Am Samstag (19 Uhr) steigt im Kampf um den Titel der heimischen Football-Liga erneut das Wiener Derby in der Austrian Bowl. Titelverteidiger Danube Dragons setzt dabei auf die beste Verteidigung der Liga. Dabei steht ein junger Wiener ganz besonders im Fokus: Destiny Idiahi.
Football-Fans fiebern dem Titel-Showdown zwischen dem Titelverteidiger, den Danube Dragons, und den Vienna Vikings entgegen. Wie im Vorjahr geht es im Wiener Derby um den Gewinn der Austrian Bowl.
Doch wer kann sich heuer durchsetzen? Wie auch im Fußball ist das Farbenspiel der beiden Stadtrivalen ein altbekanntes. Grün gegen Violett, am Ende kann es nur einen geben. Im Grunddurchgang konnten beide Seiten jeweils ihre Heimspiele gewinnen. Das Finale findet traditionell in der NV Arena in St. Pölten statt.
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Während die Drachen im Vorjahr die ganze Saison dominierten und auch den Grunddurchgang als bestes Team ungeschlagen beendeten, wurde man heuer hinter den Prague Panthers Zweiter. Die Tschechen mussten sich im Halbfinale den Vienna Vikings 27:17 geschlagen geben. Das zweite Halbfinale verlief weitaus spannender. Die Dragons konnten sich in einem hart umkämpften Spiel gegen die Graz Giants 27:23 durchsetzen und träumen weiter von der erfolgreichen Titelverteidigung.
Dragons-Defense lässt die Vikings zittern
Wie schon in der letzten Saison, ist auch heuer die Verteidigung der Trumpf der Grünen aus der Hauptstadt. Die defensive Stabilität der Dragons ist überragend: Insgesamt konnte man die reguläre Saison als bestes Team in dieser Wertung abschließen. Headcoach Fred Armstrong meint dazu: "Die Defense hat eine herausragende Saison gespielt. Die Spielintelligenz und die Geschwindigkeit gehören zu den Besten in ganz Europa und das haben sie auf dem Feld gezeigt."
Im Schnitt hat man 143,3 Passing-Yards und gar nur 60 Rushing Yards pro Spiel zugelassen (Gesamt 203,3 Yards). Entgegen des Erfogls im Halbfinale konnte man die gegnerischen Teams auf 11,7 Punkte pro Partie kommen lassen, das sind durchschnittlich gerade einmal etwas mehr als ein Touchdown und ein Fieldgoal in jedem Aufeinandertreffen. Ein 51:29-Spektakel, wie im Austrian Bowl 2022 kann man sich heuer also nicht erwarten.
Denn auch die Vikings, die damals mit der besten Offense der Liga kamen, mussten sich heuer diesen Rang ablaufen lassen. Die Violetten belegen hinter den Salzburg Ducks, Graz Giants und Prague Panthers nur Platz 4, dicht gefolgt vom Stadtrivalen.
Defense-Wunderkind nach Stotterstart als Aushängeschild
Besonders im Fokus der Dragons-Defense ist Jungstar Destiny Idiahi. Der 21-jährige Nigerianer aus der D-Line hat eine bewegende Geschichte hinter sich. Eigentlich startete er seine Sport-Karriere als Fußballer. Für die Wiener Viktoria war er bis vor vier Jahren in der Jugend und zwei Spiele für die Reserve im Einsatz. Allerdings ließ sich der Fußball-Traum aus zeitlichen Gründen mit der Schule nicht mehr vereinbaren.
Er wollte unbedingt weiter aktiv bleiben, dachte zuerst an Basketball oder Boxen, ehe er in der Schule Bekanntschaft mit einem Footballer machte. Seine Leidenschaft war spät aber doch geweckt. Nach einem Tryout bei den Dragons begann er in der Jugendmannschaft als Running Back, obwohl sein Vater aufgrund der harten Gangart dagegen war. Damals nahm ihn der Titel-Held des Vorjahres, Quarterback Chad Jeffries, als Headocach unter seine Fittiche. Nach nur einem Jahr kam bereits die nächste Beförderung. Stefan Pokorny, der damalige Cheftrainer des AFL-Teams der Dragons wollte das Ausnahmetalent unbedingt in seinem Team haben.
Allerdings auf einer neuen Position: Er sah Idiahis Stärken viel mehr in der Verteidigung, schupfte ihn ins kalte Wasser und funktionierte den Rookie zum Defensive-Liner um. Aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem damaligen Positions-Coach, ging Idiahi allerdings noch für ein Jahr in die zweite Mannschaft um Spielpraxis zu sammeln. Als Mentor und "großer Bruder" stand der ehemalige Star Byron Rhone dem Talent zur Verfügung und machte ihm Mut. Mit dem Analysieren mehrerer NFL-Videos machte Idiahi neugierig, doch ein Rat von Rhone überzeugte ihn: "Es hat nur Vorteile: Du bringst den Spieler zu Boden, nicht er dich."
Erst dritter Meister-Titeln in zwei Jahren, dann winkt die NFL
Von nun an ging es steil bergauf für den Shootingstar. 2022 war dann die erste volle Saison bei den Dragons, die gleich mit dem Meistertitel der AFL gekrönt wurde. Der Familienmensch (er lebt mit seinen Eltern und zwei jüngeren Schwestern zusammen in Wien) wurde im Anschluss von den Schwäbisch Hall Unicorns für den Rest der deutschen Meisterschaft verpflichtet. Auch mit denen holte er die Meisterschaft.
Sogar mehrere Angebote aus der ELF hatte er am Tisch liegen, doch er wollte zu seinem Stammverein zurück, wo er die, für seine Position ungewohnte Trikotnummer 3 trägt, zurück. Sie gilt als Dank für seinen ehemaligen Mentor Byron, der ihm den rasanten Durchbruch überhaupt erst möglich gemacht hatte.
Jetzt greift er mit den Dragons nach dem dritten Meister-Titel seiner noch jungen Karriere. Damit hat der Aufstieg aber noch kein Ende gefunden. Bereits im 2022 hätte der Wiener beim NFL-Pathway-Programm auflaufen sollen. Über diesen Weg schafften es auch der Tiroler Sandro Platzgummer und der Wiener Bernhard Seikovits in die beste Football-Liga der Welt. Während Platzgummer seit heuer in die ELF zu den Tyrol Raiders zurückgekehrt ist, hofft Seiovits noch auf einen Kader-Platz bei den Arizona Cardinals für die kommende NFL-Saison.
NFL-Scout reist für Shootingstar nach St. Pölten
Idiahi war letztes Jahr noch zu jung (Teilnahmekriterium ist ein Mindestalter von 21 Jahren), er will sich heuer im Oktober, beim Probetraining (Combine) in London in die Notizblöcke der NFL-Scouts spielen. Wenn er dort Top-Leistungen abruft könnte die Einladung zum Trainings-Camp in den USA folgen, wo er nach dem jährlichen Draft im März von einem Team gewählt werden kann.
Wie ernst es den US-Top-Klubs ist, zeigt auch die Tatsache, dass schon jetzt erste Vereine ihre Fühler nach dem Ausnahmetalent ausstrecken. oe24-Infos zufolge hat sich sogar ein NFL-Scout für den Austrian Bowl angemeldet. Er will sich von den Qualitäten des Verteidigers live vor Ort in St. Pölten überzeugen. Mit dem Selbstvertrauen und der Titelgarantie, die der Austro-Nigerianer mitbringt, stehen die Chancen gut, dass er schon bald das nächste Kapitel seiner Traum-Karriere aufschlagen kann.