Dopingtest aus hygienischen Gründen verweigert. Droht nun Sperre?
Das Wiener Stadionbad, Dienstag, kurz nach 16 Uhr. Bei herrlichem Wetter vergnügen sich die Badegäste. Für die Schwimmer sind abgesperrte Bahnen reserviert. Da erscheint Dinko Jukic – er wird bereits von zwei Kontrolloren der heimischen Anti-Doping-Agentur NADA erwartet. Jukic soll eine Urin- und Blutprobe abgeben.
Jukic lässt sich nicht testen
Doch der Schwimmstar ist dazu nicht bereit. Noch nicht, wie er sagt. Er will zuerst trainieren: „Ich springe doch nicht mit einem Venenstich in ein öffentliches Becken und riskiere meine Gesundheit. Deswegen dürfen Bluttests laut internationalen Statuten erst nach dem Training stattfinden.“ Jukic verhandelt mit den Kontrolloren, holt sich das Okay, mit dem Training zu beginnen, und springt ins Wasser.
Als er nach zwei Stunden fertig ist, sind die Kontrollore – so seine Darstellung – gegangen. Jukic: „Danach wäre ich jederzeit bereit gewesen, mich kontrollieren zu lassen. Das bin ich auch jetzt noch.“
Verweigerung?
Jetzt müssen Juristen prüfen, ob Jukic, der als unsere größte Medaillenhoffnung für die Olympischen Sommerspielen 2012 galt, damit den Tatbestand eines „verweigerten Dopingtests“ erfüllt. Laut Statuten wäre das als positiver Dopingtest zu werten! Dafür droht eine zweijährige Sperre.
Verfahren
NADA-Geschäftsführer Andreas Schwab: „Die NADA prüft, ob Jukic gegen die Antidoping-Bestimmungen verstoßen hat. Wenn das der Fall ist, wird ein Verfahren vor der NADA-Rechtskommission eingeleitet.“ Sollte Jukic, für den noch die Unschuldsvermutung gilt, ein verweigerter Dopingtest nachgewiesen werden, droht ihm eine zweijährige Sperre.
Damit könnte der gebürtige Kroate Olympia 2012 vergessen. Und seine politische Karriere, die er als VP-Kandidat in der Wiener Kommunalpolitik vor einem Jahr gestartet hatte.
NADA hat Protokolle bereits erhalten
Die Nationale Anti-Doping Agentur (NADA) hat das Protokoll der Doping-Kontrollore und die Stellungnahme des Schwimmers Dinko Jukic bereits erhalten und wird die Aussagen prüfen. "Der Fall wird behandelt wie jeder andere auch, mir ist wichtig, dass Jukic nicht vorverurteilt wird. Es ist absolut nicht gesagt, dass er ein Vergehen begangen hat, oder nicht", sagte NADA-Chef Andreas Schwab am Freitag.
So rechtfertigt sich Dinko Jukic
ÖSTERREICH: Angeblich haben Sie Ihren Dopingtest verweigert ...
Dinko Jukic: Ich verstehe nicht, wieso. Ich habe den Zettel unterschrieben, dass ich zur Dopingkontrolle bereit war. Deswegen wird es kein Verfahren geben. Das ist ein Missverständnis.
ÖSTERREICH: Warum haben Sie überhaupt diskutiert?
Jukic: Weil ich meine Gesundheit nicht riskieren will. Denken Sie nach, was es bedeutet, in einem öffentlichen Bad mit Venenstich zu trainieren!