Rücktritt
Gradwohl verweigerte Dopingtest
04.05.2010
Marathonläuferin verweigerte in Kroatien Dopingtest, trat danach zurück.
Die sportliche Karriere von Eva-Maria Gradwohl hat ein unrühmliches Ende genommen. Die Marathonläuferin, die mit Walter Mayer liiert ist, der als Auslöser der Dopingaffäre bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin gilt, hat vergangene Woche einen Dopingtest verweigert und am Montag ihre Karriere beendet. Die Rechtskommission der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) hat bereits ein Verfahren gegen die 37-Jährige eingeleitet.
Wie ein positiver Test
"Die Verweigerung eines Dopingtests ist
als positiver Dopingtest zu werten. Da fährt der Zug drüber", sagte
NADA-Geschäftsführer Andreas Schwab. Die NADA hat die Athletin am Montag per
E-Mail über die Einleitung eines Verfahrens in Kenntnis gesetzt, wollte
Dienstagfrüh den Österreichischen Leichtathletikverband (ÖLV) und
anschließend - wie es der normale Weg ist - die Medien informieren.
Urlaub oder Trainingslager?
Dem kam allerdings Mayer, der frühere
Trainer im Österreichischen Skiverband (ÖSV) am späten Montagabend zuvor, in
dem er sich an die Öffentlichkeit wandte, die Athletin selbst gab auf ihrer
Internet-Homepage ihren Rücktritt vom Spitzensport bekannt. Das von der NADA
nach Kroatien geschickte Kontrollteam hatte nicht nur Gradwohl, sondern auch
Mayer vorgefunden. Das Paar befand sich nach eigenen Angaben auf Urlaub und
nicht in einem Trainingslager.
"Will nicht ständig auf Kontrolle warten"
Auf
ihrer Website schreibt Gradwohl, dass sie den Gedanken, aufzuhören, schon
lange mit sich herumtrage, und ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen
sei. "Ich bin es leid, jeden Tag anzugeben, wo ich bin, und was ich mache,
und eine Stunde des Tages zu warten, ob eine Dopingkontrolle kommt",
erklärte die Mutter eines Buben, die am 11. April den Linz-Marathon in
2:34:10 Stunden gewonnen und sich damit für die EM in Barcelona qualifiziert
hatte. Als die Dopingkontrollore sie "am Strand aufgespürt haben", habe sie
eine geplante Bootsfahrt mit Freunden nicht verschieben wollen.
Zurück zum "Hobby- und Gesundheitssport"
Sie hätte
ihre Freizeit genießen wollen, was als Leistungssportlerin nicht möglich
gewesen sei. "Ich habe die Dopingkontrolle abgebrochen, was ein klarer
Regelverstoß ist, und somit muss ich auch die Konsequenzen tragen", erklärte
Gradwohl, die wieder "zum Hobbysport, zum Gesundheitssport" zurückwolle. Mit
der Verweigerung des Dopingtests hat sie dem Profisport, der Leichtathlet
und ihrem Club LCC Wien aber ein zweifelhaftes Abschiedsgeschenk gemacht,
ist die Szene in den vergangenen Jahren doch mit zu vielen Dopingfällen ins
Zwielicht geraten.
Gradwohl war erst im Jänner zum Wiener Traditionsverein gewechselt, der Athletinnen wie Susanne Pumper, Jolanda Ceplak (SLO), Helena Javornik (SLO), Lisa Hütthaler und Bettina Müller-Weissina in seinen Reihen hat oder hatte, die alle Doping-Sperre abgesessen haben und/oder aktuell mit einem Verfahren konfrontiert sind. Auch für ÖLV-Generalsekretär Helmut Baudis ist der Gradwohl-Fall klar, es handle sich um einen "ganz eindeutigen Verstoß gegen die Anti-Doping-Bestimmungen".
Mehrmals getestet
Die gebürtige Weizerin, die u.a. viermal den
Marathon in Linz sowie fünfmal jenen in Graz gewonnen hat, hält bei einer
Marathon-Bestzeit von 2:30:51 Stunden, sie zählt als A-Kaderathletin des ÖLV
zum höchsten Testpool der NADA. "Sie ist heuer bereits mehrmals kontrolliert
worden", sagte Schwab, für den es "kaum eine klarere Situation als eine
Testverweigerung" gibt. Zudem habe Gradwohl dies in Kroatien auch
unterschrieben.
Mayer-Liaison wenig förderlich
Seit im Dezember 2006 die
Liaison von Gradwohl und Mayer öffentlich wurde, musste sie sich immer
wieder gegen Doping-Verdächtigungen erwehren. Als sich Gradwohl für die
Olympischen Spiele 2008 qualifiziert hatte, erklärte das Österreichische
Olympische Komitee (ÖOC), dass die Anwesenheit von Mayer in China
unerwünscht sei. Mayer, der in Österreich verdächtigt wird, gegen das
Anti-Doping-Gesetz verstoßen zu haben, saß im März/April 2009 über fünf
Wochen in Untersuchungshaft. Anklage liegt derzeit hierzulande keine vor.
Mayer wird aber auf anderer Front der Prozess gemacht. In Susa wird seit Oktober vergangenen Jahres gegen zehn aktuelle und ehemalige Vertreter des ÖSV wegen des Dopingskandals bei den Winterspielen 2006 verhandelt. Laut Artikel 9 des italienischen Anti-Doping-Gesetzes drohen bis zu zwei Jahren Haft, die jedoch im Rahmen des allgemeinen Strafnachlasses nicht zur Anwendung kommen werden.