Tennis
Fünfter US Open-Sieg in Folge für Federer
09.09.2008
Die langjährige Nummer 1 der Tenniswelt ließ Herausforderer Andy Murray keine Chance. Er siegte souverän in drei Sätzen.
Roger Federer hat beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres in New York alle Kritiker verstummen lassen. Mit einem souveränen 6:2,7:5,6:2-Finalsieg, der wieder stark an die Dominanz des Schweizers der vergangenen Jahre erinnerte, ließ er dem Schotten Andy Murray in dessen erstem Major-Finale keine Chance. Dass er das vielleicht schwierigste Jahr seiner Karriere, das mit Pfeifferschem Drüsenfieber begann, nicht ohne einen großen Einzel-Titel beenden muss, bedeutete dem 27-jährigen "die Welt."
Neuer Rekord
Dass er damit als erster Spieler seit 84 Jahren
fünfmal in Serie die US Open für sich entschied, ist hingegen "nur" einer
von vielen Rekorden des Ausnahmekönners. Ein Halbfinale und zwei Finali bei
Grand Slams 2008 hatte Federer bis dato zu Buche stehen, Olympia-Gold im
Doppel "im Vorbeigehen" mitgenommen. Was sich für jeden anderen als
sensationelle Saison darstellt, war für die langjährige Nummer eins der Welt
aber angesichts des verpassten Olympia-Einzelgoldes und des Verlusts der
Nummer-1-Position an Rafael Nadal selbst nicht zufriedenstellend.
Ein Titel fehlt auf Sampras
Dem nunmehr 13-fachen
Grand-Slam-Gewinner Federer fehlt damit nur noch ein Titel, um mit
Rekordhalter Pete Sampras gleichzuziehen. Mit nur zwei Turniersiegen 2008 im
Gepäck und einer sehr durchwachsenen Hardcourtbilanz kam Federer nach New
York. Obwohl er selbst darin nie eine Ausrede suchte, waren diese Ergebnisse
mitunter die Nachwirkungen einer Krankheit, die bereits Karrieren beendet
oder zumindest für lange Zeit unterbrochen hatte.
Offensive Spielweise
Der 27-Jahre alte "König von New York"
verdiente sich den fünften Erfolg in Serie im "Big Apple" mit offensiver
Spielweise: Von Anfang an suchte er immer wieder den Weg ans Netz und
überforderte so Murray, der am Vortag Rafael Nadal bezwungen hatte. Der
Schotte, der in der dritten Runde gegen Jürgen Melzer nur zwei Punkte vor
dem Aus stand, war vom Tempo her überfordert und konnte meistens nur
reagieren.
Nach einem schnellen ersten und 0:2 im zweiten Satz schaffte Murray zwar das Rebreak und hatte dann sogar drei Breakbälle zur 3:2-Führung, Federer behielt aber die Kontrolle und schaffte im zwölften Game mit einer erneuten Tempoverschärfung die Vorentscheidung. Im dritten Satz ging alles dann sehr schnell: Federer führte rasch 5:0 und durfte nach 111 Minuten über seinen 34. Sieg in Serie im Stadtteil Queens jubeln.
Fünfter Titel in Folge
Federer ist nicht nur der erste
Spieler nach Bill Tilden 1924, der fünf US-Open-Trophäen in Serie holt.
Sondern auch der erste Spieler, der es geschafft hat, bei zwei verschiedenen
Major-Turnieren fünfmal in Serie zu triumphieren. In Wimbledon war ihm
dieses Kunststück zwischen 2003 und 2007 gelungen. Es ist nun das sechste
Jahr in Serie, in dem Federer mindestens eine der vier wichtigsten Trophäen
gen Himmel stemmen durfte.
Einblicke ins Seelenleben
Nach dem Triumph gab er einen Einblick
in sein Seelenleben: "Ich bin immer positiv geblieben, auch nach dem
epischen Wimbledonfinale und der verlorenen Nummer-eins-Position. Das war
das Wichtigste." Das Wichtigste in einer Zeit, in der er nicht nur mit sich
zu kämpfen hatte: "Ich war manchmal genervt, weil mich plötzlich alle
möglichen verrückten Leute kontaktierten und meinten, ich brauche mentale
oder physische Hilfe."
"Leute sind aus einer Toilette herausgekommen und haben geglaubt, mir helfen zu können. Das hat wehgetan", erklärte der Schweizer. In der Stunde des Erfolgs genießt er freilich seine Popularität, die auch in der Millionen-Metropole grenzenlos ist: "Es ist unglaublich, wie viele Leute mich hier erkennen und mir Glück wünschen. Das ist einfach großartig."
Der Weltranglistenzweite gab aber auch zu: "Es geht nur um Siege. Halbfinali und Finali helfen mir in meiner Karriere nicht mehr wirklich weiter." Apropos Siege: Je fünf hat er nun in Wimbledon und bei den US Open. "Es ist schön, diese jeweils fünf Titel miteinander zu vergleichen. Nicht viele, oder eigentlich keiner kann das machen", meinte ein stolzer Federer.