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Irre: Dänen-Klub bastelt an Pyro-"Light"

22.03.2017

Fußballgefühle und Feuerwerk: Bröndby testet harmlosere Pyrotechnik.

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Wenn Fußballfans im Stadion Feuerwerk zünden, ist das nicht nur gefährlich, sondern kommt die Vereine meist teuer zu stehen. So auch den dänischen Spitzenclub Bröndby IF, der darum auf die Idee eines Pyrotechnikers hin gemeinsam mit Fans ungefährlichere Feuerwerkskörper entwickeln will. Bröndby hofft, dass die Erfindung zum Exportschlager in Europa wird.

Kein anderer Verein in Dänemarks höchster Liga kassiert so oft so dicke Geldstrafen für illegale Pyrotechnik wie Bröndby. "Es gibt ja nicht einen einzigen Fußballverein auf der Welt, dem es gelungen ist, den Gebrauch von römischen Lichtern einzudämmen", erklärte jüngst Bröndbys Fanbeauftragter Lasse Bauer. "Wir wissen nicht, ob das hier eine endgültige Lösung sein wird - es kann auch sein, dass wir damit scheitern. Aber wir werden nicht aufhören, es zu versuchen, denn die jetzige Situation ist untragbar."

Verein ist gefangen zwischen zwei Lagern
Seit römische Lichter, die im Gegensatz zu bengalischen Feuern nicht über einen Griff verfügen, in den 1990er-Jahren in Dänemark verboten worden sind, befinden sich Fans und Liga-Verantwortliche im Clinch. "Und Bröndby ist als Fußballverein gefangen zwischen den beiden Lagern", betonte Bauer. Während die Strafen in die Höhe geschraubt wurden, hätten Fans das Feuerwerk als ihren letzten Ausdruck von Antiautorität und Unabhängigkeit gesehen. Für viele sei Pyrotechnik so natürlich wie der Fanschal und die Clubfahne.

"Klar gibt es da auch so ein Bedürfnis, zu beweisen, dass man sich mehr traut als die gegnerischen Fans und sich auch ans Illegale wagt", erläuterte Bauer. Die Hoffnung des Vereins: Wenn legale Pyrotechnik einen genauso starken Lichteffekt hervorrufen kann, sind die Fans vielleicht in Zukunft geneigt, diese mehr zu nutzen.

Genau daran haperte es aber noch beim ersten Entwurf, mit dem Pyrotechniker Tommy Cordsen auf Bröndby und seine Fans zukam. "Wir konnten schnell sehen, dass der nicht kräftig genug leuchtete", sagte Bauer. Denn die neue Technik soll legal und sicher sein und so wenig wie möglich qualmen, aber auch einen ordentlichen Lichteffekt bieten. "Es macht keinen Sinn, ein Produkt einzuführen, das unsere Fans ohnehin nicht nutzen wollen", stellte Bauer klar. "Also haben wir uns mit den Fans zusammengesetzt und dem Pyrotechniker ihre Kritik übermittelt." Am Ende sollen es schließlich auch die Anhänger sein, die das Feuerwerk kaufen und Gleichgesinnten schmackhaft machen.

Neues Material wird getestet
Herausgekommen ist eine zweite Version, die der zuständigen Behörde innerhalb der EU - der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) in Berlin - jetzt zur Genehmigung vorliegt. "Wir sind damit nicht am Ziel, aber wir haben 70 bis 75 Prozent der Lichtstärke erreicht, die wir haben wollen", erklärte Bauer. Im Vergleich zur heute von den Fans genutzten Pyrotechnik qualmt das neue Feuerwerk nach Bröndby-Angaben 90 Prozent weniger - und ist viel kälter: "Man kann mit der Hand durchgreifen, ohne sich zu verbrennen", sagte Bauer. "Und du kannst ein Fußballtrikot damit streifen, ohne dass es schmilzt."

Hundertprozentig sicher kann der Verein das Stadionerlebnis für seine Anhänger damit nicht machen. Aber das hätten die Kontrollen bisher viel weniger geschafft, monierte Bröndbys Sicherheitsbeauftragter Mickel Lauritsen. "Wir tun alles, was wir können, um sicherzugehen, dass nichts reinkommt." Aber es nütze auch nichts, "ein Fußballstadion in eine Festung zu verwandeln", sagte der Sicherheitschef. "Wenn man eine Kontrolle hat wie am Flughafen, kann man genauso gut hinter verschlossenen Türen spielen", meinte Bauer.

Pyro kostete Verein viel Geld
Wie viel die Fan-Feuerwerke den Verein insgesamt schon gekostet haben, wollte Lauritsen nicht verraten. Nur soviel: "Wir würden das Geld gern für andere Dinge ausgeben." Zuletzt war der Club nach einem Qualifikationsspiel für die Europa League bei Hertha BSC abgestraft worden, nachdem die Fans des dänischen Kultvereins vom Gästeblock aus Pyrotechnik abgefeuert hatten. Bröndby wurde von der Europäischen Fußball-Union mit 30.000 Euro zur Kasse gebeten. Außerdem mussten beim folgenden Europa-League-Play-off-Heimspiel gegen Panathinaikos Athen 2.000 Sitze mehr als sonst im Europacup leer bleiben.

Von solchen UEFA-Sanktionen will Bröndby künftig verschont bleiben und deshalb die neue Pyrotechnik möglichst schnell im Stadion testen. Doch mit grünem Licht von der BAM rechnet der Verein frühestens im Sommer. Bröndby hofft, im Herbst erstmals legale Feuerwerkskörper im Fanblock leuchten zu sehen.

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