Auch beim ÖSTERREICH-Interview hatte Bernhard Kohl noch Tränen in den Augen. Er sprach über seine Fehler und die Hoffnung für die Zukunft.
ÖSTERREICH: Was hat Sie zum Geständnis bewogen?
BERNHARD
Kohl: Die letzten Tage, seit ich das erste Mal gehört habe, man könne CERA
nachweisen, waren die schwierigsten in meinem Leben. Ich habe Österreich,
den Radsport und die ganze Welt belogen, und das tut mir leid – auch für die
vielen Fans. Mit dieser Lüge hätte ich aber nicht leben können und bin froh,
dass es heraußen ist. Ich hoffe, dass man mir verzeiht, aber ich kann es
auch verstehen, wenn man mir böse ist. Ich habe einen Riesenfehler begangen.
Aber ich wollte reinen Tisch machen – weil ich ein ehrlicher Mensch bin. Mit
einer Lüge kann ich nicht leben.
ÖSTERREICH: Warum haben Sie dann betrogen?
Kohl: Ich war
nach Stürzen in den ersten Saisonrennen verletzt und körperlich am Ende. Ich
hatte Existenzängste. Da war die Versuchung groß. Bei CERA hat man mir
versichert, dass man es nicht nachweisen kann – obwohl ich natürlich wusste,
dass es Betrug war. Wie auf der Autobahn – da fährst du auch 150, 160, wenn
kein Radar steht. Man hofft natürlich, dass man nicht erwischt wird. Aber
die Strafe, die jetzt kommt, werde ich annehmen.
ÖSTERREICH: Wird Ihr Geständnis dem Sport helfen?
Kohl:
Es muss sich einiges ändern. So lange es Produkte gibt, die nicht
nachweisbar sind, ist die Versuchung groß, dass man schwach wird. Man kann
in Zukunft nur hoffen, dass jedes Medikament nachweisbar ist. Es wünscht
sich doch jeder, dass er seinen Sport sauber ausüben kann. Ich werde meinen
Teil dazu beitragen und ich hoffe, dass es etwas hilft.
ÖSTERREICH: Wird es ein Kohl-Comeback geben?
Kohl: Ich
denke, dass ich mir mit meinem Geständnis alle Wege offen gelassen habe.
Wenn’s draußen schön ist, setze ich mich sicher wieder aufs Rad. Zum
Abschalten. Aber den größten Rückhalt geben mir im Moment Tatjana und unsere
Eltern.