Gerald setzt sich gegen Jürgen Melzer durch und zieht ins Halbfinale ein.
Gerald Melzer hat das Duell mit seinem neun Jahre älteren Bruder Jürgen gewonnen und kämpft am Freitag (2. Spiel nach 13.00 Uhr) gegen Paolo Lorenzi (ITA-4) um sein erstes ATP-Endspiel. Der 26-jährige Niederösterreicher besiegte im Viertelfinale des Generali Open in Kitzbühel Thiem-Bezwinger Jürgen Melzer nach 103 Minuten mit 3:6,6:3,6:1.
Gerald Melzer trifft nun am Freitag zum insgesamt vierten Mal auf den als Nummer vier gesetzten Italiener Paolo Lorenzi. Der Weltranglisten-107., der sich am Montag erstmals überhaupt in den Top 100 der ATP-Weltrangliste finden wird, hat zwei der vier Matches gegen Lorenzi gewonnen. Zuletzt in diesem Jahr sicher im Challenger-Finale von Bucaramanga (COL) mit 6:3,6:1.
Jürgen hatte zu Beginn das Heft in der Hand führte bis zu einer rund einstündigen Regenunterbrechung mit 6:3,30:0 und danach noch 3:2, ehe Gerald die Wende mit sieben Games in Folge zum 6:3 und einer 3:0-Führung im dritten Satz gelang. "Ich habe eineinhalb Sätze lang schlecht retourniert, viel zu viele Eigenfehler gemacht. Er hat am Anfang genau das gespielt, was mir wehtut. Ich bin dann immer besser reingekommen."
"Habe deswegen Probleme gehabt"
Gerald Melzer hatte mit der Situation gegen den älteren Bruder spielen zu müssen wohl etwas mehr Schwierigkeiten, er hielt sich mit Selbstanfeuerungen vor allem zu Beginn zurück. "Ich habe deswegen auch Probleme gehabt, ins Match zu finden, weil ich sehr davon lebe, dass ich eine aggressive Körpersprache habe. Aber wenn mir jemand gegenübersteht, der mir so viel bedeutet, ist das halt sehr schwierig."
Dass er nach dem für ihn gar nicht erfreulichen Davis Cup in der Ukraine nun im Semifinale von Kitzbühel steht, hat er nicht erwartet. "Es ist für mich eine Riesenüberraschung. Ich habe mich in der ersten Runde auch nicht wohl gefühlt, aber es ist mir von Tag zu Tag besser gegangen."
Sein Bruder freute sich für Gerald. "Natürlich bin ich enttäuscht, weil meine Leistung abgefallen ist, aber klar freue ich mich für ihn. Er hat eine sehr gute Chance ins Finale einzuziehen, das wäre mega."
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Regenpause hilft Gerald Melzer
Der frühere Weltranglisten-Achte meinte, dass die Regenpause Gerald mehr geholfen habe, als ihm selbst. "Im ersten Satz war ich schon um einiges besser. Im zweiten hat er begonnen, sehr viel Rückhand-Cross zu spielen und da habe ich auf der Rückhand ein bisserl einen Ast aufgezogen." Der Sieg gehe aber völlig in Ordnung.
Jürgen Melzer spielt nun in den kommenden Wochen drei Challenger, für die er jeweils Wildcards erhalten hat: in Scheveningen (NED), Liberec (CZE) und Trnava (SVK) sowie danach die Qualifikation für die US Open. Nach dem tollen Comeback mit dem Fünfsatz-Sieg am Sonntag in Kiew und dem Sensationssieg über Dominic Thiem spüre er nun eine gewisse Müdigkeit.
Für Gerald Melzer geht es nun um sein erstes Finale überhaupt auf der ATP-Tour. "Ich habe ihn schon zweimal geschlagen, weiß, was auf mich zukommt. Ich glaube, dass er meinem Spiel gut entgegenkommen wird, aber der läuft sich halt die Seele aus dem Leib." Melzer glaubt, dass es sehr von seiner eigenen Leistung abhängt, ob er Lorenzi neuerlich bezwingen kann.
Im Halbfinale wartet Lorenzi
Der 34-jährige Italiener Lorenzi erlebt im Herbst seiner Karriere einen Höhenflug, hat dieses Jahr als 48. sein bisher bestes Ranking erreicht und steht zum zweiten Mal nach Quito 2016 im Halbfinale. Sein bisher einziges Endspiel auf der Tour datiert aus dem Jahr 2014 (Sao Paulo).
"Ich bin glücklich. Es ist mir egal, wie lange es gedauert hat, dafür trainiere ich ja", meinte er nach seinem 3:08 Stunden-Marathonsieg über den Deutschen Jan-Lennard Struff. Das Match hätte schon nach 1:20 Stunden vorbei sein können, als er zwei Matchbälle beim Stand von 6:2,5:4, 40:15 im zweiten Satz nicht verwerten konnte. Am Ende hieß es 6:2,6:7(5),7:5 für den Mann aus Siena.
Gerald Melzer könnte nun sieben Jahre nach Bruder Jürgen (2008 Niederlage gegen Juan Martin del Potro/ARG) ebenfalls ins Kitz-Endspiel einziehen. Zuletzt war 2014 Thiem im Finale gestanden. Den bisher einzigen Kitzbühel-Titel für Österreich hat Thomas Muster 1993 geholt.
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