Interview
"Doping bei Profis mit System"
25.05.2009
Nach der Bekanntgabe seines Rücktritts nahm Kohl im Interview ausführlich Stellung.
Herr Kohl, warum gibt es für Sie keinen Weg zurück in den Profiradsport?
Kohl:
"Mein Weg hat sich mir immer klarer dargestellt, man fasst immer
klarere Gedanken. Irgendwann war da die Weggabelung mit zwei Richtungen. Da
ist ein Weg, der Profisport, und da der andere Weg, der Rücktritt. Links
steht Lügen und Doping, rechts steht, dass man das Lügen satt hat. Ich habe
soviel miterlebt in dem vergangenen halben, dreiviertel Jahr, wo ich knapp
daran war, dass ich zerbrochen bin. Und mit Hilfe der Familie und der wahren
Freunde habe ich mich dann doch wieder gefangen. Dann war mit klar, dass ich
mit dem System, wie es im Sport leider Gottes herrscht, einfach nicht mehr
leben kann. Und nicht mehr leben will. Wenn ich retourkommen wollte, ginge
das ganze Kartenhaus wieder von vorne los. Und die Kraft habe ich auf keinen
Fall. Ich habe das Ganze jetzt einmal durchlebt, die öffentliche Abstrafung."
Sie sind jetzt 27 und waren 19, als Sie das erste Mal zu unerlaubten
Mitteln gegriffen haben...
Kohl: "... ja, mit 19 Jahren habe
ich das erste Mal Doping benutzt, als ich ins Heeressportzentrum gekommen
bin, so früh fängt das an. Das ist der U-23-Bereich."
Mit welchem Alter war Ihnen denn erstmals bewusst, dass das, was Sie
nehmen, nicht nur ihre Leistung steigert, sondern Ihr ganzes Leben
nachhaltig verändern kann?
Kohl: "Man verdrängt das, das
fängt so früh schon an, das wird so zur Normalität. Weil die schlechten
Aspekte bekommt man ja nicht aufgezeigt, weil man sagt ja, man dopt nicht.
Was will man anderes sagen? Das heißt, es kümmert sich keiner drum, dass er
die Problematik aufzeigt, was kann das wirklich für körperliche Schäden
bewirken. Die Aufklärung hat bei mir komplett gefehlt, die hat es de facto
im Endeffekt bis heute nicht gegeben. Das ist ein wichtiger Punkt, dass man
das aufzeigt und richtig erklärt. Dass man ein Bewusstsein schafft."
Wie kommt man mit 19 an Dopingmittel, wie hat das alles bei Ihnen
angefangen?
Kohl: "Mit 19, da habe ich vielleicht drei, vier
Spritzen mal genommen. Das ist dann in einem relativ kleinen Bereich. Man
fährt ja nicht von heute auf morgen einen Porsche, sondern man fängt mit
einem kleinen (Auto/Anm.) an. Und so ist das bei Doping auch. Man kriegt von
anderen Sportkollegen langsam mit, wie das abläuft, und dann kriegst du da
mal eine Spritze, dort einmal was. Und das wird natürlich dann immer
professioneller. Und wenn man dann einmal Profi wird, und das schaffen ja
auch nicht sehr viele, dann versucht man natürlich auch den Punkt zu
professionalisieren, dass man richtig ein System reinbekommt. Weil wenn man
schon weiß, das fängt im U-23-Bereich an, dann muss es natürlich im
Profisport systematisch sein. Und das ist nicht nur im Radsport das Problem."
War Stefan Matschiner derjenige, der Ihnen zu Professionalität im Doping
verholfen hat?
Kohl: "Das ist richtig. Ich bin dann Profi
geworden bei T-Mobile. Und da habe ich mir gedacht, jetzt wäre es endlich an
der Zeit, da ein System reinzubekommen, um das professionell zu machen. Weil
natürlich die Dopingkontrollen immer häufiger wurden. In der U-23-Zeit waren
die Kontrollen relativ wenig, da wird einem nicht die Aufmerksamkeit
geschenkt. Und da ist vielleicht auch der Ansatzpunkt, dass man in dem
Bereich die Kontrollen macht. Weil in jungen Jahren kommt man sicher nicht
zu Produkten, die nicht nachweisbar sind. Da kommt man erst hin, wenn
irgendwann wirklich System dahinter ist. Wenn man schon Junge kontrollieren
würde, wo man glaubt, da ist eh noch nichts, da würde man da schon das
Problem einmal lösen können. Wesentlich früher das ganze Geld, die
Kontrollen in die Jugend stecken und nicht in den Profisportbereich. Das
wäre ein guter Ansatzpunkt."
