In James Bond-Manier: Baumgartner überlistete Wachpersonal am Taipeh 101 Tower, sprang aus 509 m in die Tiefe und flüchtete im Taxi.
"Das ist wie Olympiagold", freute sich der Salzburger Extremsportler Felix Baumgartner am Mittwoch. Der Base-Jumper war am Vortag als erster - und illegal - vom höchsten Gebäude der Welt gesprungen, dem 509 Meter hohen Wolkenkratzer "Taipeh 101 Tower" in der taiwanesischen Hauptstadt. Nach fünf Sekunden im freien Fall öffnete sich der Fallschirm. Baumgartner landete auf dem Dach eines Parkhauses und konnte aus dem Land flüchten. Bei den Vorbereitungen ging der Österreicher in James-Bond-Manier vor. Die schlechte Nachricht am Tag danach: Der Salzburger Base-Jumper darf nie wieder in Taiwan einreisen, da er für seinen spektakulären Sprung keine Genehmigung hatte, wie die Einwanderungsbehörde mitteilte. Baumgartner hat "durch die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit die Einwanderungsgesetze gebrochen", hieß es in der Erklärung.
Langgehegter Traum
Seit das offiziell höchste Gebäude der Welt
vor drei Jahren fertiggestellt wurde, hatte es Baumgartner im Visier. "Ich
wollte das bereits 2005 tun, hatte dafür dann keine Zeit, aber immerhin die
Hausaufgaben gemacht", erzählte der 38-Jährige. Mit einem
Modellhubschrauber, an dem Kameras angebracht waren, wurden Fotos von dem
streng bewachten Turm geschossen. Ein für 2006 vorgesehener legaler Sprung
scheiterte am Veto des Gebäudemanagements.
Fast vom Winde verweht
"Ein illegaler Sprung ist natürlich
auch eine größere Herausforderung", schilderte Baumgartner.
Das Datum für die Aktion wurde wegen der zu dieser Jahreszeit eigentlich
günstigen Windverhältnisse gewählt. Aber dann blies doch ein starkes Lüfterl
mit 40 km/h. "Das kann zu Turbulenzen führen, der Fallschirm verweht
werden", so der Base-Jumper. Der Salzburger und sein Team nutzten die
Wartezeit für die Vorbereitung in James-Bond-Manier.
Turm ausspioniert
In verschiedenen Verkleidungen - "unter
anderem mit blonder Perücke" - inspizierte Baumgartner zunächst
Kameras, Sicherheitssysteme und die Absperrung. Den Fallschirm, von zwei
Asiatinnen an der Security vorbeigeschmuggelt, versteckte er am Montag in
der Decke einer Toilette. "Am Dienstag hat endlich Windstille
geherrscht. Ich trommelte meine Helfer zusammen und sagte. 'Jetzt oder nie'",
berichtete Baumgartner.
Nächste Seite: So wurde die Security ausgetrickst
Tänzerische Ablenkung
Der Extremsportler engagierte eine
lokale Breakdance-Gruppe, die am Dach des Gebäudes ihre Show abzog und so
die Sicherheitsleute ablenkte. "Ich habe mich unterdessen auf der
Toilette sprungfertig gemacht. Dann musste alles sehr schnell gehen",
schilderte Baumgartner. Der Athlet kletterte über eine drei Meter hohe
Absperrung und stand vor einem unerwarteten Problem. Bis zur eigentlichen
Absprungsplattform ging es vier Meter in die Tiefe. "Das war auf den
Fotos nicht zu erkennen gewesen."
Nur nicht ins Gefängnis
Baumgartner sprang auf die
Plattform und zersplitterte beim Aufprall Fliesen. Mit einer geprellten
Ferse und einem verletzten Knie stürzte er sich schließlich um 16.18 Uhr vom
höchsten Gebäude der Welt. Nach der Landung flüchtete er mit einem Taxi zum
Hotel und dann "so schnell wie möglich" aus der Stadt. "Asien
ist ja nicht das beste Land, um im Gefängnis zu sitzen",
schmunzelte der Salzburger. Zwei Stunden nach dem waghalsigen Manöver saß er
bereits im Flugzeug Richtung Hongkong.
Danach ging Baumgartner seine Bestleistung feiern. "In einem angesagten Club in Hongkong, wo nur Models verkehren", verriet er.
Noch ein "Großprojekt"
Derzeit plant Felix
Baumgartner sein nächstes großes Projekt. Es soll in zwei Jahren
verwirklicht werden und sein letztes sein: "Dann bin ich 40 und habe
alle meine Pläne als Base-Jumper realisiert. Ich möchte in meiner zweite
Lebenshälfte als Hubschrauberpilot arbeiten. Dann bin ich auch in der Luft,
gehe aber einem normalen Beruf nach, der allerdings mit einem gewissen
Risiko verbunden ist - ich brauch das", lachte der Extremsportler.