geplanten 28 Sessions im „Ally Pally“ über den Haufen geworfen.
Die WM wird, bis auf den Auftaktabend, vor leeren Rängen ausgetragen. Das teilte der Weltverband PDC am Montagabend nach einer Entscheidung der britischen Regierung mit. London wird ab Mittwoch in eine andere Coronavirus-Kategorie eingestuft, weshalb Sportevents vor Publikum vorübergehend untersagt sind. Ab Mittwoch finden dann zunächst für acht Tage „Geisterspiele“ statt. Spannend werden sie auch ohne Publikum sein.
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