Sie sprechen davon, nicht in das System zurück zu wollen, Sie sprechen
vom systematischen Doping im Profiradsport. Das impliziert, dass es jeder
tut, dass es auf der Tagesordnung steht?
Kohl: "Meine Aussagen
bergen Gefahr. Es war noch kein Sportler, oder kein Weltspitzensportler, so
konsequent, dass er sagt, 'Okay, es ist so: Ich lege das mal auf den Tisch.'
Das System ist nicht anders wie vor einem Jahr, es wird sich nichts ändern.
Die Medien stellen die Problematik immer größer dar, und umso mehr das
Problem da ist, umso mehr müssen sich die Sportler dagegensetzen. Die ganzen
Gläsernen Athleten, die es momentan gibt - Ich hätte genauso mitgemacht.
Klar, weil umso mehr das Thema Doping in den Blickpunkt kommt, umso mehr
musst du dich als Sportler dagegensetzen."
Sie hätten sich, obwohl Sie gedopt haben, als Gläserer Athlet zur
Verfügung gestellt?
Kohl: "Die Gläsernen Athleten - für
einen Sportler ist das hilfreich. So wie der Blutpass der UCI. Mir hat der
geholfen. Das war kein Nachteil, es ist leider Gottes so. Ich habe den
Blutpass eineinhalb Jahre gehabt und meine Blutwerte waren 1a. Also deswegen
habe ich auch meinen Supervertrag bekommen bei Silence Lotto. Die haben die
Blutwerte gesehen und gesagt: Puh, der macht das gescheit! Weil die wissen
auch, Dritter bei der Tour wird man nicht von irgendwas, von Wasser und
Brot, sondern da muss der medizinische Aspekt natürlich auch passen. Die
haben gesagt: Puh, der ist ohne Risiko, dem können wir richtig Geld zahlen!"
Ihrem Geständnis folgten Aussagen vor den Behörden mit Namensnennungen,
die teilweise an die Öffentlichkeit gelangt sind. Sie haben gedopt und
ausgepackt, wie schwer ist es, damit umzugehen?
Kohl: "Es ist
schon ganz schwierig. Der ganz leichte Weg wäre gewesen, wenn ich
abgestritten hätte. Alle anderen Sportler, die positiv sind, die werden sich
denken, was mit mir jetzt passiert ist. Also wenn man ehrlich ist und es
zugibt, oder man streitet alles ab, dann ist der Weg zum Abstreiten
tausendmal leichter. Ich habe einen solchen Bekanntheitsgrad, dass das Ganze
nicht leicht ist. Ich höre von Leuten auch viel Gutes, aber dass im
Hintergrund die Meinung schon oft anders ausschauen wird, ist klar. Ich
probiere, das auszublenden. Ich habe den Weg gewählt, weil ich mit der Lüge
nicht leben wollte. Ich bin nicht der Mensch, dass ich mit so was leben
kann. Hätte ich mich damals entschieden, alles abzustreiten, hätte ich mit
dieser Lüge mein ganzes Leben leben müssen. Bis zu einem gewissen Grad muss
man leider Gottes lügen, wenn man noch nicht die Entscheidung gefasst hat,
ob man retour will oder nicht. Deswegen musst du da noch immer lügen, dir
bleibt nichts anderes über."
Sind Sie jetzt an einem Punkt angelangt, an dem Sie nicht mehr lügen
müssen, oder gibt es noch Bereiche, in denen Sie nicht alles sagen oder
sagen können?
