Totaler Triumph von Tony Martin auf längster Tour-Etappe.
Der deutsche Radstar Tony Martin hat am Dienstag die längste Etappe der diesjährigen Tour de France gewonnen und sich damit erstmals das Gelbe Trikot gesichert. Der Ex-Weltmeister im Zeitfahren setzte sich auf dem 223,5 km langen vierten Teilstück von Seraing nach Cambrai nach einer Attacke 3,4 Kilometer vor dem Ziel drei Sekunden vor seinem Landsmann und Paris-Roubaix-Sieger John Degenkolb durch.
"Das ganze Pech der letzten Tage hat sich heute in Glück gewandelt", sagte Martin nach seinem insgesamt fünften Tour-Etappensieg. Zuvor hatte der 30-Jährige das Gelbe Trikot jeweils nur um Sekunden verpasst. Auch am Dienstag hatte er zunächst Pech: Wegen eines Defekts musste Martin knapp 20 Kilometer vor dem Ziel auf das Rad eines Teamkollegen wechseln, wurde von seiner Mannschaft wieder schnell an die Spitzengruppe herangeführt.
"Ich hatte zu diesem Zeitpunkt die Etappe eigentlich schon abgehakt. Doch nachdem wir den Anschluss wieder gefunden hatten, habe ich im Finale riskiert. Ich habe mir gesagt: 'Probier's!' Ich hatte noch einiges an Kraft und habe es geschafft. Ich bin so glücklich, ich habe mehr rausgeholt als jemals zuvor", betonte Martin, dass er im Finish "Alles oder Nichts" gefahren sei.
In der Gesamtwertung hat der dreifache Zeitfahr-Weltmeister (2011 bis 2013) und Olympia-Zweite von London 2012 nun zwölf Sekunden Vorsprung auf Mitfavorit Christopher Froome. Der Brite überstand im Gegensatz zum Vorjahr, als er nach einem Handgelenksbruch hatte aufgeben müssen, die sieben Kopfsteinabschnitte über insgesamt 13 km diesmal ohne Sturz.
Neben Froome kamen auch die drei anderen Tour-Sieganwärter - Titelverteidiger Vincenzo Nibali aus Italien, der kolumbianische Bergspezialist Nairo Quintana und der spanische Giro-Sieger Alberto Contador - mit der von Degenkolb angeführten Gruppe ins Ziel. Bester Österreicher war Georg Preidler als 108. mit 5:37 Minuten Rückstand, auch in der Gesamtwertung ist der Giant-Profi als 41. (+9:08 Min.) der beste ÖRV-Fahrer.
Für die beiden anderen Österreicher war die Dienstag-Etappe eine besonders schlimme Tortur. Die Vortagssturz-Opfer Matthias Brändle, dem Prellungen zu schaffen machten, und Marco Haller, für den vor allem die Kopfsteinpflasterabschnitte aufgrund seiner schweren Handgelenksverstauchung zur Qual wurden, verloren in der "Hölle des Nordens" 15:43 bzw. 16:53 Minuten auf Martin.