Nach der Beichte von Ex-Profi Kohl und der Verhaftung seines früheren Managers Matschiner steht jetzt ein ganzes Radteam unter Verdacht. Die Sportler stolperten über ihre Handys …
Durch die Ermittlungen der SOKO Doping des Bundeskriminalamtes wird in der Profi-Sportszene kein Stein auf dem anderen bleiben. Wie ÖSTERREICH berichtete, brachten vor allem die Aussagen von Ex-Rennfahrer Bernhard Kohl das Fass zum Überlaufen.
Kohl belastet neben seinem Ex-Manager Stefan Matschiner auch ein Labor für Blutplasma. Außerdem verpfiff Kohl den „Sportler des Jahres 2005“ Georg Totschnig und den Langläufer Christian Hoffmann. Über Matschiner, der am Dienstag festgenommen wurde, wird wohl ebenso wie über den Ex-ÖSV-Trainer Walter Mayer die U-Haft verhängt.
Recherchen
Während Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt derzeit
neue Verhaftungen aus dem Bereich des Profisports offiziell ausschließt,
stieß ÖSTERREICH bei seinen Recherchen auf einen weiteren Doping-Krimi, der
die Radsportszene in ihren Grundfesten erschüttert:
Demnach steht nun ein ganzes heimisches Radteam unter EPO-Verdacht. Zugetragen hat sich der unglaubliche Vorfall vor wenigen Tagen bei einem Bewerb in Kroatien. Dabei wurden zwei österreichische Teams von den Doping-Fahndern der Nationalen Anti-Doping-Agentur NADA in Bausch und Bogen auf das Blutdoping-Mittel EPO getestet. Dabei sollen von einer Mannschaft bis zu zehn von 13 Sportlern ein positives A-Ergebnis abgeliefert haben.
Handys abgehört
Aberwitzig sind die Hintergründe, wie die
NADA zu den verräterischen Blutproben kam. Wie ein anonymer Informant
gegenüber ÖSTERREICH schildert, waren die NADA-Jäger nach einer ersten
Überprüfung wieder auf dem Heimweg. Da bekamen sie von der SOKO Doping
aufgrund abgehörter Handys den Hinweis, dass die Rad-Profis – kaum dass die
NADA weg war – exzessiv zu Dopingmitteln griffen. Die NADA-Mitarbeiter
drehten sofort um und holten sich frische Blutproben, die jetzt erst einmal
zur Analyse in einem Labor in Lausanne in der Schweiz sind.
Steigt TV aus?
Angesichts dieser Entwicklungen wackelt jetzt die
heurige Österreich-Rundfahrt. Radsport-Generalsekretär Rudolf Massak: „Wenn
das alles so weitergeht, kann sich jeder ausrechnen, dass die Veranstaltung
kippt.“ Der ORF gab am Mittwoch bekannt, dass es heuer zumindest keine
Live-Übertragungen geben wird. Doch auch die geplanten Aufzeichnungen und
TV-Zusammenfassungen könnten gestrichen werden. Überträgt der ORF gar nicht,
werden die Veranstalter die Österreich-Radrundfahrt ganz canceln.
Indes hat die SOKO Doping angekündigt, auch den Breitensport, Fitnessstudios und ausländische Sportler, die sich bei uns mit EPO behandeln ließen, ins Visier zu nehmen.