Kohl: "Vor den Behörden oder der SOKO, da
kann ich alles sagen. Da wird ermittelt, da kann ich mein ganzes Wissen, da
kann ich auch die Namen sagen. In der Öffentlichkeit ist es natürlich sehr
schwierig. Ich werde keinen aktiven Sportler oder keinen Sportler des
Dopings bezichtigen. Ich kann auch manche Namen in der Öffentlichkeit nicht
sagen, weil es zivilrechtlich weitreichende Folgen haben würde, weil
natürlich jeder, den ich beschuldige, mich verklagen würde.
Selbstverständlich. Aus Selbstschutz muss man das machen. Ich habe keine
Bilder, keine Dokumente. Ich habe mein Wissen, das kann ich den Behörden
geben, und die Behörden müssen natürlich ermitteln."Der
Abschlussbericht zur Doping-Affäre an der Universitätsklinik Freiburg liegt
vor, die Untersuchungskommission kam zu dem Ergebnis, dass bei
Telekom/T-Mobile mehr als zehn Jahre lang manipuliert und systematisch
gedopt wurde.
Im angegebenen Zeitraum fuhren auch Sie für den deutschen Rennstall. Wie
waren Sie involviert?
Kohl: "Ich habe bei der WADA und bei den
ganzen Kommissionen in Deutschland schon mein Wissen bezüglich Freiburg
preisgegeben, das war schon vor der NADA-Anhörung in Österreich. Das ist
auch in dem Ermittlungsbericht so deklariert. Ich hatte in Freiburg mit
Doping nichts zu tun, ich habe das, was ich mitbekommen habe, was bei mir
passiert ist, gesagt. Ich bin bei T-Mobile Profi geworden. Wir waren dreißig
Profis und ich war ganz unten. Und im ersten Jahr schauen die dort natürlich
auch, was für ein Fahrer bist du, kann man mit dem über das Thema reden, und
dann entwickelt sich das immer mehr. Und dann war mein Erfolg bei der
Dauphine, wo ich Dritter geworden bin. Da haben sie gesehen, hey, der hat
Potenzial, da könnte man vielleicht auch einmal was machen mit ihm. Und dann
hätte es ein Gespräch gegeben, aber das Gespräch hat nie stattgefunden, weil
ich dann zu Gerolsteiner gewechselt bin."
Sie werden keine Rundfahrten mehr bestreiten - wie blicken Sie auf die
Zeit zurück, als Sie ganz oben standen?
Kohl: "Jeder
Mensch hat Ziele. Mein Ziel war, einmal bei der Tour de France vorne mit
dabei zu sein. Das Ziel habe ich erreicht. Ich habe mein Ziel eigentlich
übertroffen. Ich war Dritter, ich war im Bergtrikot. Und für mich persönlich
hat es noch immer sehr viel Wertigkeit, weil ich weiß, wie viel harte Arbeit
dahintergesteckt hat. Wie ich mein ganzes Leben lang gelebt habe nur für den
Sport, da hat es nur eine Richtung gegeben dahin. Ich habe so viele
Entbehrungen für den Sport in Kauf genommen. Ich habe im Endeffekt auch
keinen Mitstreiter belogen oder irgendwie enttäuscht. Natürlich - die
Öffentlichkeit ist getäuscht oder belogen worden. Nur gegen meine
Mitstreiter war es trotzdem ehrlich - der Erfolg. Für mich persönlich hat
das noch sehr viel Wertigkeit."
Schauen Sie sich noch Rennen an?
Kohl: "Das ist schon
schwer, also ich weiß nicht wie die Leistungen zustande kommen ..., aber es
bringt trotzdem jeder eine sportliche Topleistung. Für mich ist es dort noch
immer ehrlich, wenn ich zuschaue, es ist ein ehrlicher Kampf zwischen den
Teilnehmern. Es ist einfach eine Geldmaschinerie. Es verdient jeder mit dem
System Geld, die Veranstalter, die Teams, und der Radlfahrer ist die letzte
Marionette, die das Ganze aufrecht erhält. Aber die Leistungen dort sind
gegenüber den anderen Mitstreitern immer ehrlich."
Gab es in all den Jahren nie jemanden, der versucht hat, Sie aus dem
Sumpf rauszuziehen?
