Der Ex-Radstar will dem Triathleten drei Ampullen Amth-2 im Austausch für CERA gegeben haben. Hempel weist das zurück: "Ich weiß nicht einmal, was das ist."
Der wegen EPO-Dopings gesperrte und mittlerweile zurückgetretene Radprofi Bernhard Kohl hat erstmals zugegeben, verbotene Substanzen nicht nur selbst konsumiert, sondern diese auch weitergegeben zu haben. Kohls Rechtsvertreter Manfred Ainedter präzisierte: "Es stimmt, dass Kohl dem Hannes Hempel etwas gegeben hat."
Dopingaustausch mit Hempel
Konkret behauptet Kohl, er habe dem
früheren Radprofi und nunmehrigen Triathleten drei Ampullen Amth-2 - in der
Wirkung angeblich Testosteron vergleichbar - zu je einem Milliliter
überlassen, wobei allerdings derzeit fraglich ist, ob diese Substanz unter
das Arzneimittelgesetz oder das Anti-Doping-Gesetz fällt. Die entsprechenden
chemischen Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen. Auf Nachfrage im
Austrian Research Center (ARC) und von der WADA akkreditierten Labor in
Seibersdorf war zu erfahren, dass man derzeit damit beschäftigt sei, der
Substanz auf den Grund zu gehen.
Deal vor Anti-Doping-Gesetz
"Die Übergabe hat glaublich
Anfang 2008 stattgefunden", sagte Ainedter. Falls das zutrifft, wäre
diese nicht nach dem erst im vergangenen August in Kraft getretenen
Anti-Doping-Gesetz, sondern allenfalls nach dem Arzneimittelgesetz strafbar.
Die Kosten für das Amth-2 will Kohl mit drei insgesamt 300 Euro teuren
CERA-Spitzen "gegenverrechnet" haben, die er zuvor von Hempel
erhalten habe. Er selbst habe das neue Mittel über seinen früheren Manager
Stefan Matschiner kennengelernt.
Untersuchungen durch Staatsanwalt
Die "SoKo Doping"
wird Kohl kommenden Montag zu den neuen, von ihm erhobenen Vorwürfen
befragen. Die Staatsanwaltschaft Wien dürfte gegen den Ex-Radprofi - sollten
sich seine Angaben als inhaltlich zutreffend erweisen - weitere
Ermittlungsschritte setzen. Gegen Kohl sind bereits Untersuchungen im
Zusammenhang mit einer möglichen Beteiligung am von Matschiner betriebenen
Blutdoping im Gang.
Anwalt stellt sich vor Kohl
Auf die Frage, weshalb Kohl erst
jetzt die Weitergabe von dubiosen Substanzen zugebe, erwiderte sein Anwalt: "Das
war bisher nie Thema. Er ist nicht verpflichtet, sich selbst zu belasten."
Die nunmehrige Selbstbezichtigung ist für Ainedter "ein weiterer
Hinweis, dass Kohl immer die Wahrheit gesagt hat und weiter sagen wird".
Sogar Haftstrafe droht
Ainedter dementierte kursierende
Gerüchte, denen zufolge Kohl auch weitere Sportler aus der Radsport-Szene -
womöglich noch in der zweiten Jahreshälfte 2008 - mit Mitteln versorgt haben
soll. Sollte Kohl das dessen ungeachtet nachgewiesen werden können, wäre ein
derartiges Verhalten jedenfalls nach dem Anti-Doping-Gesetz strafbar.
Möglicher Strafrahmen: Bis zu drei Jahre Haft.
Hempel bestreitet Vorwurf
Der Triathlet Hannes Hempel hat die
Aussagen Kohls in einer eidesstattlichen Erklärung schriftlich und vor
laufender ORF-Kamera bestritten: "Ich, Herr Hannes Hempel, erkläre hiermit
eidesstattlich, dass ich weder von Herrn Bernhard Kohl noch von irgendjemand
anderem Dopingmittel oder gar Ampullen Amth-2 erhalten habe."
"Weiß nicht einmal, was das ist"
"Ich habe niemals
Dopingmittel erworben, besessen oder an einen anderen weitergegeben. Ich
habe auch niemals Dopingmethoden angewendet", heißt es in der Erklärung
weiter. Zum Thema Kohl versicherte Hempel: "Ich habe von Bernhard Kohl keine
3 Ampullen Amth-2 erhalten. Ich weiß nicht einmal, was das ist. Das ist eine
ungeheuerliche Lüge von Bernhard Kohl."
"Kohl ist unglaubwürdig"
Hempels Anwalt Herwig
Hasslacher bezweifelt die Glaubwürdigkeit von Kohl. "Zu den Aussagen von
Bernhard Kohl kann ich als Anwalt nur den Kopf schütteln. Das ist das letzte
Aufbäumen eines Sportlers, der mit seiner Dopingaffäre dem Sport und anderen
Sportlern großen Schaden zugefügt hat", so Hasslacher. "Bernhard Kohl ist
absolut unglaubwürdig." Das müsse auch die Nationale Anti-Doping-Agentur bei
weiteren Schritten bedenken.
Hasslacher argumentierte mit den Aussagen Kohls, von wem er CERA erhalten hatte. In einem Interview mit dem Internet-Portal laola1.at hatte der Ex-Radprofi im November des Vorjahres ursprünglich behauptet, das EPO-Derivat von einer Person bekommen zu haben, die "noch nie irgendwie mit Doping oder Sport zu tun" gehabt hat. Der Name der Person sei "in den Bereichen Doping und Sport absolut unrelevant", versicherte Kohl.
"Drei verschiedene Versionen"
Vor der "SoKo Doping"
sagte Kohl dagegen laut Hasslacher aus, drei Ampullen CERA um 300 Euro von
Hempel gekauft zu haben. Hempel hatte als Ex-Radprofi und Triathlet im Sport
sehr wohl eine Rolle gespielt. "Jetzt kommt er damit, dass das im
Tauschgeschäft gegen das Mittel Amth-2 geschehen ist. Er hat binnen
kürzester Zeit drei verschiedene Versionen aufgetischt", meinte Hasslacher.
"Da kann man sich seine eigene Meinung über den Herrn Kohl bilden."
An einer anderen Front ist Hempel zum Abwarten gezwungen. Mit einer Einstweiligen Verfügung will er seinen Start beim Ironman Austria in Klagenfurt erwirken. Am Dienstag waren Hempel und Triathlon-Veranstalter Stefan Petschnig, der den Kärntner wegen der Doping-Vorwürfe nicht bei seinem Heimevent antreten lassen will, vom Richter zur Anhörung geladen. "Wir erwarten in den nächsten zwei Tagen eine Entscheidung", sagte Hasslacher.