Wimbledon
Djokovic scheitert an Safin
25.06.2008
Ganz dicke Sensation in Wimbledon: Novak Djokovic scheitert glatt in drei Sätzen an Marat Safin. Ivanovic siegt knapp.
Zwei Tennis-Himmelsstürmer aus Serbien haben am Mittwoch die zweite Runde in Wimbledon geprägt. Während Novak Djokovic völlig überraschend glatt in drei Sätzen seinem russischen Kontrahenten Marat Safin die Hauptrolle überlassen musste, gab es für die Weltranglistenerste Ana Ivanovic gegen die französische "tragische Heldin" Nathaly Dechy in einem Drei-Satz-Krimi ein Happy End. Ivanovic wehrte beim 6:7(2),7:6(3),10:8 zwei Matchbälle ab.
Kämpferherz
Nach Satz-Rückstand und 4:5,15:40 war die erste
Riesensensation beim Rasenklassiker zum Greifen nahe. Den ersten Matchball
wehrte das serbische Pin-up gegen eine groß aufspielende Nathalie Dechy mit
einem Vorhand-Winner ab, beim zweiten durfte sich die 20-Jährige mit viel
Glück bei der Netzkante bedanken. Ein Angriffsball blieb hängen und fiel auf
der Seite der Französin ins Feld. "Mir blieb der Atem stehen. Da hat für
mich das Match neu begonnen", gab Ivanovic zu.
Im entscheidenden Durchgang führte die Serbin zweimal mit Break, servierte bei 5:3 auf das Match, doch die Weltranglisten-97. wehrte nun ihrerseits zwei Matchbälle ab und lieferte der French-Open-Siegerin ein spannendes und hochklassiges Match, ehe die Vorjahresfinalistin nach 3:24 Stunden ihren vierten Matchball nützte. Ivanovic zeigte sich danach erleichtert: "Es war eine sehr, sehr enges Match, bei dem nur wenige Punkte entschieden haben. Ich war heute sicher die Glücklichere, bin aber auch ruhig geblieben."
Safin schockt Djokovic
6:4,7:6 (3),6:2 - ein Ergebnis dieser Art
konnte man erwarten. Dass es nach zwei Stunden Spielzeit für den Außenseiter
Marat Safin und gegen den Weltranglistendritten Novak Djokovic spricht, war
allerdings die größte Überraschung des dritten Turniertages. Angefangen von
den eigenen Servicegames, in denen der 21-jährige Australian-Open-Sieger
zehn Doppelfehler bei nur vier Assen fabrizierte, stand Djokovic von Anfang
an auf verlorenem Posten.
Safin hingegen ließ nur eine Breakchance zu, die Djokovic zwar nützte, sonst aber mit 28 Eigenfehlern auch von der Grundlinie die 28-jährige Nummer 75 der Welt nicht unter Druck setzten konnte. "Ich hatte wenig Selbstvertrauen, weil ich schon lange kein großes Match gewonnen habe. Djokovic am Center Court in Wimbledon zu besiegen ist großartig, weil Rasen nicht mein Belag ist. Novak war unter Druck, weil er die Nummer eins werden wollte. Von mir hat niemand etwas erwartet", meinte Safin.
Von Djokovic' Ambition, Roger Federer den sechsten Triumph in Wimbledon zu verderben und vom Thron des Branchen-Primus zu stoßen, war wenig zu spüren. "Er spielt zu viele Turniere, er muss besser planen", sagte Altmeister John McEnroe. Und Boris Becker, der wie "Big Mac" für die BBC kommentierte, meinte: "Marat weiß, wie man auf der großen Bühne spielt. Und es ist gut, dass er wieder stark spielt. Tennis braucht Charaktere wie ihn."
Safin überraschend stark
Der ehemalige Weltranglistenerste
hatte erst zum dritten Mal in dieser Saison zwei Matches in Folge gewonnen
und trifft nun auf den Italiener Andreas Seppi. "Ich spiele jetzt sehr gut
und kann hier weit kommen", so Safin, der auch im zweiten Aufeinandertreffen
mit Djokovic die Oberhand behielt. Beim ersten Sieg 2005 bei den Australian
Open deklassierte er den damals 17-jährigen Serben 6:0,6:2,6:1, freilich
unter anderen Vorzeichen.
Djokovic-Serie gerissen
Djokovic musste damit eine eindrucksvolle
Serie beenden. Er hatte bei den vergangenen fünf Grand-Slam-Turnieren
zumindest das Halbfinale erreicht und war dementsprechend enttäuscht: "Ich
habe nichts so hingekriegt, wie ich es mir vorgenommen habe. Er hat mich
unter Druck gesetzt und war mental hellwach im Gegensatz zu mir." Heißsporn
Safin könnte in einem möglichen Halbfinale auf Roger Federer treffen.
Federer souverän
Der Schweizer überstand wie die weiteren
Favoriten den dritten Turniertag zum Großteil ohne Probleme.
"Wimbledon-König" Federer musste zwar in Durchgang drei einen Satzball
abwehren, hatte mit Robin Söderling aber ebenso wenig Mühe wie Serena
Williams mit Urszula Radwanska. Der deutsche Peya-Bezwinger Mischa Zverev
warf Juan-Carlos Ferrero aus dem Bewerb. Der als Nummer 21 gesetzte Spanier
musste bei 4:6,4:6,1:2 verletzungsbedingt aufgeben.