Kohl: "Man hat nur ganz wenige, denen man
sagt, dass man dopt. Meine Eltern haben nicht gewusst, dass ich dope. Das
ist so ein intimer Kreis. Umso mehr eingeweiht sind, desto höher ist das
Risiko, dessen ist man sich bewusst. Man hat seine paar Sportlerkollegen, wo
man mehr drüber redet, natürlich seine Hintermänner oder den Hintermann, mit
denen redet man darüber. Es kann keiner probieren, einen da rauszuholen,
weil keiner weiß, wie tief man drinnen steckt. Das beredet man mit keinem."
Es gibt Dopingtote. War Ihnen nie bewusst, wie tief Sie drinnen stecken?
Dass Sie Grenzen überschreiten, die lebensbedrohlich sind?
Kohl:
"Ich bin jetzt froh, dass es für mich vorbei ist. Wenn ich nicht
positiv getestet worden wäre, ich hätte natürlich weiter gemacht, weil es
das System einfach verlangt. Wenn ich bis 36, 37 oder sogar 40 gefahren
wäre, dann hätte das definitiv für die Zukunft gesundheitlich mehr bedeutet.
Und das Doping entwickelt sich immer weiter, jetzt gibt es schon das
Gendoping. Und wenn ich mir denke, wenn ich in dem System drinnengeblieben
wäre, ich weiß nicht, ob ich dann gesagt hätte, Gendoping mache ich nicht.
Weil es ist einfach, du kriegst mit, dass die anderen das auch machen. Du
musst mitmachen, dass du die Erfolge wieder hast. Jetzt im Nachhinein, wo
ich ein bisserl Abstand habe, sage ich, Gendoping ist der absolute Wahnsinn.
Man verändert die Gene, man vererbt das weiter, wenn man Kinder hat. Also da
hört es sich eigentlich auf. Aber wenn du selber drinnen steckst, ich weiß
nicht, ob man das nicht nimmt."
Beschäftigen Sie sich jetzt mehr mit den möglichen Folgen als während der
Zeit, als Sie dopten?
Kohl: "Eigentlich nicht, ich versuche es
relativ zu verdrängen, ich habe bis jetzt keine einzige negative Wirkung
gespürt. Ich war nicht der Athlet, der das ganze Jahr durchgedopt hat. Ich
habe meine ein, zwei Höhepunkte im Jahr gehabt, da habe ich natürlich ganz
klar was gemacht. Aber nicht in Dosierungen, wo sich Bodybuilder oder manche
andere Bereiche bewegen. In einem Profisport, wenn man ständig kontrolliert
wird, kann man nicht in einem großen Ausmaß dopen, sondern einfach in einem
gewissen Bereich, dass man einfach nicht positiv ist. Da habe ich im
Verhältnis relativ wenig gemacht. Was im Profisport verwendet wird, sind
alles Medikamente, die eigentlich für die normale Medizin verwendet werden.
Das schaut im Hobbysport anders aus, die haben irgendwelche gefakten Sachen,
die von irgendwoher kommen, Testosterone, wo irgendwo was schwarz produziert
wird. Da ist die Gefahr groß, weil man nicht weiß, was man sich spritzt. Als
Profi spritzt man sich das, was Medizin ist. Von dem her ist es
gesundheitlich sicher um einiges besser, ein Profisportler zu sein als ein
Hobbysportler oder in einem Fitnessstudio."
Haben Sie Angst vor der Zukunft?
Kohl: "Ich bin ein Mensch,
der gerne in die Zukunft schaut und nicht zurück. Wenn ich jetzt alles in
die Waagschale legen würde, was mir Schlechtes passiert ist, dann könnte ich
eh nicht mehr leben wahrscheinlich. Dann wäre ich an der Last zerbrochen.
Aber ich habe echt zur richtigen Zeit meine Freundin kennengelernt, da war
dann ein richtiger Rückhalt, da habe ich gesehen, wo sind die wahren
Wertigkeiten des Lebens. Für mich hat es immer nur den Sport gegeben. Der
Sport war das wichtigste und nichts anderes im Leben. Die Wertigkeiten im
Leben haben sich jetzt deutlich verschoben. Sport war schön, es war ein
wunderschöner Teil meines Leben, den will ich nicht missen. Auch die ganzen
Erfahrungen nicht. Weil was ich da gelernt habe, ist unbestritten. Lügen
brauch ich nicht mehr und will ich nicht mehr, das ist mit mir persönlich
nicht mehr vereinbar. Die Zukunft wird noch so viele schöne Seiten bringen,
dann werde ich mir denken, es hat alles auch seinen Sinn im Leben. Es
passiert nichts ohne irgendwie einen Grund."
