Oberösterreicher schreibt bei der ersten Etappe Geschichte.
Der 100. Giro d'Italia hat am Freitag mit einer rot-weiß-roten Sensation begonnen. Lukas Pöstlberger überrumpelte beim Auftakt der Italien-Rundfahrt auf Sardinien die Weltelite mit einem erfolgreichen Solofluchtversuch auf den letzten beiden Kilometern und gewann nicht nur als erster Österreicher eine Giro-Etappe, sondern schlüpfte auch als erster ÖRV-Radprofi ins Rosa Trikot des Gesamtführenden.
"Ich bin wirklich glücklich und zufrieden. Das ist natürlich der größte Sieg meiner Karriere. Es war aber auch irgendwie Zufall, um ehrlich zu sein. Wir sind eigentlich auf einen Sprint gefahren. Dann habe am Funk gehört, ich soll es alleine versuchen. Ich habe es probiert und es hat funktioniert - ich bin wirklich überwältigt", sagte Pöstlberger. Dem 25-jährigen Oberösterreicher wird am Samstag auf der zweiten Etappe die Ehre zuteil, das begehrte Führungstrikot tragen zu dürfen.
"Das ist unglaublich", stellte der auch in der Punktewertung führende Ex-Staatsmeister fest. Eigentlich war beim weitestgehend flachen Auftakt über 206 km alles auf einen Massensprint hinausgelaufen, nachdem eine Ausreißergruppe im Zielort Olbia eingeholt worden war. Rund 2.000 Meter vor dem Ziel ließen die unsortierten Sprintermannschaften dem antretenden Pöstlberger aber einen Vorsprung. Diesen baute der Bora-Profi auf dem Schlussstück sogar noch aus und konnte so bereits einige Meter vor dem Ziel mit dem Jubeln beginnen.
"Er hat das großartig ausgenutzt"
Für die schnellen Stars um Caleb Ewan (AUS/Orica) und Andre Greipel (GER/Lotto) blieb nur noch der Sprint um den zweiten Platz. Mit einem ähnlichen Angriff im Finale hatte sich Pöstlberger 2012 auch schon den Staatsmeistertitel gesichert. Und 2015 bei der Etappe der Österreich-Rundfahrt in Innsbruck holte er in dieser Manier seinen bis dato letzten Sieg.
Heuer deutete der 2016 vom Team Tirol zu Bora gewechselte Schwanenstädter sein großes Potenzial mit Platz fünf beim belgischen Eintagesrennen E3-Preis Harelbeke bereits an. Nach seinem Coup auf Sardinien durfte er sich fast 86 Jahre nach Max Bulla (1931 für einen Tag bei der Tour de France) als zweiter Österreicher das Führungstrikot einer der drei großen Landesrundfahrten überstreifen. Und das gleich bei seinem Debüt in einem dreiwöchigen Rennen.
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Bora-Sportdirektor Jens Zemke war natürlich überwältigt. "Damit haben wir nicht gerechnet. Lukas sollte eigentlich der vorletzte Anfahrer im Sprint sein, er hat die Situation dann großartig ausgenutzt", sagte Zemke. Mit dem Triumph sei das Giro-Ziel nun frühestmöglich bereits erreicht. "Der Traum war, eine Etappe zu gewinnen. Dass wir das gleich am ersten Tag schaffen, ist großartig", so der Deutsche.
Italiener unter Dopingverdacht
Auch Teamkollege Gregor Mühlberger freute sich mit. "Das Rosa Trikot ist fantastisch und das auch noch beim 100. Giro, das ist wirklich unglaublich", meinte der auf Rang elf gelandete Mühlberger über den Überraschungscoup seines oberösterreichischen Landsmannes. In der Bora-Truppe hatten auch noch der als Kapitän nominierte Patrick Konrad und Co-Sportdirektor Christian Pömer allen Grund zur Freude.
Die erste Etappe der Jubiläumsauflage war ohne die unter Dopingverdacht stehenden Italiener Stefano Pirazzi und Nicola Ruffoni in Szene gegangen. Das Duo aus dem Bardiani-Team war am Vorabend suspendiert worden. Auch der Platz des vor knapp zwei Wochen im Training tödlich verunglückten Michele Scarponi blieb im Gedenken an den ehemaligen Giro-Sieger frei. Seine zwei Landsmänner hatten in der Vorwoche positive Tests auf das Wachstumshormon-Peptid GHRP abgegeben.
Die B-Proben stehen noch aus. Pirazzi und Ruffoni drohen Sperren von bis zu vier Jahren. Ihr Teamchef Bruno Reverberi betonte, dass er und der Rennstall nichts mit den mutmaßlichen Dopingvergehen zu tun hätten.