Andererseits könnten Sie jetzt noch viele Jahren im Radsport vor sich
haben, gut verdienen...
Kohl: "Ich wäre jetzt ins Verdienen
gekommen, bis jetzt habe ich noch nicht viel verdient. Ich höre mit dem
Radsport auf, wo ich in dem besten Alter wäre. Aber mein Leben muss irgendwo
weitergehen. Ich bin mir dessen bewusst. Ich habe so viel gelernt, so viel
Lebenserfahrung. Ich weiß, wenn ich die Energie und mein Wissen jetzt
einsetze, dass ich wieder weit kommen werde. Ich habe was erreicht bei der
Tour de France, dritter Platz und Bergtrikot. Wie viele Menschen erreichen
das, die aber das gleiche medizinisch gemacht haben, was ich gemacht habe?
Da gibt es so viele andere, die diese Erfolge nie haben werden. Das steckt
schon in mir persönlich drinnen. Wenn ich das nutzen kann, kann ich wieder
raufkommen. Dann werde ich schon wieder Erfolg haben, da bin ich mir sicher.
Aber jetzt auf fairem Weg."
Die Ermittlungen in der Doping-Affäre laufen noch. Was muss rauskommen,
dass Sie sich am Ende denken, ihr Weg hat etwas gebracht?
"Das
Hoffen ist groß, ich sehe halt das Problem, wenn nur in Österreich rigoros
durchgegriffen wird, dass wir uns einfach nur selber schaden, und in allen
anderen Ländern wird das weitergehen. Wenn nicht übergreifend - in ganz
Europa zumindest einmal - etwas gemacht wird, wird Österreich im Endeffekt
überbleiben. Ich bin gespannt: Wieviel kommt wirklich an die Öffentlichkeit,
was passiert ist? Wenn man sich die ganzen Interessenskonflikte von diversen
Personen anschaut, die in den Antidopingkampf verwickelt sind, dann muss ich
schon die Frage stellen, will man alles aufdecken oder nicht? Da muss man
vielleicht schon einmal nachdenken."
Wie kann man den Radsport retten?
Kohl: "Es geht nicht
darum, den Radsport zu retten. Es geht um jede andere Sportart auch. Der
Radsport steht meines Erachtens sauberer da als viele andere Sportarten, im
Radsport wird viel genauer kontrolliert. Leichtathletik, Schwimmen - die
haben nicht einmal eine Hämatokritgrenze."
Also gibt es keine Rettung?
Kohl: "Die einzige Möglichkeit
ist, anfangen, bevor Doping überhaupt ein Thema wird. Da besteht eine
Chance. Weil ein 19-Jähriger hat nicht das Geld, dass er sich ein
Dopingmittel um 3.000 oder 5.000 Euro kauft, das sind ein paar hundert Euro,
um die es damals bei mir gegangen ist. Nur so wie ich das zum Schluss
professionell betrieben habe, dass man nicht positiv ist, hat mich das Ganze
70.000 Euro gekostet. Das heißt, wenn man bei jungen Sportler das Geld
reinsteckt und gezielt kontrolliert, da kann man anfangen, da macht das
Sinn. Nicht wie bei mir - wo 200 Kontrollen sind und 198 den Bach
runtergehen. Und ich sage mal, 100 müssten positiv gewesen sein. Da kann ich
das Geld nehmen und weghauen genauso. Ich habe mir in der Früh was
gespritzt, eine Stunde später waren die Kontrollore da - völlig egal. Ich
sage nur Wachstumshormon. Wenn es einen Test geben würde, der einen Monat
Wachstumshormon nachweist, und es bleibt geheim, bis der Test da ist, wird
es nicht mehr viele Sportler geben."